Wettkampfgebühr im Tennis: Gebührende Erfolge

Die Wettkampfgebühr kommt nun doch – nicht pauschal für alle Punktspieler, sondern nur für diejenigen, die Turniere spielen wollen. Für die Sandplatzgötter ist dieser Schritt nur folgerichtig, um die DTB-Nachwuchsförderung zu optimieren.

Der DTB startete schon 2023 einen ersten Versuch, eine „Wettkampfgebühr“ einzuführen. Die Reaktion an der Basis war, nun ja, wenig euphorisch. Schreckens­szenarien darüber, wie durch eine Veränderung ganze Medenmannschaften implodieren, kannte der Verband schon von der Einführung der Leistungsklassen. Diesmal aber war der Widerstand so heftig und wurde auch so vehement in die Landesverbände getragen, dass die Pläne im Gegensatz zur Leistungsklasse wieder in der Schublade landeten. Schnell vorgespult zum Sommer 2024 und wir merken: Es war die oberste Schublade und die war auch die ganze Zeit immer halb geöffnet. Denn die 20-Euro-Wettkampfgebühr, jetzt in der Light Version nur für die Teilnahme an Turnieren und diesmal auch bereits abgesegnet durch die Landesverbände, feiert ein Comeback, dessen Schnelligkeit nur diejenigen erstaunt, die sich nicht so genau mit dem Finanzbedarf im deutschen Tennis beschäftigen.

Denn dem geht es ein wenig, wie dem Land an sich: Was man in besseren Zeiten nicht oder nur halbherzig angegangen ist, hat sich jetzt zu einem veritablen Investitionsstau aufgetürmt. In Bereichen wie der Talentförderung haben andere nationale Tennisverbände zwei Breaks Vorsprung. Und andere deutsche Sportverbände ebenfalls, mit denen man um eine juvenile Zielgruppe konkurriert, die in zehn oder mehr Jahren mal im Spitzensport ankommen könnte. Zur Wahrheit gehört auch, dass der viel zitierte „größte Tennisverband der Welt“ mit seinen gut 1,4 Millionen Mitgliedern etwas zum (Leistungssport)-Scheinriesen mutiert, wenn man auf die Altersstruktur blickt und eine gewaltige Gruppe aus der Rechnung heraushält: Die in Ehren ergrauten Hobbyspieler Marke „Sandplatzgötter“, die dem DTB durch ihre sportlichen ­Leistungen garantiert nicht zu mehr Präsenz in der Welt­spitze der nächsten Jahre verhelfen werden. 

DTB-Wettkampfgebühr für Leistungssportkonzept

Eventuell wirken sie aber indirekt mit – durch einen finanziellen Obolus in Form der Wettkampfgebühr. Den zahlt nun niemand wirklich gerne. Es hilft jedoch, wenn man ungefähr weiß, wofür man ihn abdrückt. Zumindest in diesem Punkt hat der DTB dazugelernt gegenüber dem letzten Versuch, als nicht nur die auch im Tennissport allgegenwärtigen Alles-Ablehner das Gefühl hatten, nicht unbedingt höchstdetailliert über die geplanten Einsatzgebiete der neuen Einnahmen informiert zu werden. Diesmal gibt es ein frisches Leistungssportkonzept, erarbeitet auch mit externen Experten. Offenbar solchen, die nicht nur, wie viele „Internet-A-Trainer“ in den Kommentarspalten, darauf geschaut haben, was beim DTB alles schlecht läuft, sondern auch, wo es besser gelaufen ist und läuft: Das Konzept ruft leise „Frankreich“ und noch deutlich lauter „Italien“.

Kommen soll unter anderem eine frühere Förderung mit mehr individuellen Schwerpunkten und deutlich mehr Möglichkeiten, sich bei Turnieren im eigenen Land mit geringeren Reisekosten die Punkte zu erspielen, die junge Profis in größerer Anzahl in die Weltranglistenpositionen bringen, an denen der DTB sich und sein Konzept bis 2032 dann auch konkret messen lassen will. Und natürlich auch muss. All das spült kurz- und mittelfristig nichts in die Kasse, sondern kostet vielmehr eine Menge Geld. Was viele der DTB-Dauerkritiker dabei oft übersehen: Auch die von ihnen selbst auserkorenen Vorbild-Verbände (s.o.) erheben trotz stattlicher Einnahmen durch ein Grand Slam-Event oder 1000er-Turniere, die Deutschland nicht hat, schon seit Längerem saftige ­Spielerlizenzen bzw. Wettkampfgebühren an der Basis. 

Zumindest diejenigen, die das Heranführen an die erweiterte Weltspitze als Verbandsaufgabe (und nicht als Privatvergnügen von Eltern, die es sich leisten ­können) definieren, müssen überlegen, ob das Gefühl, etwas dazu beigetragen zu haben, wenn in einigen ­Jahren deutlich mehr junge deutsche Profis bei einem Major aufschlagen sollten, ihnen vielleicht sogar den einen oder anderen „Zwanni“ wert ist.