Angelique Kerber

Gefeierter Abschied: Angelique Kerber spielte in ihrem letzten Turnier bei Olympia noch mal groß auf. @Imago

Karriereenden der Tennis-Stars: Der schwere Abschied

Angelique Kerber und Andy Murray haben bei Olympia 2024 in Paris ihre Karriere beendet. Wie haben andere Topstars ihren Abschied gestaltet? Ein Rückblick.

Wie soll man als Topspieler im Tennis seine Karriere beenden? Gehen mit einem großen Knall, solange man noch um große Titel spielt? Oder so lange weiterspielen, wie Freude am Tennis vorhanden ist und der Körper dies auch noch zulässt? „Das Ende muss nicht perfekt sein“, sagte Roger Federer einst zu der Frage, die er jahrelang hörte. Es gibt verschiedene Wege, eine illustre Karriere zu beenden. Manche Spieler wählen ein bestimmtes Turnier zum Abschluss ihrer Laufbahn und kündigen dies auch öffentlich an. Andere erklären ihren sofortigen Rückzug vom Profitennis und überraschen damit Fans und Medien. Und dann gibt es Profis, die sich bei der Entscheidungsfindung lange Zeit lassen oder nach großer Pause noch einmal ein Comeback wagen. tennis MAGAZIN erinnert daran, wie die Champions Goodbye gesagt haben.

Andy Murray

Für Andy Murray war nach den Olympischen Spielen in Paris Schluss. ©Imago

Roger Federer

Diese Nachricht kam zwar nicht überraschend, doch als sie schließlich da war, schlug sie ein wie ein Blitz. Eine Woche vor dem Laver Cup 2022 in London kündigte Roger Federer in einem emotionalen Audio-Statement in den sozialen Medien sein Karriereende an. Der Laver Cup werde sein letztes Event als Profispieler sein. „Ich habe hart gearbeitet, um wieder voll in Form zu kommen. Aber ich kenne auch die Fähigkeiten und Grenzen meines Körpers, und seine Botschaft an mich war in letzter Zeit eindeutig“, sagte Federer. Er müsse nach 24 Jahren und mehr als 1500 Spielen erkennen, dass „es Zeit ist, meine Wettkampfkarriere zu beenden“. „Ich betrachte mich als einen der glücklichsten Menschen der Welt. Mir wurde das besondere Talent gegeben, Tennis zu spielen, und ich habe es auf einem Niveau getan, das ich mir nie vorstellen konnte, und das viel länger, als ich es je für möglich gehalten hätte“, sagte er weiter.

 

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Nachdem er nach der Viertelfinalniederlage gegen Hubert Hurkacz in Wimbledon 2021 nicht mehr auf dem Platz gestanden hatte, spielte Federer beim Laver Cup an der Seite von Rafael Nadal im Doppel sein letztes Match. Der Abschied des Maestros war tränenreich und kitschig. Im letzten Match seiner Karriere verlor er an der Seite seines Dauerrivalen Nadal im Match-Tiebreak des dritten Satzes – nach Vergabe eines Matchballs. Es war irgendwie ein passendes Spiegelbild einer nahezu perfekten Karriere. Denn neben all der zahlreichen Erfolge und Rekorde in der Karriere von Federer hat er auch viele Matches nach Matchball noch verloren. Zum Karriereende von Federer ist die Doku „Zwölf Letzte Tage“ entstanden.

Roger Federer – Laver Cup 2022

Roger Federer wurde beim Laver Cup 2022 in London von seinen Tennis-Kollegen feierlich verabschiedet. ©Imago

Serena Williams

Serena Williams hat passenderweise die US Open als ihr letztes Turnier auserkoren. Die US-Amerikanerin gewann in New York im Alter von 17 Jahren ihren ersten Grand Slam-Titel. Insgesamt 23 Triumphe bei Grand Slam-Turnieren sind es bis zum Abschluss geworden – Rekord in der Profiära im Damentennis. Bei den US Open 2022 endete die illustre Karriere von Williams in der dritten Runde. Ajla Tomljanovic siegte in drei Sätzen. „Es hat großen Spaß gemacht, es war eine unglaubliche Reise. Ich möchte einfach allen danken, die Jahrzehnte auf meiner Seite waren“, sagte Williams mit Freudentränen nach dem letzten Match ihrer Karriere.

