Zverev: „Mindset, der uns Deutschen ein bisschen fehlt“
Alexander Zverev hat große Ziele, die er klar formuliert – sei es Nummer eins der Welt oder Grand Slam-Titel. Das kommt in Deutschland nicht immer gut an, was Zverev schade findet. Als Positivbeispiel sieht er die Einstellung der US-Amerikaner.
Klappt es diesmal mit dem ersten Grand Slam-Titel für Alexander Zverev? Der 27-Jährige reist nach New York mit einer klaren Zielsetzung: Turniersieg. Bei den US Open 2020 erreichte er erstmals das Finale bei einem Grand Slam-Turnier. Trotz 2:0-Satzführung gegen Dominic Thiem und vielen Chancen im weiteren Matchverlauf reichte es nicht zum Titel. Letztendlich fehlten damals nur zwei Punkte zum US Open-Sieg.
Nach den vielen bitteren Niederlagen bei Grand Slam-Turnieren, darunter das verlorene Endspiel bei den diesjährigen French Open gegen Carlos Alcaraz, glauben einige nicht mehr daran, dass Zverev in seiner Karriere noch einen Grand Slam-Titel gewinnt. Zverev selbst ist von sich überzeugt und geht in jedes Turnier mit der Zielsetzung, dieses zu gewinnen. Auch in das olympische Tennisturnier in Paris ging der Deutsche mit dem klaren Vorhaben, seine Goldmedaille von den Olympischen Spielen 2021 in Tokio zu verteidigen. Die großen Ziele, die er forsch äußerst, kommen in Deutschland häufig nicht gut an. Der Hamburger polarisiert durch seine Art.
Zverev wünscht sich anderes Mindset der Deutschen
Dass man in Deutschland mit der Zielsetzung immer etwas bescheidener umgehen muss als in anderen Ländern, stört Zverev. Als Beispiel nennt er die USA. „Die Einstellung der Deutschen ist komplett anders als in vielen anderen Ländern. Wenn man als US-Amerikaner nicht klar sagt, dass man zu Olympia fährt, um eine Goldmedaille zu holen, auch wenn man kaum eine Chance hat, wird in den USA gesagt: ‚Warum fährst du überhaupt dorthin?‘ In Deutschland ist es so, wenn du eine Medaillenhoffnung bist und kommst an und sagst: ‚Ich hole mir eine Medaille‘, dann wirst du als arrogant dargestellt. Das ist ein Mindset, das in vielen Ländern komplett anders ist“, sagte Zverev bei seinem Besuch in der NDR Talkshow am Rande des ATP-Turniers in Hamburg.
Zverev ließ durchblicken, dass er sich in Deutschland eine andere Einstellung wünsche, wenn Sportler ihre Ziele äußern. „Das sehe ich auch bei mir. Wenn ich zu einem Grand Slam fahre und sage: ‚Den gewinne ich jetzt.‘ Dann wird über mich erst mal diskutiert. Dann wird erst mal gesagt: ‚Er hat noch nie ein Grand Slam gewonnen. Dann kann er doch nicht sagen, dass er jetzt einen gewinnt.‘ Da mag ich das Mindset der Amerikaner etwas mehr. Die sind vielleicht etwas großkotzig und arroganter unterwegs. Es gibt eine bekannte Phrase im Sport: Speak it to existence. Das heißt, du musst es dir erst vorstellen können und dir selber sagen können, bevor du es machst. Das ist ein Mindset, das uns Deutschen ein bisschen fehlt“, sagte Zverev.