Amelie Mauresmo trägt ein schwarzes Top. Sie lächelt viel. Die Französin, die nie in Paris gewann, kommentierte gestern für den französischen TV-Sender France 2 die Partie zwischen Jo-Wilfried Tsonga und dem fliegenden Holländer Thiemo de Bakker (es ist eine Weile her, dass ein Holländer bei einem Grand Slam-Turnier so weit kam). Es machte Amelie sichtlich Spaß in der neuen wunderbaren Welt. Und das gilt nicht nur für sie. Roland Garros ist immer eine Art Klassentreffen der Ehemaligen.
Cedric Pioline, der Ex-Star mit den X-Beinen, führt die On Court-Interviews. Tatiana Golvin, die schöne Blonde, bei der man noch nicht weiß, ob sie aufgehört hat oder nicht, fungiert als Edel-Studiogast. Heute wird Sebastien Grosjean im Stadion Philippe-Chartrier verabschiedet. Grosjean, der heute 32 wird, hat seine Karriere beendet. Wetten, dass er nächstes Jahr hier auch im Anzug und mit Mikro aufläuft?
Yannick Noah, der Superstar und letzte Sieger 1983, ist noch nicht gesichtet worden. Nur auf Plakaten in der Stadt. Im September gibt er ein Konzert in Paris. Auf der Anlage im Bois de Bologne wird er aber auch noch zu sehen sein. Sicher.
So schön, dass alles ist mit den alten Helden, von den jungen hätten sich die Franzosen mehr erhofft. In der L’Equipe, der grandiosen Sporttageszeitung, erschien heute eine aufschlussreiche Statistik. In den letzten sechs Jahren erreichten nie weniger französische Herren die dritte Runde. Ein Spieler, Tsonga, schaffte es nur – dahinter prangt ein alarmierendes Ausrufezeichen.
Federer: 700 Siege
Die Frage ist allerdings, ob Tsonga – er spielt im Achtelfinale gegen Juschni oder Troicki – die großen Hoffnungen erfüllen kann. Er hat zur Zeit diverse Probleme. In Madrid schmerzte der Rücken, jetzt die Beine und das Handgelenk. „Muskuläre Probleme“, erklärt Tsonga, der nach seinem Match gegen de Bakker jubelte, als habe er das Turnier gewonnen.
Für Roger Federer war der Sieg gegen Julian Reister der 700. auf der Tour. Klingt viel, ist auch viel, aber bis zur Rekordmarke von Jimmy Connors – 1242 – fehlen noch eine Menge. Federer hat allerdings andere Prioritäten. Ob er denn glaube, hier gewinnen zu können, wurde er gestern gefragt. Man sagt ja immer, es gebe keine blöden Fragen. Das war natürlich eine, und Federer konterte mit der ihm eigenen Ironie. Er lächelte und sagte: „Yes I do“ – ja ich kann hier gewinnen. Warum? „Weil ich es letztes Jahr auch geschafft habe.“
Es gab auch intelligentere Fragen. Eine bezog sich auf Federers Sandplatz-Kritik, die er vor ein paar Tagen äußerte. Auf Sand, so wurde Federer im englischen „Telegraph“ zitiert, brauche man keinen Volley, keinen Aufschlag, nur Beine und eine unglaubliche Vorhand. Wirklich?, wurde er gefragt. Na ja, Federer dementierte nicht. Aber ganz so wollte er es auch nicht stehen lassen. „Nur?“, konterte er. Man brauche schon extrem gute Beine und eine extrem gute Vorhand.
Fakt ist, dass es für den Schweizer in Roland Garros nach Plan läuft. Er ist fit, fühlt sich gut und hat bislang in seinen Matches gegen Luszak, Falla und Reister noch keinen Satz abgegeben. Jetzt wartet Landsmann Stanislas Wawrinka. In Madrid zuletzt hatte er keine Probleme mit ihm. Der erste große Test dürfte der gegen Robin Söderling (falls der Marin Cilic schlägt) im Viertelfinale werden. Zur Erinnerung: Die beiden bestritten letztes Jahr das Finale.