Zum Turnierstart in Melbourne: 5 Fragen zu den Australian Open
Zverev, Alcaraz, Djokovic, Sabalenka & Co. Auf welche Fragen wir bei den Australian Open in Melbourne Antworten bekommen werden.
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Gewinnt Alexander Zverev sein erstes Grand-Slam-Turnier?
Bei jedem Grand-Slam-Turnier stellt sich mittlerweile die gleiche Frage: Klappt es diesmal? Seit Jahren jagt Alexander Zverev dem Grand-Slam-Triumph hinterher. Zweimal war er bereits ganz dicht davor. 2020 im Finale der US Open gegen Dominic Thiem, wo er eine 2:0-Satzführung vergab und zwei Punkte zum Grand-Slam-Sieg fehlten. Und letztes Jahr bei den French Open, als er im Endspiel gegen Carlos Alcaraz mit 2:1-Sätzen führte. „Er muss sich stets daran erinnern, nicht zu passiv zu sein. Dann kann etwas Großes bei ihm entstehen. Aber er muss daran glauben und er muss daran arbeiten. Er muss es mit jeder Phase des Körpers spüren, dass es der richtige Weg ist“, ermahnte Roger Federer Zverev zu mehr Mut zum Risiko in der Endphase der Grand-Slam-Turniere.
Zverev ist zwar die Nummer zwei der Welt, aber die großen Titel räumten zuletzt Jannik Sinner, Carlos Alcaraz und Altmeister Novak Djokovic ab. „Sascha muss in den nächsten 18 Monaten eben diesen Grand-Slam-Sieg haben, weil es danach deutlich schwieriger wird. Es gibt drei, vier Namen, die 19, 20, 21 Jahre alt sind und an die Tür klopfen“, urteilt Boris Becker in seinem Podcast mit Andrea Petkovic und stellt Zverev damit indirekt ein Titel-Ultimatum. Was Becker meint: Während Spieler wie Sinner und Alcaraz wohl längst noch nicht ihren Zenit erreicht haben, rücken von unten weitere junge Spieler nach, die sich stetig verbessern werden.
Für sein großes Ziel tut Zverev alles, er hat sich in der Saisonvorbereitung gequält. Die Oben-Ohne-Fotos von ihm im Training in Australien zeigen eindeutig, dass er so austrainiert wie noch nie wirkt. Dennoch gab es beim United Cup gleich einen kleinen Schock. Nach zwei klaren Siegen konnte der 27-Jährige im Viertelfinale gegen Kasachstan nicht zu seinem Einzel antreten. Der Grund: eine Zerrung der Bizepssehne. Dies war offensichtlich nur eine Vorsichtsmaßnahme, um sein großes Ziel nicht zu gefährden: Triumph in Melbourne.
Schreibt Carlos Alcaraz erneut Geschichte?
Neues Jahr, neue Frisur. Mit einem frischen Kurzhaarschnitt will Carlos Alcaraz in Melbourne den Angriff auf das Brechen eines neuen Rekords angehen. Die French Open und die US Open hat der Spanier bereits gewonnen. In Wimbledon siegte er bereits zweimal. Was fehlt, ist noch der Titel bei den Australian Open, um den Karriere-Grand-Slam zu vervollständigen. Schafft Alcaraz dies, wäre er nicht nur nach Rod Laver, Andre Agassi, Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic der sechste Spieler in der Profiära mit dem Karriere-Grand-Slam, sondern auch der mit Abstand jüngste Spieler.
Bislang ist Rafael Nadal mit 24 Jahren und 102 Tagen der jüngste Spieler bei Vollendung des Karriere-Grand-Slam gewesen, als er bei den US Open 2010 des fehlende Puzzleteil vervollständigte. Alcaraz wird Anfang Mai erst 22 Jahre alt. Er hat also nicht nur bei diesen Australian Open die Chance, den Rekord zu brechen, sondern auch bei den Australian Open 2026 und 2027. Alcaraz feierte vor vier Jahren bei den Australian Open 2021 sein Hauptfelddebüt bei einem Grand-Slam-Turnier. Nachdem er drei Runden in der Qualifikation gemeistert hatte, gewann er auch sein Auftaktmatch im Hauptfeld gegen Botic van de Zandschulp klar in drei Sätzen, scheiterte dann in der zweiten Runde in vier Sätzen an Mikael Ymer. Bei den Australian Open 2022 verlor Alcaraz in der dritten Runde in fünf Sätzen gegen Matteo Berrettini. 2023 konnte er in Melbourne verletzungsbedingt nicht antreten. 2024 scheiterte im Viertelfinale an Alexander Zverev.
Laut eines Berichts der spanischen Zeitung Marca geht Alcaraz in Melbourne mit einem schwereren Schläger an den Start. Im Griff soll ein zusätzliches Bleiband von fünf Gramm angebracht worden sein, wodurch Alcaraz noch offensiver spielen kann und die Anfälligkeit für Doppelfehler sinkt. „Es ist eine zusätzliche Hilfe beim Schlagen. Mit der Beschleunigung, die er hat, wird er an zusätzlicher Kraft gewinnen. Mit einem Schläger mit mehr Gewicht nutzt man zudem die Kraft, mit der der Ball zu einem kommt. Das wirkt sich auch auf die Rehabilitation aus“, sagt Alcaraz‘ neuer Co-Trainer Samuel Lopez.
Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Novak Djokovic und Andy Murray?
