Olympia 2024 in Paris: die deutsche Bilanz
Vier Starter bei den Herren in Paris, vier Starterinnen bei den Damen. Dazu ein Mixed und je zwei Damen- und Herrendoppel – das deutsche Starterfeld beim olympischen Turnier war groß mit 13 potenziellen Chancen auf eine Medaille. Am Ende ging Team Deutschland leer aus. Die Analyse.
Auf ihn hatte man gehofft – Alexander Zverev. Der Goldmedaillengewinner von Tokio 2021 war – wie so oft – „the last man standing“, wenn es um die Deutschen bei Großereignissen geht. Dazu zählen Grand Slams, die Masters und natürlich Olympia. Am späten Donnerstagnachmittag war auch sein Traum von einer weiteren Medaille geplatzt. Zverev unterlag Lorenzo Musetti 5:7, 5:7. Fakt ist, dass der 22-jährige Italiener mit einer einhändigen Rückhand zum Niederknien in der Form seines Lebens ist. Fakt ist – zumindest in diesem olympischen Viertelfinale –, dass er Zverev mit seinem variablen Spiel überlegen war. Musettis Stoppbälle waren eine Augenweide. Den ersten Aufschlag brachte er mit sagenhaften 99 Prozent ins Feld. Fakt ist aber auch, dass Zverev nicht in Bestform war. Insgesamt schlug er schwach auf. Was auch die Zahlen belegen. Landete sein erster Aufschlag im gegnerischen Feld, machte er nur zu 66 Prozent den Punkte.
CAPOLAVORO MUSETTI 😍😍😍
L’azzurro batte Alexander Zverev, campione olimpico in carica, e conquista la semifinale a Parigi 2024 💪💙#HomeOfTheOlympics #Paris2024 #Tennis #Musetti pic.twitter.com/xD8dZAqDOs
— Eurosport IT (@Eurosport_IT) August 1, 2024
Körperliche Probleme bei Zverev
Zverev, mit dem Adler auf dem Stirnband, trug diesmal ein weißes Shirt. Gegen Tomas Machac im Achtelfinale lief er noch in Schwarz auf. Es war das Match, wo er mit der Hitze – 37 Grad auf dem Court – überhaupt nicht klarkam. Auch wenn er in zwei Sätzen siegte (6:3, 7:5), hatte man teilweise den Eindruck, er könne sich kaum bewegen. Nach seinem Aus gegen Musetti kündigte Zverev an, sich durchchecken zu lassen. Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis: Zverev war in Olympia 2024 nicht fit genug. Hatte er sich im olympischen Dorf einen Infekt eingefangen? Vielleicht. Auch WG-Mitbewohner Jan-Lennard Struff war nicht fit. Zum Achtelfinale gegen Corentin Moutet trat er nicht an. Dabei schien Struff ein Geheimtipp auf eine Medaille zu sein, die Auslosung war günstig.
Krawietz/Pütz enttäuschen, Lichtblick Koepfer
In jedem Fall auch im Doppel an der Seite von Dominik Koepfer. Die Niederlage im Viertelfinale gegen die Australier Ebden/Peers mag man noch verschmerzen. Dass die an Position zwei gesetzten Kevin Krawietz und Tim Pütz ebenfalls schon im Viertelfinale ausschieden, war so nicht eingeplant. 6:3, 1:6, 5:10 lauteten die traurigen Zahlen gegen die Tschechen Machac/Pavlasek. Zu wenig, muss man attestieren. Wenn es einen Lichtblick im deutschen Herrenteam gab, war es Koepfer, der im Achtelfinale gegen Novak Djokovic zumindest einen Satz stark aufspielte. Am Ende hieß es 5:7, 3:6 für den Serben.
Desaströse Damen-Bilanz, Kerber blüht ein letztes Mal auf
Bei den Damen überstrahlte die „Angie“-Story alles. Hauchdünn scheiterte sie bei ihrem letzten Turnier. Es war eine der emotionalsten Geschichten der letzten Jahre und entschädigte für den Rest. Der war dürftig. Im Einzel gab es gleich im ersten Match Klatschen für Laura Siegemund, Tamara Korpatsch und Tatjana Maria. Wobei Maria die Negativspirale toppte: 0:6, 0:6 gegen Maria Lourdes Carle. Zur Einordnung: Die Argentinierin ist die Nummer 85 der Welt. Über die Doppel Korpatsch/Maria und Siegemund/Kerber muss man leider auch den Mantel des Schweigens hüllen. In Summe holten sie acht Spiele gegen Gegnerinnen, die nicht annähernd zur Weltelite zählen.
Angelique Kerber: Trotz Niederlage bei Olympia einer ihrer größten Siege
Was bleibt? Keine Medaille. Nicht einmal ein Spiel um eine Medaille. Zu wenig bei 13 zumindest theoretischen Medaillenchancen.