FRA, Paris, Olympischen Spiele Paris 2024, (31.07.2024, Empfang der Medaillengewinner und Ehrung, Deutsches Haus Stade J

Abschied in Paris: Angelique Kerber beendete ihre Karriere bei den Olympischen Spielen 2024 und wird nun Beraterin beim DTB. Bild: IMAGO / HMB-Media

Angelique Kerber kritisiert neue Tennis-Generation: „Augen zu und durch“

Angelique Kerber hat den Tennisschläger zur Seite gelegt und wird Beraterin des DTB. Die ehemalige Nummer eins blickt kritisch auf die nachfolgenden Spielerinnen.

Von den Abschieden der Tennislegenden bis hin zum Aufstieg neuer Talente: Das internationale Tennis befindet sich derzeit in einer Phase des Wandels. Bei den Herren verabschiedeten sich in den letzten Jahren Ikonen wie Roger Federer, Sir Andy Murray und Rafael Nadal von der aktiven Bühne. Ihre Abgänge markieren das Ende einer Ära. Gleichzeitig treten bei den Frauen immer mehr talentierte, junge Spielerinnen ins Rampenlicht, die frischen Wind in die Wettbewerbe bringen und mit beeindruckenden Leistungen auf sich aufmerksam machen.

Angelique Kerber sieht diese Entwicklung jedoch nicht nur positiv. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) äußerte sich die 36-Jährige kritisch zur Mentalität vieler junger Talente. „Die Generation, die jetzt auf die Profitour drängt, tickt wirklich noch einmal komplett anders. Sie haben fast keinen Respekt mehr, im positiven wie im negativen Sinne. Es gilt: Augen zu und durch. Nicht links, nicht rechts, sondern geradeaus mit dem Kopf durch die Wand,“ analysierte Kerber. Ihrer Meinung nach mangelt es vielen an der Balance zwischen Ehrgeiz und der Wertschätzung für das Spiel und dessen Traditionen.

Angelique Kerber als DTB-Beraterin

Kerber selbst bleibt dem Tennis künftig eng verbunden. Ab Januar übernimmt sie eine beratende Rolle beim Deutschen Tennis Bund (DTB), wo sie sich insbesondere der Nachwuchsförderung widmen wird. Ihre umfangreiche Erfahrung und ihre Erfolge — darunter drei Grand-Slam-Titel und die Position als ehemalige Weltranglistenerste — machen sie zu einer idealen Beraterin für junge Talente.

„Ich sehe mich in einer Art Mentorinnenrolle“, erklärte Kerber. „Ich glaube, dass man für diese jungen Spielerinnen Verständnis zeigen muss. Aber ich denke auch, dass ich mit meinem Alter und meiner Lebenserfahrung den ein oder anderen wertvollen Rat geben kann.“ Ihre aktive Karriere beendete Kerber bei den Olympischen Spielen in Paris 2024, was für sie einen emotionalen Abschluss ihrer Zeit auf der Tour darstellte.

Angelique Kerber: „Der Wettbewerb fehlt mir“

Das neue Kapitel in ihrem Leben gestaltet sich für Kerber als spannende Herausforderung. „Es ist anders, sehr anders. Was ich total genieße, ist, Zeit zu haben und nicht mehr reisen zu müssen,“ sagte sie der FAZ. Dennoch gibt es Momente, in denen sie den Adrenalinrausch des Wettbewerbs vermisst. „Der Wettbewerb fehlt mir sehr. Das wird wahrscheinlich auch immer so bleiben.“

Kerber hat in ihrer Karriere zahlreiche Höhepunkte erlebt, darunter ihren ersten Grand-Slam-Titel bei den Australian Open 2016, der ihren Durchbruch markierte. Es folgten Siege bei den US Open im selben Jahr und Wimbledon 2018. Diese Erfolge machten sie nicht nur zu einer der erfolgreichsten deutschen Tennisspielerinnen nach Steffi Graf, sondern auch zu einer weltweit geschätzten Persönlichkeit im Sport. Ihr Kampfgeist, ihre Vielseitigkeit auf dem Platz und ihr bescheidener Charakter prägten ihr Bild in der Öffentlichkeit.

Mit ihrer neuen Rolle beim DTB und ihrem Fokus auf die nächste Generation von Spielerinnen zeigt Kerber, dass sie weiterhin für das Tennis lebt. Sie möchte gezielt Talente unterstützen, nicht nur technisch und taktisch, sondern auch mental, und eine neue Generation von Spielerinnen heranbilden, die das Potenzial haben, an die Weltspitze zu gelangen. Ihre Erfahrung, ihre Leidenschaft und ihr Wille, das Beste aus anderen herauszuholen, könnten für den deutschen Tennissport wegweisend sein. Kerber bleibt eine wichtige Stimme in der Welt des Tennis — nun vor allem neben dem Platz.