Serena Williams – US Open 2022

Serena Williams spielte bei den US Open 2022 ihr letztes Match. ©ImagoBild: Imago

Steffi Graf

Den letzten Schlag, den Steffi Graf schlug, war ihre gefürchtete Slice-Rückhand. Damit punktete die „Gräfin“ am 3. August 1999 im Erstrundenmatch beim WTA-Turnier in Carlsbad gegen Amy Frazier – und gab danach die Partie beim Stand von 6:4, 5:7, 1:2 und Einstand auf. Der Grund: eine Verletzung am linken Oberschenkel. „Es war sehr schmerzhaft. Ich konnte keine weitere Bewegung machen“, kommentierte Graf. Zehn Tage später gab die Deutsche auf einer Pressekonferenz in Heidelberg ihr Karriereende bekannt. „Ich bin selbst über den Zeitpunkt der Entscheidung überrascht, weil ich gedacht habe, ich spiele bis Ende des Jahres. Nach Wimbledon hatte ich keine einfachen Wochen. Erstmals hatte ich den Spaß am Tennis verloren. Das war ein Gefühl, das ich nicht kannte“, erklärte Graf.

In den Endzügen ihrer Karriere drehte die von Verletzungen geplagte Graf noch einmal auf. Dem Triumph bei den French Open im Finale gegen Martina Hingis folgte der Einzug ins Finale in Wimbledon. „Es gibt nichts mehr zu erreichen. Es ist eine Erleichterung“, sagte die Nummer drei der Welt nach 22 Grand Slam-Titeln und 377 Wochen als Nummer eins.

Steffi Graf – French Open 1999

Kurz vor dem Abschluss ihrer Karriere gewann Steffi Graf die French Open und erreichte das Finale in Wimbledon. ©Imago

Boris Becker

Es hätte für Boris Becker, den dreimaligen Wimbledon-Champion, keinen passenderen Abschied von der Tennisbühne geben können als in „seinem Wohnzimmer“, wie der Deutsche den Centre Court in Wimbledon stets nannte. Nachdem er 1997 nach der Niederlage im Viertelfinale gegen Pete Sampras eigentlich erklärt hatte, Wimbledon sei sein letztes Grand Slam-Turnier und er würde nun die Karriere locker ausklingen lassen, juckte es Becker doch noch in den Fingern. Wimbledon 1999 sollte sein letztes Turnier sein. Es wurde beinahe zum Fiasko. Denn in der ersten Runde stand der 31-Jährige gegen den schottischen Wildcard-Spieler Miles MacLagan sensationell vor dem Aus, als er auf Court 2, dem „Friedhof der Stars“, drei Matchbälle abwehren musste.

Nach dem Zittersieg durfte Becker dann auf seinem geliebten Centre Court ran und besiegte Nicolas Kiefer und Lleyton Hewitt souverän. Im Achtelfinale gegen Patrick Rafter war er jedoch chancenlos und wurde mit stehenden Ovationen verabschiedet. „Es war eine tolle Liebesaffäre wie nirgendwo sonst in der Welt“, sagte Becker zum Karriereende in Wimbledon, wo er siebenmal das Finale erreicht hatte. Zwei Jahre später griff Becker aber noch einmal zum Schläger und trat beim ATP-Turnier in Cincinnati im Doppel an der Seite von Goran Ivanisevic an. Er verlor jedoch deutlich gegen das Top-Duo Jonas Björkman/Todd Woodbridge.

