Jannik Sinner

©Imago/Maniuele Mangiarotti

Der Fall Sinner

Es ist ein unangenehmes Thema – Doping. Es schwebt über Jannik Sinner wie ein Geier. Und es schwebt auch über der ganzen Tour. Kurze Rückblende: Im März wurde die Nummer eins der Welt zweimal positiv auf das verbotene Steroid Clostebol getestet. Erst fünf Monate später gab die „International Tennis Integrity Agency“ den Fall bekannt.

Eine Sperre für den Weltranglistenersten gab es nicht. Ein unabhängiges Gericht war der Begründung des Profis gefolgt, wonach sich die verbotene Substanz in einem Spray befand, das sein Physiotherapeut verwendet hatte. Durch Massage und offene Stellen in Sinners Haut kam das Mittel in seinen Körper. Das Gericht sprach den Star von jeder Schuld frei und die International Tennis Integrity Agency (ITIA) verkündete das Urteil.

 

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Dopingfall Sinner: Einspruch durch die WADA

So weit, so gut. Oder sollte man sagen: So weit, so schlecht. Ich fand und finde den Fall merkwürdig. Es klingt absurd, auch wenn namhafte Gutachter bestätigt haben, dass es sich genauso abgespielt haben könnte. Für Sinner sprach auch die kaum messbare Menge des Steroids. Trotzdem muss ich immer an den Fall Dieter Baumann denken. Der verurteilte Leichtathlet hatte vor 25 Jahren behauptet, jemand habe eine verbotene Substanz in seine Zahnpasta injiziert.

Was den Fall Sinner und den Fall Baumann eint: Bei beiden war etwas im Körper, das dort nicht sein darf. Unabhängig von Schuld und Unschuld gilt aber die Maxime, dass jeder Athlet die Verantwortung dafür zu tragen hat, was sich in seinem Körper befindet – so tragisch mitunter die Folgen sein können. Jetzt hat die WADA, das höchste Gremium im Kampf gegen Doping, Einspruch gegen das Urteil der ITIA eingelegt. Ich glaube, er war alternativlos. Eine ein- bis zweijährige Sperre für Sinner droht. Wie es auch immer ausgehen mag – es ist ein verrückter Fall, den mein Kollege Tim Böseler in allen Details aufgedröselt hat (siehe unten).