Rebecca Sramkova

Rebecca Sramkova ist auf einem Auge fast blind. 2024 spielte die Slowakin ihre beste Saison. ©Imago/Zuma Press Wire

Rebecca Sramkova bei den Australian Open: Top 50 trotz Blindheit

Rebecca Sramkova aus der Slowakei ist auf einem Auge fast blind und gehört trotzdem zu den Top 50 auf der WTA-Tour. Bei den Australian Open trifft sie in der zweiten Runde auf Iga Swiatek.

Rebecca Sramkova spielt morgen bei den Australian Open eines der größten Matches ihrer Karriere. In der Rod Laver Arena trifft die 28-jährige Slowakin auf die Weltranglistenzweite Iga Swiatek. Das ist keine besondere Geschichte, besonders wird es dadurch, dass Sramkova mit einem starken Handicap als Tennisprofi unterwegs ist. Sramkova ist auf ihrem linken Auge seit ihrer Geburt so gut wie blind. In Melbourne steht sie nun erstmals in der zweiten Runde bei einem Grand-Slam-Turnier.

Rebecca Sramkova: Erster WTA-Titel 2024

Tennis sollte ihr dabei helfen, ihr Sichtfeld zu verbessern, da im Tennissport ein tiefes Wahrnehmungsvermögen sowie eine gute Auge-Hand-Koordination benötigt wird. Ihr Sehvermögen wurde im Laufe der Jahre zwar nicht besser, dennoch hat es Sramkova geschafft, trotz ihres starken Handicaps ihren Traum Tennisprofi zu leben. „Ich kann nicht sagen, wie es ist, als gesunder Mensch zu sehen. Früher habe ich mit Kontaktlinsen gespielt, aber die Sicht war dadurch nicht anders. Außerdem mochte ich dieses Gefühl nicht“, sagte Sramkova.

Im Alter von 20 Jahren feierte die Slowakin ihre Grand-Slam-Premiere bei den Australian Open und stand kurz vor dem Einzug in die Top 100. Nach zahlreichen Verletzungen, unter anderem am Rücken und der Schulter, dauerte es bis zum Jahr 2024, bis Sramkova ihre Karriere so richtig in Schwung bringen konnte. Innerhalb von zwei Monaten erreichte sie drei Endspiele auf der WTA-Tour und gewann in Hua Hin (Thailand) im Finale gegen Laura Siegemund ihren ersten WTA-Titel. Im WTA-Ranking ging es rauf bis auf Platz 43.

Rebecca Sramkova: „Ich möchte jemand sein“

Bei den Billie Jean King Cup Finals im November 2024 besiegte die 28-Jährige nacheinander Danielle Collins, Ajla Tomljanovic und Katie Boulter und führte die Slowakei ins erste Endspiel beim Billie Jean King Cup seit 2002. Dass Sramkova all diese Resultate mit ihrem großen Handicap geschafft hat, machen ihre Leistungen umso erstaunlicher. „Ich möchte jemand sein. Deshalb machen wir diesen Sport – um jemand zu sein. Man sieht all die anderen Mädels um einen herum, die darum kämpfen, jemand zu sein. Genau das willst du. Das treibt mich an“, sagt die Slowakin, eine der Aufsteigerin des Jahres 2024.

In ihrer Freizeit liebt es Sramkova zu malen, vor allem, um zu entspannen. „Ich habe nur sechs oder sieben Bilder gemalt, aber ich genieße das“, sagt sie über ihr Talent zur Malerei, das sie wohl von ihrem Vater Jozef geerbt hat – einem professionellen Maler. Ihr Verhältnis zu ihrem Vater, der in der Jugend ihr Trainer war, ist inzwischen zerrüttet. Ihr Vater warf sie aus dem Haus, da ihm die Beziehung seiner Tochter zu einem zwölf Jahre älteren Mann nicht gefiel.

Rebecca Sramkova: „Ich musste mich alleine durchschlagen” 

„In meiner Teenagerzeit sind einige Dinge vorgefallen, die einige Leute überraschen würden, wenn ich sie erzählen würde. Deshalb haben wir uns getrennt. Deshalb warf er mich aus dem Haus. Ich musste mich allein durchschlagen, ohne einen Cent. Zu diesem Zeitpunkt begriff ich, dass ich Tennis liebe und dass ich dabei bleiben werde, auch wenn ich verhungern müsste. Nachdem ich das Haus verließ, habe ich drei Monate lang Reis gegessen, weil ich mir weder Essen noch einen Trainer leisten konnte. Es ist ein Wunder, dass ich es geschafft habe. Mein Vater dachte nicht so. Er war überzeugt, dass ich zurückkommen und ihn anflehen würde“, erzählte Sramkova über ihre schwere Zeit.

Mit einem ähnlichen Handicap bestreiten auf der ATP-Tour der Südkoreaner Lee Duck-hee und der Deutsche Yannick Hanfmann ihr Leben als Tennisprofi. Lee-Duck-hee (bestes ATP-Ranking: 130) ist von Geburt an taub, während Hanfmann (bestes ATP-Ranking: 45) auf beiden Ohren nur eine Hörkraft von rund 60 Prozent hat.