Boris Becker – Wimbledon 1999

Abschied in seinem „Wohnzimmer”: Boris Becker sagte beim Wimbledonturnier 1999 Tschüss. ©Imago

Martina Navratilova

Es gibt wohl kaum eine Spielerin, die Tennis so sehr gelebt und geliebt hat wie Martina Navratilova. „Tennis hat mir eine Seele gegeben“, sagte die Grande Dame des Damentennis. Eigentlich war die Einzel-Karriere von Navratilova 1994 im Alter von 38 Jahren zu Ende. Doch sie konnte es nicht lassen und wollte ihre Grenzen austesten. 2002 kam sie für ein Turnier aus dem Ruhestand zurück. 2004 spielte sie das letzte Mal im Einzel in Wimbledon und erreichte die zweite Runde – mit 47 Jahren. „Der Tennisball weiß nicht, wie alt du bist“, philosophierte Navratilova, die mit 48 Jahren ihr letztes Einzel bestritt, damals im tennis MAGAZIN-Interview. Im Doppel ging es noch weiter. Wie für Andre Agassi wurden die US Open 2006 die Abschiedsvorstellung der 49-Jährigen, die mit einem großen Knall endete. Im Mixed an der Seite von Bob Bryan gewann sie ihren 59. Grand Slam-Titel.

Martina Navratilova – US Open 2006

Martina Navratilova gewann zum Abschluss ihrer Karriere bei den US Open 2006 den Mixedtitel. ©Imago

Andre Agassi

Vor den US Open 2006 war klar: Es wird das letzte Turnier für Andre Agassi. Der Körper des 36-jährigen US-Amerikaners hielt den Belastungen nicht mehr stand. Wegen Rückenschmerzen schlief er lieber auf dem harten Fußboden anstatt auf einer weichen Matratze. Nachdem Agassi in den ersten beiden Runden in fünf Sätzen gewonnen hatte, rechnete man mit einem schnellen Sieg gegen den unbekannten deutschen Qualifikanten Benjamin Becker. Der Nobody spielte eines seiner besten Matches und beendete die Karriere von Agassi mit einem Viersatzsieg.

Danach wurde es emotional. Die Zuschauer feierten den in Tränen aufgelösten Agassi minutenlang. „In den letzten 21 Jahren habe ich Loyalität gefunden. Ich habe Inspiration gefunden. Ihr habt mir den Willen gegeben, um manchmal in meinen schwächsten Momenten Erfolg zu haben. Und ich habe Großzügigkeit gefunden. Ihr habt mir eure Schultern gegeben, um darauf zu stehen, um nach meinen Träumen zu greifen. Träume, die ich ohne euch nicht erreicht hätte. In den letzten 21 Jahren habe ich euch gefunden“, bedankte sich Agassi beim Publikum. Andy Roddick, der bei einem Sieg von Agassi gegen seinen Landsmann gespielt hätte, sagte mit etwas Erleichterung, dass er zum Glück nicht die Karriere von Agassi beenden musste. „Man will nicht der Kerl sein, der Bambi erschießt.“

Andre Agassi – US Open 2006

Emotionale Worte zum Karriereende. Andre Agassi spielte bei den US Open 2006 sein letztes Turnier. ©Imago

John McEnroe

Eigentlich endete die Einzel-Karriere von John McEnroe im Dezember 1992 beim Grand Slam-Cup in München als Nummer 20 der Welt. 14 Monate später spielte „Big Mac“ aber noch ein letztes Mal im Einzel in Rotterdam und schied in der ersten Runde aus. So ganz die Hände vom Schläger konnte McEnroe aber nicht lassen. Beim Wimbledonturnier 1999 feierte er ein spektakuläres Comeback im Mixed an der Seite von Steffi Graf. Die gemeinsame Reise ging bis ins Halbfinale, ehe Graf wegen der Vorbereitung auf ihr Einzelfinale zurückzog. Im Februar 2006, zwölf Jahre nach seinem letzten Auftritt im Doppel, gab McEnroe in San Jose sein Comeback. Im Alter von 47 Jahren gewann er mit Jonas Björkman sensationell den Titel. McEnroe bestritt danach noch ein weiteres Turnier. Im Oktober 2006 trat er in Stockholm erneut mit Björkman an und verlor im Viertelfinale.

