Monte Carlo an der Adria
Bälle schlagen mal ganz anders. Nicht in einer Hotelanlage, sondern direkt in der Stadt. In Portoroz, dem hippen slowenischen Seebad, in dem schon der österreichische Kaiser Franz-Josef Urlaub machte.
Die „Tenis Bar“ bietet nicht nur günstige Getränke nach den Matches – halber Liter Wasser ein Euro, Cappuccino 80 Cent – , man bekommt auch ein gutes Gefühl für die Historie des „TC Morje“, dem Tennisclub im Herzen von Portoroz. An den Wänden hängen Bilder aus glorreichen Tagen des slowenischen Tennis: Goran Ivanisevic, der hier sein erstes Futureturnier gewann. Venus Williams mit wehender US-Flagge – ihr Team spielte Fed Cup in der Hafenstadt. Tamira Paszek, die hier ihren ersten WTA-Titel holte. Seit vier Jahren gibt es das Damenturnier nicht mehr. Nur noch das mächtige Stadion ist geblieben.
Ein Schwarz-Weiß-Foto sticht besonders ins Auge: Es zeigt Boris Breskvar mit seinen Schülern Boris Becker und Steffi Graf. Breskvar, der vor eineinhalb Jahren tragisch an den Folgen eines Gehirntumors verstarb, war früher Landestrainer im badischen Leistungszentrum in Leimen. Der Slowene gilt als Entdecker von Becker, Graf und Anke Huber.
„Breskvar hat viel für das slowenische Tennis getan. Mit Huber hat er hier jedes Jahr seine Saisonvorbereitung absolviert“, sagt Hannes Zischka. Seit mehr als 25 Jahren veranstaltet der Österreicher Tenniscamps in Kroatien und Slowenien. Ein bisschen hat auch er zum slowenischen Tennisglück beigetragen. Denn Zischka brachte die Touristen und damit zunächst Devisen und später Euro. „Morgen“, sagt Zischka, „beginnen 2.000 Gäste in allen unseren Camps in Istrien und Dalmatien.“
In Portoroz starten 130 Spieler. Dabei war die 3.000-Einwohner-Stadt an der istrischen Riviera nur eine Notlösung. Als Anfang der 90er Jahre in Kroatien der Bürgerkrieg tobte, wich Zischka ins benachbarte Slowenien aus. Von Portoroz (ital. Portorose, „Rosenhafen“) sind es keine 20 Autominuten bis Italien. „Portoroz hat meine Firma gerettet“, sagt Zischka. Inzwischen schwärmt er vom „Monte Carlo an der Adria“, vom italienischen Flair, den Casinos, den mondänen Villen an den toscanagleichen Hängen, der Altstadt Piran mit seinen malerischen Plätzen, schmalen Gassen und der venezianischen Architektur. Ein Tenniscamp in Portoroz – das ist Tennis in der Stadt, völlig anders als in den Ferienanlagen Umag, Porec oder Rabac in Kroatien. „Der Reiz von Tennis in Portoroz liegt in der einmaligen Kulisse“, sagt Zischka.
Zurück in die Gegenwart und hinein ins pralle Tennisleben. Vor der „Tenis Bar“ trainiert der slowenische Tennisnachwuchs auf taubenblauen Hartplätzen. Links davon liegen die Ascheplätze in zwei Reihen – 13 Stück, alle voll besetzt: Doppelrunden, Einzelmatches, Trainingssessions. Es wird gejubelt, geschrien, geflucht. Auf Court 7 bellt Campleiter Helmut seine Kommandos: „Komm, Michi!“ – „Durchziehen!“ – „Den kriegst du noch!“ Dann ist der Drill vorbei. Die nächste Gruppe kommt in 15 Minuten.
