„Lucky Lys” bei den Australian Open: „Ich möchte diese Chance nutzen”
Eva Lys steht bei den Australian Open als Lucky Loser in der dritten Runde und geht mit guten Chancen ins Duell ums Achtelfinale.
Nach ihrem verwandelten Matchball und dem Handshake mit ihrer Gegnerin Varvara Gracheva rannte Eva Lys sofort zum Spielfeldrand, um sich eine lange Umarmung von ihrer Mutter Maria und ihrer jüngeren Schwester Bella abzuholen. Soeben hatte die 23-jährige Hamburgerin den größten Erfolg ihrer Karriere fixiert: Einzug in die dritte Runde bei den Australian Open. So weit war die Deutsche bei einem Grand-Slam-Turnier noch nicht vorgestoßen.
Eva Lys needs to hold on to booking that flight back home for a while now as she advances into the third round, winning 6-2 3-6 6-4 😍👏
What a Grand Slam she’s been having!
@evalys_ • #AusOpen • #AO2025 pic.twitter.com/3YdkwuQunX— #AusOpen (@AustralianOpen) January 16, 2025
Dabei war ihre Reise in Melbourne bereits sechs Tage vorher zu Ende. Lys verlor im Quali-Finale knapp in drei Sätzen, blieb aber in Melbourne, nicht nur um ihren 23. Geburtstag am 12. Januar zu feiern, sondern auch in der Hoffnung, als Lucky Loser ins Hauptfeld zu rutschen. Das Glück war auf der Seite von Lys, die am letzten der drei Spieltage der ersten Runde vom Rückzug der Russin Anna Kalinskaya profitierte und extrem kurzfristig als Lucky Loser in Melbourne antreten durfte.
Lys gefällt Partystimmung auf Court 6
Nach Siegen gegen die Australierin Kimberly Birrell (6:2, 6:2) und die Französin Varvara Gracheva (6:2, 3:6, 6:4) stieß Lys nun in neue Sphären in ihrer Karriere vor. „Ich bin wortlos glücklich. Ich hatte nicht erwartet, überhaupt noch ein Match zu bekommen und jetzt bin ich in der dritten Runde. Es war ein unglaubliches Publikum – ohne das hätte ich es nicht geschafft“, sagte die Hamburgerin.
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Im Duell gegen Gracheva behielt die Hamburgerin bei extremer Lautstärke die Ruhe. Auf Court 6, dem sogenannten Party-Court im Melbourne Park, der mit einer Bar am Spielfeldrand ausgestattet ist, schallten immer wieder laute „Eva”-Schlachtrufe und Gesänge („Eva, Las Vegas“) über den Platz. „Ich habe noch nicht viele Matches gespielt mit solch einem Publikum. Ich habe damit Frieden geschlossen, dass mich das nicht mehr beeinträchtigt, wenn es laut ist und wenn es auch mal gegen mich ist. Das ist ein Teil des Sports. Damit muss man klarkommen. In schwierigen Momenten haben mich die Fans gepusht. Ich finde es unglaublich, was für eine Energie das Publikum einen geben kann“, sagte Lys über die Partystimmung auf Court 6.
Lys: „Irgendwann ist es kein Glück mehr”
Lys spielte die ersten 40 Minuten nahezu fehlerfrei, führte hochverdient mit 6:2, 2:0, ehe das Spiel kippte. „Ich bin ein sehr großer Kopfmensch. Im zweiten Satz ist das ein bisschen durchgekommen, aber im dritten konnte ich mich mega gut zurückkämpfen“, sagte sie. Nächste Gegnerin: Jaqueline Cristian aus Rumänien, Nummer 82 im WTA-Ranking. Keine unlösbare Aufgabe für die Deutsche, die auf der WTA-Tour alle drei Duelle gegen Cristian jeweils in drei Sätzen gewann.
„Ich spiele lieber gegen sie in der dritten Runde bei einem Grand-Slam-Turnier als bei einem WTA-125er-Turnier. Die Einstellung, dass ich nichts zu verlieren habe, hilft. Ich werde von vielen ’Lucky Lys’ genannt. Ich finde den Spitznamen auch super, aber irgendwann ist es kein Glück mehr. Es ist auch harte Arbeit. Die Matches gewinnt man nicht nur mit Glück. Egal, wie entspannt ich bin, ich gehe in die Matches, dass ich eine megageile Chance habe. Ich möchte diese Chance nutzen. Ich weiß, dass ich das Potential dazu habe“, blickte die 23-Jährige voraus. Sollte „Lucky Lys” tatsächlich auch ihre dritte Runde in Melbourne meistern, würde sie erstmals in die Top 100 im WTA-Ranking vorstoßen.