John McEnroe

Seine Einzelkarriere beendete John McEnroe im Jahr 1992. Im Jahr 2006 spielte er sein letztes Doppelturnier. ©Imago

Chris Evert

Nur ganz wenige Profis können von sich behaupten, ihr letztes Karrierematch gewonnen zu haben. Chris Evert gehört dazu. Das Fed Cup-Finalturnier im Oktober 1989 in Tokio war der letzte Auftritt der „Eisprinzessin“, wie Evert genannt wurde. Die 34-Jährige spielte groß auf, gewann in dieser Woche all ihre fünf Einzel souverän und holte mit den USA zum achten Mal den Fed Cup-Titel. Ihr letztes Match: ein 6:3, 6:2 gegen Conchita Martinez. „Ich kam hierhin und dachte, dass es mein letztes Turnier für das Jahr ist, vielleicht sogar für immer. Was kann es für ein besseres Ende geben, als in einem großen Team für sein Land zu spielen? Wenn es das gewesen sein sollte, verlasse ich die Bühne auf der allerhöchsten Ebene“, sagte Evert, die mit 90 Prozent die beste Siegquote hat.

Chris Evert

Chris Evert beendete ihre Karriere mit dem Fed-Cup-Titel für die USA. ©Imago

Ivan Lendl

Der 16. Auftritt bei seinem Lieblingsturnier, den US Open, war gleichzeitig auch das letzte Turnier von Ivan Lendl. Der gebürtige Tschechoslowake galt als Prototyp des Spielers, der nichts dem Zufall überließ. Sein Trainingsethos setzte neue Maßstäbe im modernen Tennis. Aber ausgerechnet mit einer Aufgabe endete das letzte Spiel von Lendl, der bei den US Open 1994 sein Zweitrundenmatch gegen den Deutschen Bernd Karbacher beim Stand von 4:6, 6:7, 0:1 wegen Rückenschmerzen abbrach. Besonders bitter: Im zweiten Satz führte Lendl mit 5:0. Lendl, damals 34 Jahre alt, kündigte danach an, dass er, wenn er nicht ohne Schmerzen spielen könne, nicht mehr auf den Platz zurückkehren würde. Und genau daran hielt er sich auch.

Ivan Lendl

Das letzte Karrierematch von Ivan Lendl endete ausgerechnet mit einer Aufgabe. ©Imago

Monica Seles

In der Karriere von Monica Seles schwirrte immer eine große Frage herum. Was wäre für sie noch möglich gewesen, wenn es das Messerattentat am Hamburger Rothenbaum nicht gegeben hätte? Die dunkelste Stunde im Tennis am 30. April 1993 machte aus Seles eine andere Spielerin und einen anderen Menschen. Mehr als zwei Jahre ließ sie sich Zeit, um auf die WTA-Tour zurückzukehren. Seles gewann nach ihrem Comeback zahlreiche Titel, aber ihre Dominanz vor dem Messerattentat erreichte sie nicht mehr. Ihr letztes Match spielte Seles in der ersten Runde bei den French Open 2003. Hartnäckige Rücken- und Fußprobleme ließen weitere Matches nicht mehr zu. Erst knapp fünf Jahre später verkündete die US-Amerikanerin ihr endgültiges Karriereende. „Ich habe einige Zeit eine Rückkehr in Betracht gezogen, aber nun habe ich entschieden, das nicht zu verfolgen“, sagte Seles.

Monica Seles

Viele Verletzungen zum Ende. Es dauerte einige Jahre, bis Monica Seles ihr endgültiges Karriereende bekanntgab. ©Imago

Stefan Edberg

Am 18. Dezember 1995 kündigte Stefan Edberg an, dass 1996 seine letzte Saison auf der ATP-Tour sein werde. „Ich denke, es ist das Beste, meine Entscheidung jetzt anzukündigen. Jeder fragt mich, wann ich aufhöre. Es wird in einem Jahr sein, egal, ob ich Zweiter in der Weltrangliste bin oder die Nummer 100 der Welt“, sagte der Schwede. Rückblickend würde Edberg es seinen Kollegen nicht empfehlen, eine einjährige Abschiedstour zu machen. „Es setzt dich zu sehr unter Druck, weil zu viele Dinge in deinem Kopf vorgehen.

