Nick Kyrgios

Nick Kyrgios spielt bei den Australian Open sein erstes Grand-Slam-Turnier seit zweieinhalb Jahren. ©Imago/AAP

Becker über Kyrgios: „Social-Media-Star, der ab und zu Tennis spielt”

Im Podcast Becker/Petkovic sprach Boris Becker über die Beweggründe des Verhaltens von Nick Kyrgios auf und abseits des Tennisplatzes. 

Nick Kyrgios spielt bei den Australian Open sein erstes Grand-Slam-Turnier seit den US Open 2022, sofern er nicht noch zurückzieht. Denn Kyrgios sagte seinen geplanten Start bei einem Schaukampf vor Turnierbeginn in Melbourne wegen einer Bauchmuskelverletzung ab. Mit seinen Aussagen, hauptsächlich in den sozialen Medien, gegenüber Spielerkollegen und ehemaligen Legenden des Sports sorgt der Australier immer wieder für Aufmerksamkeit und größtenteils auch für Kopfschütteln. So auch bei Boris Becker, der sich mit Kyrgios schon mal einen verbalen Schlagabtausch via der Plattform X lieferte.

Im Podcast Becker/Petkovic sprach Becker vor Beginn der Australian Open über Kyrgios‘ Einstellung zum Tennissport. Sein Fazit über den 29-jährigen, der 2022 im Finale in Wimbledon stand, ist alles andere als wohlwollend. „Ich sehe ihn als Social-Media-Star, der ab und zu Tennis spielt. Ich glaube, dass er den Tennissport braucht als seine Bühne. Er ist hier und da ein sehr guter Tennisspieler, wenn er bei der Sache bleiben würde. Er ist tennismäßig weit weg von der Weltspitze, aber er hat über 4,5 Millionen Follower auf seinen Social-Media-Kanälen. Ich glaube, das ist sein Geschäftsmodell. Das muss man respektieren. Ich würde mir wünschen, er würde mehr über sich selbst sprechen, sich mehr Gedanken machen über seine Form und wie er sich in der Weltrangliste wieder nach oben arbeiten kann. Er würde dem Tennissport guttun, wenn er erfolgreich Tennis spielen würde und weniger Gedanken über andere Spieler machen würde“, sagte Becker.

Becker über Kyrgios: „Tennissport ist Mittel zum Zweck für ihn”

Kyrgios trifft bei den Australian Open in der ersten Runde auf den recht unbekannten Briten Jacob Fearnley. Ob dem Australier das wirklich so gefällt? Viel lieber hätte er wohl gleich gegen einen großen Namen auf der ATP-Tour gespielt, vor allem gegen seinen Erzfeind Jannik Sinner, den er seit Bekanntgabe des Dopingfalls immer wieder teilweise unter der Gürtellinie kritisiert. „Der Tennissport ist Mittel zum Zweck für ihn. Er provoziert, er sucht die Öffentlichkeit, er hat einen ganz anderen Plan, wie er sich beruflich aufstellen will. Das hat weniger mit Tennisspielen und Turniere gewinnen zu tun. Er braucht die Öffentlichkeit. Und die bekommt er, wenn er gegen Sinner, Alcaraz oder Djokovic spielt. Dann profitiert die Marke Nick Kyrgios. Das ist vordergründig für ihn sein Geschäftsmodell. Er sucht sich immer die Rosinen raus und spielt bei den bekanntesten Turnieren mit und dann teilweise auch sehr gut. Ich glaube nicht, dass Tennis Priorität Nummer eins für ihn ist, sondern es geht bei ihm immer um die Marke Nick Kyrgios. Dazu braucht er Öffentlichkeit. Die hat er auf dem Centre Court gegen die besten Spieler der Welt und nicht auf einem Nebenplatz gegen einen unbekannten Spieler“, sagte Becker.

Kyrgios könnte bei den Australian Open in der dritten Runde auf Alexander Zverev treffen. Das sollte sicherlich eine Extramotivation für ihn in Melbourne sein. Denn in einem solchen Match ist die große Bühne garantiert.