MadisonKeys

Im Rampenlicht: Madison Keys gewann in Melbourne ihr erstes Grand Slam-Turnier. Nun ist sie zu gut, um beim WTA-Event in Austin mitspielen zu dürfen. Bild: Australian Open

Plötzlich zu gut: Warum Madison Keys nicht in Austin starten darf

Madison Keys wollte beim WTA-250er-Turnier in Austin starten. Doch dann gewann sie die Australian Open. Nun ist sie zu gut für die ATX Open in Texas.

Am 13. September 2024 erschien auf dem Instagram-Kanal des WTA-Turniers von Austin, Texas, ein Beitrag, der viele Tennisfans in der Region verzückt haben dürfte. Madison Keys sprach in einem Video zu den Followern der ATX Open, wie das Event offiziell heißt. „Ich freue mich, euch mitteilen zu können, dass ich nächstes Jahr zum ersten Mal in Austin spielen werden“, frohlockte Keys und grinste breit in Kamera. „Also, worauf wartet ihr noch? Holt euch eure Tickets“, forderte sie die Fans in dem Filmchen auf.

 

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Es ist nicht überliefert, wie viele Fans dieser Aufforderung nachkamen. Es ist aber durchaus vorstellbar, dass insbesondere während der letzten Tage viele Tennisfans aus Texas sich ein Ticket für das am 22. Februar startende Turnier kauften. Denn: Inzwischen ist Madison Keys ein Grand Slam-Champion! Und eine frische Major-Siegerin live sehen zu können, ist ja eher eine seltene Chance. Das Blöde ist nun: Keys darf nicht in Austin an den Start gehen – weil sie zu gut ist! Was sich anhört wie ein schlechter Scherz, ist tatsächlich wahr. Die WTA-Regeln verbieten es Keys in Austin zu starten. Wie ist das möglich?

Madison Keys: bizarre Regeln führen zu ihrem Ausschluss

Es sind bizarre Regularien, die nun zum Ausschluss von Keys führen, der gerade mit dem Sieg in Melbourne ihr größter Karriereerfolg gelang. Das Problem: Die ATX Open in Austin sind ein Turnier der 250er-Kategorie (unterstes WTA-Hauptlevel), für die es strikte Beschränkungen gibt. Den in derselben Woche finden die Merida Open in Mexiko statt, die zur 500er-Kategorie zählen. Im WTA-Regelwerk von 2025 heißt es nun: „Ein WTA-250-Turnier, das in derselben Woche wie ein WTA-500-Turnier stattfindet, darf nur eine (1) Spielerin zulassen, deren WTA-Einzelranglistenposition zum Zeitpunkt des Meldeschlusses für das Hauptfeld des Turniers 1-10 beträgt.“

Weil Madison Keys durch ihren überraschenden Triumph bei den Australian Open und durch den Sieg beim Vorbereitungsturnier in Adelaide im Ranking von Platz 20 auf Rang sieben nach oben schoss und nun plötzlich eine Top 10-Spielerin ist, darf sie in Austin nicht spielen. Denn: Als Top 10-Spielerin steht bereits Jessica Pegula als Teilnehmerin in Austin fest. Keys wäre also die zweite Top 10-Spielerin im Feld von Austin. Aber zwei Spielerinnen aus den ersten zehn sind nicht erlaubt. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Wenn die Titelverteidigerin des Vorjahres als Top 10-Spielerin an den Ort ihres Erfolgs zurückkehrt und gleichzeitig eine weitere Top 10-Spielerin in der Meldeliste steht, dürfen beide starten. Doch diese Sonderregel greift in dem Fall nicht. Das heißt: Madison Keys, die Australian Open-Siegerin von 2025, ist inzwischen zu hoch platziert, um bei einem 250er-Turnier in ihrer Heimat zu spielen.

Die ATX Open in Austin wenden sich inzwischen mit einem Statement an die bestimmt nicht wenigen enttäuschten Fans: „Für ein 250er-Turnier darf bei den ATX Open nur eine Top-10-Spielerin antreten, es sei denn, der Titelverteidigerin kehrt als Top-10-Spielerin zurück. Nur in diesem Fall könnten zwei Top-10-Spielerinnen bei unserem Turnier antreten. Dies trägt dazu bei, einen ausgewogenen Wettbewerb über alle WTA-Veranstaltungen hinweg zu gewährleisten, die in der gleichen Woche stattfinden. Da die Nummer 6 der Welt, Jessica Pegula, bereits für das Turnier zugesagt hat, können wir nach den WTA-Regeln keine zweite Top-10-Spielerin in die Auslosung aufnehmen. Als wir mit Madison eine Vereinbarung trafen, war sie die Nummer 21 der Weltrangliste. Durch ihre Titelgewinne in Adelaide und Melbourne ist sie nun die Nummer 7 der Weltrangliste. Infolge ihres neuen Rankings wird Madison leider nicht an den diesjährigen ATX Open teilnehmen können.“

Madison Keys

Schönes Setting: Die Anlage der ATX Open in Austin, Texas.Bild: ATX Open Austin

Bis zum Turnierstart wird Keys ihren Status als Top 10-Spielerin auch nicht mehr verlieren. Es ist rechnerisch nicht möglich, dass andere Damen bis zum 22. Februar noch an ihr vorbeiziehen. Und Keys wird auch nicht mehr so viele Punkte verlieren, dass sie in den nächsten drei Wochen aus den Top 10 rutschen wird.

Turnierdirektor Christo van Rensburg äußerte sich ebenfalls zu der unglücklichen Situation: „Wir lieben Madison und freuen uns schon seit Monaten darauf, dass sie zum ersten Mal hier in Austin spielen wird. Wir wünschten zwar, die Top-10-Regel würde für unser Turnier nicht gelten, aber wir respektieren die Regeln der WTA.“

Grundsätzlich ist die Spezialregel für die 250er-Turniere auf der WTA-Tour bei den Spielerinnen nicht besonders beliebt. Daria Kasatkina, die bekannt dafür ist, Missstände in ihrem Sport offen anzusprechen, nannte die Regel einmal „totalen Schwachsinn“. In einem Videobeitrag sagte sie: „Ich verstehe nicht, wie diese Turniere Geld verdienen, wenn sie keine berühmten Spitzenspielerinnen einladen können. Deshalb ist es für diese Turniere sehr schwierig, zu überleben. Ich verstehe diese dummen Regeln einfach nicht!“

Madison Keys vermutlich auch nicht. Letztlich wird sie für ihren perfekten Saisonstart mit zwölf Siegen in Folge bestraft und kann sich vorerst nicht als neue Grand Slam-Siegerin vor ihrem Heimpublikum präsentieren.