Dennoch war es ein denkwürdiges Jahr.“ Beinahe hätte es einen Traumabschluss für Edberg gegeben. Seine letzten Matches sollte er im Davis Cup-Finale in Malmö gegen Frankreich spielen. Im ersten Einzel verletzte er sich am Knöchel und verlor gegen Cedric Pioline in drei Sätzen. „Ich habe einen falschen Schritt gemacht. Vielleicht war das mein letztes Spiel. Es ist nichts Gravierendes, aber der Fuß ist geschwollen“, sagte Edberg und konnte dann zwei Tage später nicht mehr zum entscheidenden Einzel antreten. Schweden verlor das Finale am dramatischen Schlusstag mit 2:3. Edberg wurde dennoch gebührend gefeiert. Der Schwede nahm das bittere Ende sportlich fair. „Das war ein wunderbarer Tag fürs Tennis. Ich fühle mich privilegiert, dass ich dabei sein durfte.“

Stefan Edberg

Stefan Edberg gehörte zu den fairsten und beliebtesten Spielern auf der Tennis-Tour. ©Imago

Maria Sharapova

So schillernd ihre Karriere verlief, so unspektakulär war das Ende. Wenige Tage vor Beginn der Corona-Pandemie verkündete Maria Sharapova in einer Kolumne in der US-Zeitschrift Vanity Fair ihren Rückzug. „Tennis war mein Fels, die Täler waren tief, aber die Aussicht von der Spitze war unglaublich“, schrieb die Russin. Nach 28 Jahren in dem Sport sei sie nun bereit, „neue Gipfel zu besteigen, mich auf einem anderen Terrain als Wettbewerberin zu beweisen“. Sie habe ihr bisheriges Leben dem Sport gewidmet, „und Tennis gab mir ein ganzes Leben zurück. Ich werde meine tägliche Routine vermissen, das Aufstehen im Morgengrauen, meinen linken Schuh vor dem rechten zuzubinden und vor meinem ersten Schlag die Tür zum Platz zu verschließen.“ Sharapova gewann jedes Grand Slam-Turnier mindestens einmal.

Maria Sharapova

Maria Sharapova verkündete kurz vor der Corona-Pandemie ihr Karriereende. ©Imago

Björn Borg

Die Sportgeschichte ist voll von erfolgreichen Comebacks. Das Comeback von Björn Borg geriet hingegen zum Desaster, konnte dem Legendenstatus des Schweden aber nichts anhaben. Im April 1991, mehr als sechs Jahre nach seinem letzten Match, kehrte Borg in seiner Wahlheimat Monte Carlo auf die Tour zurück und trat mit seinem alten Holzschläger an. Nach dem 2:6, 3:6 gegen den Spanier Jordi Arrese spottete Ion Tiriac, der damalige Manager von Boris Becker. „Ich habe ihn noch nie so schlecht spielen sehen – Arrese.“ Borg blieb trotz der klaren Pleite optimistisch. „Ich weiß, dass die Leute hohe Erwartungen an mich haben. Aber ich setze mich nicht so unter Druck.“

Borg hielt an seinem Holzschläger fest und spielte bis November 1993 zwölf Matches, von denen er keines gewann. In seinem letzten Match in Moskau konnte er einen Matchball nicht nutzen. Borg verdarb sich durch sein erfolgloses Comeback seine herausragende Siegquote auf der ATP-Tour. Nach seinen zwölf Niederlagen fiel seine Siegquote von 84,1 auf 82,4 Prozent.

