Mein Tennisschläger: Keine Experimente
In Sachen Schläger vertraut unser Kolumnist Andreas Mies auf Altbewährtes. Ein Ereignis in seiner Jugend hinterließ bei ihm einen bleibenden Eindruck.
Geht es Ihnen so wie mir? Bei der Schlägerwahl vertraue ich auf Altbewährtes. Seit Jahren spiele ich den Wilson Blade in den unterschiedlichsten Versionen. Nachdem ich 2022 auf ein aktuelles Blade-Modell gewechselt bin, vertraue ich inzwischen wieder auf ein älteres Modell, mit dem ich zweimal die French Open gewonnen habe. Damit fühle ich mich am wohlsten. Mein Motto: „Never change a winning racket!“
Zu meinem Schläger pflege ich, wie die meisten Freizeitspieler wohl auch, eine Arbeitsbeziehung. Allzu große Gedanken mache ich mir nicht. Früher hätte ich auch mit einem Stück Holz in der Hand gespielt. Bei einem Schläger ist mir die Verlässlichkeit am wichtigsten, dass er das tut, was du ihm im Spiel sagst, sei es Spin, Slice, Kick oder einen flachen Ball. Wenn meine Beinarbeit stimmt und ich gut durchschwinge, brauche ich das Gefühl, dass genau das passiert, was ich möchte. Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Fehlertoleranz, wenn der Ball mal nicht im Sweetspot getroffen wird und dennoch gut platziert im Feld landet. Ich brauche einen Schläger, bei dem die Kontrolle das wichtigste Element ist. Wir Profis sollten aber in der Lage sein, alle Schläger gut zu händeln. Wir haben so viel Erfahrung und Ballgefühl, dass wir beim Spielen mit anderen Modellen oder Schlägermarken uns dem Racket anpassen können.
Schlägerwahl: Verlassen Sie sich auf das Bauchgefühl
Wichtig ist das Zusammenspiel zwischen Schläger, Saite und Bespannungshärte. Ich bespanne in der Regel mit 21kg längs und 20kg quer. Ich möchte, dass meine Saite, die Solinco Tour Bite, konstant bleibt und im Match nicht allzu viel nachlässt. Wenn es viel regnet oder der Platz langsam ist, bespannt man ein oder ein halbes Kilo weicher als üblich. Bei Sonne und mehr als 30 Grad geht man nach Gefühl mit der Besaitungshärte etwas hoch, weil der Ball schneller fliegt. Auch die Höhenlage hat Einfluss auf die Besaitung. Mein Schläger hat ein Grundgewicht von 300 Gramm. Ich lasse meine Schläger so tunen, dass alle gleich sind. Mit Gewichten im Schläger komme ich dann auf ein Gewicht von 313 Gramm – ohne Besaitung.
Verlassen Sie sich bei der Wahl des Schlägers auf das Bauchgefühl. Man spricht bei einem Schläger immer von einem verlängerten Arm. Da schwingt viel Wahrheit mit. Es bringt nichts, unbedingt das Modell eines Topspielers spielen zu wollen, wenn man kein gutes Gefühl damit hat. Achten Sie auch weniger auf die Optik. Spielgefühl geht immer vor Aussehen. Konstanz ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Wenn man ständig seinen Schläger wechselt, wird man sich nie richtig wohlfühlen. Vertrauen Sie auf Ihren Schläger und suchen Sie nicht immer die Schuld bei Fehlern am Spielgerät.
In Sachen Schlägerwerfen gehöre ich zur Fraktion Rafael Nadal. In meiner Juniorenzeit habe ich einen Schläger zertrümmert, indem ich ihn gegen den Zaunmast geworfen habe. Meine Eltern sagten zu mir: „Wir kaufen dir einmal einen neuen Schläger, danach bist du dafür selbst verantwortlich.“ Danach habe ich nie mehr einen Schläger mutwillig zerstört – wie Nadal.