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Werbeplakat für den Six Kings Slam in Saudi-Arabien Mitte Oktober mit Rune, Alcaraz, Sinner, Medvedev, Djokovic und NadalBild: Six Kings Slam

Six Kings Slam: So ein aufwendiges Promo-Tennisvideo gab es noch nie

Ein Werbevideo zum Six Kings Slam in Saudi-Arabien geht in der Tennis-Bubble viral. Zudem wurden weitere Details zu dem Showevent bekannt. 

Holger Rune als Wikinger, Jannik Sinner als römischer Kaiser, Rafael Nadal als eine aus roter Asche zum Leben erweckte Fabelfigur, Daniil Medvedev als Bärenreiter, Novak Djokovic als Wölfeflüsterer und Carlos Alcaraz als roboterhafter Endgegner – so erscheinen die sechs Weltklassespieler im neuen Werbevideo des Six Kings Slam, der Mitte Oktober in Saudi-Arabien stattfindet.

Six Kings Slam im Stile von Game of Thrones

Der im Stile von Game of Thrones produzierte Film ist das aufwendigste Promo-Tennisvideo, das jemals erschienen ist. Es kann ohne Weiteres mit hochdekorierten Netflix-Produktionen oder mit den Marvel-Filmen mithalten. In den sozialen Medien schwärmen Fans schon, dass der Film besser sei als die meisten Inhalte irgendwelcher Streaming-Plattformen.

Das Video mit dem Titel „Call of the Kings“ beginnt in einem unterirdischen Tempel mitten in der Wüste. Drei vermummte Männer erreichen eine Krypta und erwecken einen mächtigen Tennisball zum Leben, der die großen Sechs erreicht: Alcaraz, Sinner, Rune, Medvedev, Nadal und Djokovic. Sie alle kommen schließlich zusammen, um den Meister unter sich zu bestimmen.

Gepostet hat das Video ursprünglich Turki Alalshikh, Chef der saudischen „General Entertainment Authority“ (GEA), der als Mastermind hinter dem Six Kings Slam gilt. Alalshikh holte schon etliche Boxkämpfe nach Saudi-Arabien. Er war auch derjenige, der die Showkämpfe im Dezember 2023 zwischen Ons Jabeur und Aryna Sabalenka sowie Carlos Alcaraz und Novak Djokovic organisierte. Damals kündigte er bereits an, dass weitere Events dieser Art folgen würden. Für seine Verdienste rund um den Sport wird er mit „seine Exzellenz“ angesprochen.

Die saudische Generalbehörde für Unterhaltung will das konservative Königreich in eine moderne Sport- und Freizeitdestination verwandeln: weg vom Land der Petrodollars, das seinen Reichtum den fossilen Ressourcen verdankt; hin zu einer sportbegeisterten und weltoffenen Nation mit diversifizierter Wirtschaft, zu der andere Länder aufschauen. In der von Staatsoberhaupt Mohammed bin Salman proklamierten „Vision 2030“ kommt dem Sport eine entscheidende Bedeutung zu: Er dient mit seinen Großevents als Investitionsanreiz und rückt Saudi-Arabien in ein positives Licht.

Angenehmer Nebeneffekt: Der üble Ruf des Staates als repressives Regime, dem Menschenrechte egal sind, gerät in den Hintergrund. „Sportwashing“ nennt sich das. Und dabei hilft natürlich auch ein fast schon monumentales Werbevideo zum Six Kings Slam, das nun nicht mehr nur in der internationalen Tennis-Bubble viral geht. Recherchen der englischen Tageszeitung The Guardian im Sommer 2023 ergaben, dass Saudi-Arabien seit Anfang 2021 mindestens 6,3 Milliarden US-Dollar in Sport-Deals investiert hat – also in einem Zeitraum von knapp 18 Monaten.

Six Kings Slam: Wenn Geld keine Rolle spielt

Die GEA verfügt nun dank des saudischen Staatsfond PIF ­(„Public Investment Fund“ mit einem geschätzten Gesamtvolumen von 650 Milliarden US-Dollar) über so viele finanzielle Ressourcen, dass Geld für ein Sportevent wie den Six Kings Slam keine Rolle spielt. Das zeigt sich nicht nur in dem opulenten Werbevideo, sondern auch in der Entlohnung der Tennisstars. Jeder von ihnen erhält pauschal ein Antrittsgeld über 1,5 Millionen Dollar. Der Sieger bekommt noch sechs Millionen Dollar obendrauf.

Inzwischen ist nun auch klar, in welchem Format der Six Kings Slam ausgespielt wird. Am ersten Tag (16. Oktober) gibt es zwei Einzel: Daniil Medvedev gegen Jannik Sinner und Holger Rune gegen Carlos Alcaraz. Am zweiten Tag (17. Oktober) treffen die Sieger auf Novak Djokovic und Rafael Nadal. Der dritte Tag (18. Oktober) ist spielfrei, am vierten Tag (19. Oktober) gibt es das Finale und das Spiel um den dritten Platz. Alle Matches sind live bei DAZN zu sehen.

Warum am dritten Tag nicht gespielt wird? Um die Regularien der ATP-Tour zu erfüllen. Eine verschärfte ATP-Regel besagt, dass ATP-Spieler während der laufenden Saison nicht an „inoffiziellen Veranstaltungen“ teilnehmen dürfen, die „drei oder mehr aufeinanderfolgende Tage“ dauern. Die Regel bezieht sich auf neue Showevents, nicht auf etablierte Formate wie den „Ultimate Tennis Showdown“. Halten sich die Spitzenspieler nicht daran, verlieren sie ihren Platin-Status, über den sie Zugang zum Bonuspool am Jahresende sowie zu späteren Rentenbeiträgen bekommen.

Auch den Termin für den Six Kings Slam haben sich Macher ganz bewusst ausgesucht. Denn nur in der Woche vom 14. bis 20. Oktober ist es für ATP-Profis aus den Top 30 überhaupt möglich, an Showkämpfen teilzunehmen. Hintergrund dafür ist, dass es eine ATP-Regel für die Top 30-Spieler gibt: Sie dürfen keine Exihibtions spielen, wenn gleichzeitig ATP-Turniere der 1000er- oder 500er-Kategorie laufen. Parallel zum Six Kings Slam laufen auf der regulären ATP-Tour „nur“ die drei 250er-Turniere von Almaty in Kasachstan, Stockholm und Antwerpen.

Six Kings Slam sollte ursprünglich schon im Februar 2024 stattfinden

Ursprünglich sollte das Showevent übrigens schon im Februar 2024 stattfinden. Weil die Hüftverletzung von Nadal, dem offiziellen Tennis-Botschafter Saudi-Arabiens, zu Beginn der Saison aber wieder aufbrach, sahen sich die Macher dazu gezwungen, den Termin des „Six Kings Slam“ zu verschieben. Während der Aus­tralian Open 2024 soll es dazu etliche Treffen mit den Spielerberatern hinter den Kulissen gegeben haben.

Schon im Vorfeld war klar, dass der Six Kings Slam alle Tennis-Dimensionen sprengen würde. Es gab noch nie ein derart hoch dotiertes und so gut besetztes Show-Turnier, das auch noch mitten in der Saison stattfindet. Und nun gibt es auch ein Tennisvideo, das den wohl größten Produktionsaufwand überhaupt erforderte.