Diese Nachricht schlug im November ein wie ein Blitz in der Tennisszene ein. Andy Murray wird nach seinem Karriereende bei Olympia 2024 Trainer von Novak Djokovic, wenn auch nicht in Vollzeit. Murrays erster Einsatz: die Australian Open. Warum Djokovic seinen ehemaligen Rivalen verpflichtet hat? „Ich will mich auf jeden Fall verbessern. Auch wenn es nur um den kleinsten Prozentsatz geht, jeden einzelnen Schlag, den ich in meinem Spiel habe“, sagt er. Und für diese kleinste Detailverbesserung kann nur jemand in Frage kommen, der auf einem ähnlichen Niveau spielte wie der „Djoker“ selbst.
Kurz vor den Australian Open 2014 holte Djokovic Boris Becker in sein Team. Nun kommt mit Murray der nächste Hochkaräter. Der Unterschied: Mit Murray lieferte sich der Serbe zahlreiche Duelle auf dem Platz, die er meist gewann. „Er ist sehr akribisch, überaus engagiert und so professionell. In gewisser Weise war es seltsam für mich, all diese Einblicke darüber zu geben, wie ich mich auf dem Platz fühle. Einige Geheimnisse zu teilen, was ich durchmache, worüber ich nachdenke, wie ich mein Spiel sehe, und das mit jemandem, der immer einer meiner größten Rivalen war“, sagte Murray über diese Trainingseindrücke mit Murray.
Djokovic kann in Melbourne gleich drei große Meilensteine erreichen. Gewinnt er die Australian Open – es wäre sein elfter Triumph in Down Under –, wäre es gleichzeitig sein 100. ATP-Titel sowie sein 25. Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier. Damit würde er zum alleinigen Rekordhalter bei den Grand-Slam-Titeln aufsteigen und Margaret Court, die ebenfalls bei 24 Titeln steht, übertreffen. Außerdem würde Djokovic beim nächsten Grand-Slam-Erfolg zum ältesten Grand-Slam-Champion der Geschichte werden. Derzeit hält noch John Newcombe diesen Rekord mit 37 Jahren und zwei Monaten. Übrigens: Djokovic reiste Ende Dezember mit einem Pokemon-Rucksack, auf dem der Pokemon Pikachu zu sehen ist, in Australien ein. Pikachu hat auf dem sogenannten Pokemon-Index die Nummer 25. Hat sich Djokovic einen kleinen Spaß erlaubt, weil er seinen 25. Grand-Slam-Titel anstrebt? Zuzutrauen ist es ihm.
Bleibt Aryna Sabalenka die Australien-Spezialistin?
Die Frage nach der Favoritin im Dameneinzel bei den Australian Open ist schnell beantwortet. Aryna Sabalenka! Warum sollte man gegen die aktuelle Weltranglistenerste, die mit Abstand beste Hartplatzspielerin der letzten Jahre, wetten? Sabalenka schickt sich an, genauso wie Novak Djokovic eine Australien-Spezialistin zu werden. Wobei: Eigentlich ist sie das schon. In Brisbane gewann sie ihren ersten Titel des Jahres. Bei ihren letzten fünf Turnierstarts in Australien gewann sie viermal den Titel (2x Australien Open 2023 & 2024, Adelaide 2023, Brisbane 2025) und erreichte einmal das Finale (Brisbane 2024) . Sabalenka fühlt sich in Down Under pudelwohl. Die Zeichen stehen ideal für den Titelhattrick bei den Australian Open. Dreimal in Folge in Melbourne triumphierte bei den Damen zuletzt Monica Seles, von 1991 bis 1993. „Ich fühle, dass mein Spiel ziemlich gut ist. Mental und körperlich bin ich bereit für die Australian Open. Mit diesem Pokal zum Major zu fahren, ist wirklich wichtig“, sagte Sabalenka nach ihrem Turniersieg in Brisbane. Klingt wie eine Kampfansage an die Konkurrenz.
Gelingt das australische Wunder?
Wann hat das Warten ein Ende? Vielleicht dieses Jahr? Seit knapp 50 Jahren wartet man in Down Under als große und stolze Tennisnation auf einen heimischen Herrensieger bei den Australian Open. Der letzte Australier, der beim Heimturnier siegte, war 1976 Mark Edmondson. Als Nummer 212 der Welt gewann er damals sensationell die Australian Open. Es gibt keinen schlechter platzierten Grand-Slam-Sieger als Edmondson. Ashleigh Barty beendete 2022 die Titeldürre der Australierinnen beim Heimspiel. Doch kann dies nun auch bei den Herren gelingen? Die Topstars Lleyton Hewitt, Patrick Rafter und Pat Cash bissen sich stets die Zähne aus beim Versuch, den Heim-Grand-Slam zu gewinnen. Das australische Herrentennis ist aktuell sehr gut aufgestellt in der Breite. Neun Spieler stehen in den Top 100. Mit Alex de Minaur gibt es sogar einen Top-10-Spieler. Doch hat de Minaur die spielerischen und körperlichen Waffen für den ganz großen Coup in Melbourne? Vermutlich nicht! Nick Kyrgios hätte man einen Titel vor zwei Jahren zugetraut, als er in Topform anreiste und verletzungsbedingt passen musste. In Melbourne wird Kyrgios sein erstes Grand-Slam-Turnier nach zweieinhalb Jahren spielen – mit vielen Fragezeichen. Es deutet derzeit alles daraufhin, dass es auch dieses Jahr nicht klappen wird mit einem Heimtitel für die australischen Herren. Dann wären die 50 Jahre voll.