Björn Borg

Björn Borg hielt bei seinem Comeback an seinem Holzschläger fest und hatte damit keinen Erfolg. ©Imago

Jimmy Connors

Spielen, bis es nicht mehr geht. Das war das Motto von Jimmy Connors. Der US-Amerikaner hält immer noch zahlreiche Rekorde auf der ATP-Tour, darunter seine 109 Titel und 1.274 Matchsiege. Im Alter von 42 Jahren feierte Connors beim ATP-Turnier in Halle seine letzten beiden Siege. Seinen letzten Auftritt hatte er 1996 beim Turnier in Atlanta mit 43 Jahren und acht Monaten. Der US-Amerikaner war in jungen Jahren der „Bad Boy“ der Szene, dem die Etikette seines Sports egal war. „Ich mag es, die Fans gegen mich zu haben. Ich will alles tun, damit sie noch mehr gegen mich sind. Wenn sie gegen mich brüllen, komme ich erst so richtig ins Match“, sagte Connors, der immer wieder Gegner, Schiedsrichter und Zuschauer beleidigte.

Umso älter er wurde, umso beliebter wurde Connors. Unvergessen ist sein Auftritt bei den US Open 1991, als er mit 39 Jahren ins Halbfinale vorstieß. „Es war die verrückteste Zeit meines Lebens, elf Tage im permanenten Ausnahmezustand. Es war Tennis im Tollhaus. Ich nahm die Fans mit auf eine wunderliche Reise. Dabei dachte ich eigentlich, meine Zeit als Profi wäre vorbei“, sagte Connors im Interview mit tennis MAGAZIN. Seine Zeit als Profi ging danach noch fast fünf Jahre weiter. Bis er wirklich nicht mehr konnte.

Jimmy Connors

Bis zum letzten Tropfen: Jimmy Connors spielte mit 43 Jahren sein letztes Match. ©Imago

Martina Hingis

Mit bereits 22 Jahren beendete Martina Hingis wegen Verletzungsproblemen ihre Karriere zum ersten Mal. Drei Jahre später startete sie ihr Comeback, das aber nicht einmal zwei Jahre anhielt. Unrühmlicher Höhepunkt war eine positive Dopingprobe beim Wimbledonturnier 2007. Die Schweizerin wurde positiv auf Kokain getestet und für zwei Jahre gesperrt. Die Sperre hatte aber keine Auswirkungen, da Hingis zuvor ihr zweites Karriereende bekanntgab. 2013 kehrte „Miss Swiss“ nochmals auf die Tour zurück, aber nur um im Doppel und Mixed zu spielen. Eine Ausnahme im Einzel machte sie aber. In einem Fed Cup-Match gegen Polen verlor sie beide Duelle gegen die Radwanska-Schwestern. In ihrer dritten Karriere als Doppelspielerin trumpfte Hingis groß auf und schnappte sich noch zehn Grand Slam-Titel (vier im Doppel, sechs im Mixed). Als amtierende Nummer eins der Doppel-Weltrangliste sagte die damals 37-Jährige dem Profitennis endgültig Lebewohl.

Martina Hingis

Martina Hingis beendete als Nummer eins im Doppel ihre Karriere. ©Imago

Pete Sampras

Wenn man eine Karriere auf einem Reißbrett planen würde, dann würden sich viele Spieler sicherlich wünschen, mit einem Sieg abzutreten – am besten noch beim Lieblingsturnier. Doch nur wenige Profis kommen in den Genuss, ihr letztes Karrierematch zu gewinnen. Einer von ihnen ist Pete Sampras, der mit einem großen Knall die Tennisbühne verließ. Der US-Amerikaner spielte bei den US Open 2002 sein letztes Turnier und gewann etwas überraschend seinen letzten und 14. Grand Slam-Titel. Im Finale besiegte er Andre Agassi. „Einen Rivalen wie Andre zu besiegen, wäre ein Bilderbuchende. Es wäre schön, jetzt aufzuhören“, sagte Sampras nach seinem fünften US Open-Titel. Tatsächlich entschloss sich Sampras, nicht mehr als Profi auf dem Platz zu stehen. Ein Jahr später, nachdem er kein Match mehr bestritten hatte, verkündete er vor Beginn der US Open 2003 sein Karriereende und wurde im Arthur Ashe Stadium geehrt.

Pete Sampras – US Open 2002

Gehen mit einem großen Knall: Pete Sampras gewann zum Abschied die US Open. ©Imago