Zeit für einen kurzen Talk. Der 67-jährige Helmut, den alle nur „Heli“ nennen, ist für sich schon eine Story wert. „Das ist hier meine zweite Karriere“, sagt der Mann, der eigentlich aus Ramstein bei Kaiserslautern stammt. Früher hat er als Elektroniker gearbeitet. Dann ging er in Rente. Aber das war ihm zu langweilig. Bei einem Trainerkongress in München lernte Heli seinen jetzigen Chef Hannes Zischka kennen. Er bewarb sich als Tenniscoach und landete in Portoroz. Es gefiel ihm so gut, dass er mit seiner Frau nach Slowenien zog.
Seit 13 Jahren ist er rund sechs Wochen im Jahr Campleiter, kümmert sich um die Gruppeneinteilungen, koordiniert die Trainer, organisiert Bälle und steht selbst regelmäßig auf dem Platz. Helis Motto: „Ein Tag ohne Sport ist ein verlorener Tag.“ Wenn er kein Training gibt, läuft er und fährt Rad. Am liebsten spielt er LK-Turniere – in Kroatien, der Türkei oder in Deutschland. In der ITF-Rangliste der Ü65 stand er zuletzt auf Platz 152.
Die Sprechzeit ist vorbei. Heli muss weiter Unterricht geben. Die anderen Plätze leeren sich langsam. In der Bucht von Portoroz steht die Sonne schon tief. Draußen vor der „Tenis Bar“ werden die Tische von den hauptsächlich österreichischen und deutschen Campteilnehmern bevölkert. Das ein oder andere „Pivo“ wird bestellt.
„Jetzt schlagen wir noch Bälle“, sagt Zischka. Keine schlechte Idee. Fünf Minuten sind es zu Fuß bis zu meinem Zimmer im Grand Hotel Metropol, einem wuchtigen Bau, der in den tiefblauen Himmel über Portoroz ragt. Umziehen, Tasche greifen – zehn Minuten später stehen wir auf dem Platz. Kein Wind, 25 Grad Lufttemperatur. Der Blick fällt auf Villen, die sich an Hänge schmiegen. Ziemlich rosige Aussichten in diesem Portoroz.
STECKBRIEF Tenniscamp Portoroz
Tennisangebot:
Trainiert wird 3 x 90 Minuten plus 1 x 60 Minuten (3er- oder 4er-Gruppe). Preis: 96 € pro Person. Zusätzlich können nachmittags Intensivpakete gebucht werden (2 x 60 Minuten, max. zwei Spieler pro Platz). Preis: 32 € pro Person.Individuelles Spiel ist im Preis inbegriffen.
Preisbeispiele:
Rabatt-Wochen für tM-Leser: Fünf-Tage-Camp
7. bis 12.9. im Fünf-Sterne-(Landeskategorie) Grand Hotel Metropol im DZ (Balkon) mit HP für 400 € (exkl. Tenniskurse). Oder Kurz-Camp vom 10. bis 14.9. im Drei-Sterne-Hotel Lucija im DZ (Balkon) mit HP für 244 €.
Tennisanlage:
13 Sandplätze, fünf Hartplätze (inkl. Centre Court), zwei Hallen-Hartplätze, Flutlicht, Bespannservice, Bar. Restaurants – „Rustika“ (Italiener) und „Santalucia“ (tolles einheimisches Fisch-Restaurant) – befinden sich im Stadion.
Der Ort:
Portoroz liegt im Nordwesten der istrischen Halbinsel und gilt mit zahlreichen Casinos, Bars und Restaurants als das Monte Carlo Istriens. Ein Besuch der Altstadt Piran (ca. 10 Autominuten) ist ein Muss.
Ausflüge:
Sehr zu empfehlen ist der Naturpark Secovlje (www.soline.si). In den Salinen gibt es einen Outdoor-Spa mit Salzbädern, Thalasso, Massagen und anderen Anwendungen. Auch gut: salzige Schokolade. Für Weinliebhaber bietet sich ein Trip in die 30 Autominuten entfernte Winzerei Rodica in Truske an (www.rodica.si).
Klima, Flüge & Buchungen:
Ideale Temperaturen zum Spielen im Frühjahr und im Herbst. Die Sommer sind heiß. Flug-hafen in der Umgebung: Triest (ca. eine Std. entfernt). Mehr Infos unter www.zischka.at.
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