Am Ende dieses Freitags, als alle Kameras und Mikrofone ausgeschaltet waren, stand der Teamchef noch kurz mit seinen Schützlingen zusammen, bevor es ins Hotel ging. „Es gibt so Tage“, sagte Patrik Kühnen, „ich weiß es noch genau, wie das bei mir damals war. Du kannst machen, was du willst, aber der Aufschlag kommt nicht. Das ganze Match nicht.“
Will man das Auftakteinzel in der Partie gegen Frankreich zwischen Philipp Kohlschreiber und Gael Monfils, dieses 1:6, 4:6, 6:7 auf einen entscheidenden Faktor herunterbrechen, dann ist es der Aufschlag. Oft sind Statistiken wenig hilfreich, aber in diesem Fall sagten sie eine Menge aus. Monfis schlug 15 Asse und 25 Aufschlagwinner. Bei Kohlschreiber waren es 5 Asse und 12 Service-Winner.
Was die Statistik nicht verrät, ist, dass Kohlschreiber nicht in der Lage war, in engen Situationen freie Punkte über den Aufschlag zu bekommen. Er musste immer hart für seine Punkte kämpfen. Er hat nicht schlecht gespielt, die Rückhand war auch gegen Monfils wieder Weltklasse, aber wenn er langfristig nicht seinen Aufschlag verbessert, kann er mit den Besten der Welt nicht mithalten. Seine Technik ist nicht optimal. Oft knickt er ein, und die Bälle landen im Netz.
Und trotzdem hatte er seine Chancen. Im zweiten Satz führte er 3:0 und 4:2. Im dritten Satz holte er einen 2:4-Rückstand auf. „Wegen meines Aufschlags habe ich viele Big Points verpasst“, analysierte Kohlschreiber selbst treffend. Nur 57 Prozent der Aufschläge landeten im Feld – zu wenig.
Keine Chance für Benni Becker
Kohlschreiber hätte Monfils schlagen müssen, so lautete die Ausgangsposition vor dem Match. Um überhaupt eine Chance, gegen die übermächtigen Franzosen zu haben. Anschließend stand Benjamin Becker auf verlorenem Posten. In den ersten zwei Sätzen spielte er zu ängstlich, verhalten. Er wirkte gehemmt, auch wenn er hinterher behauptete: „Ich war nicht nervöser als bei einem normalen Match auf der Tour. Vielleicht ein bisschen.“
Anschließend war mehr Druck in seinem Spiel. Eine Chance hatte er aber nie. Im Gegensatz zur Kohlschreiber-Partie war das Becker-Match ein Langeweiler. Daran konnten auch die Gesänge der Fans mit ihren blau-weiß-rot bemalten Gesichtern nichts ändern. Tsonga tat das, was nötig war, um zu siegen, Becker spielte auf dem Level, das seiner Weltranglistenposition entsprach – Platz 39. Nachdem Tsonga es im dritten Satz schleifen ließ, gab er im vierten Gas – wie ein Rennwagen, der kurz einen Gang höher schaltet und den Volkswagen an der Ampel spielend leicht abhängt. 3:6, 2:6, 7:6, 3:6 hießen am Ende die Zahlen aus Sicht von Benjamin Becker. Damit war er gut bedient.