Lehren und lernen: Wie kann man Erwachsene möglichst schnell ans Tennis heranführen oder wieder begeistern? Zwei Wege stehen zur Auswahl. ©Imago

Zwei Methoden für den schnellen Weg zum Tennisspielen

Mit den Lehrmethoden Tennis Xpress und Fast Learning soll Erwachsenen der Weg hinein oder zurück in den Tennissport erleichtert werden. Stichwort: leichtes Lernen. Welche Methode sich für wen am besten eignet, beschreibt dieser Vergleich. 

Text: Dirk Ludwig
Erschienen in der tennis SPORT 2/2024

Der Tennissport steht in dem Ruf, zu den schwerer erlernbaren Sportarten zu gehören. Schläge wie Vor- und Rückhand sowie Aufschlag sind komplexe Bewegungen. Da beim Deutschen Tennis Bund (DTB) in den vergangenen 20 Jahren massive Einbrüche bei den Mitgliederzahlen im Alter von 20 bis etwa 40 Jahren zu verzeichnen waren, wurden im Rahmen der Kampagne „Play and Stay“ Lehr- und Lernmethoden entwickelt, die diesem Mitgliederschwund gerade bei den jungen Erwachsenen entgegenwirken sollen. Mit Tennis Xpress und Fast Learning haben sich zwei Methoden etabliert, die Vor-, aber auch Nachteile haben. 

TENNIS XPRESS – der einfache Weg zum Tennisspielen

Nach der erfolgreichen Einführung von „Tennis 10s“ folgte mit „Tennis Xpress“ vor etwa zehn Jahren eine weitere Aktion innerhalb der weltweiten Kampagne „Play and Stay“ des Internationalen Tennis Verbandes (ITF). Während „Tennis 10s“ Kinder zwischen dem vierten und zehnten Lebensjahr begeistern soll, zielt Tennis Xpress auf die große Erwchsenengruppe. Auch sie sollen durch langsamere Bälle, kleinere Schläger sowie reduzierte Platzgrößen sehr schnell das Tennisspielen erlernen.

In allen 210 Nationen, in denen das „Tennis 10s“- Programm eingeführt wurde, stieg die Zahl der Mitglieder. Aufbauend auf diesen positiven Erfahrungen bot die ITF zusätzlich weltweit Tennis Xpress-Kurse und Seminare an. „Erfahrung und Forschung der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Erwachsene bei der Wahl ihres Freizeitsports dem Gesundheits- und Fitnessaspekt sowie dem Erlernen einer neuen Sportart eine besondere Bedeutung zuweisen“, sagte Dave Miley, ITF Executive Director of Development, bereits vor etwa 15 Jahren. Seine Einschätzung: Der Tennis Xpress-Kurs ermöglicht einen schnellen Einstieg in das Spiel mit sehr viel Spaß in einem attraktiven sozialen Umfeld. Wir sind davon überzeugt, dass dieses Programm weltweit einen positiven Einfluss auf die Attraktivität des Sports haben wird und das Interesse daran signifikant steigert.“ 

Untersuchungen dazu in den drei größten Tennisnationen führten zu folgenden Ergebnissen: 

1. Freizeitspieler wollen durch das Training ihre Gesundheit und Fitness verbessern.

2. Breitensportler versprechen sich positive soziale Erfahrungen durch das Kennenlernen neuer Leute und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.

3. Tennisanfänger wollen etwas Neues lernen und sehen das Verbessern als spannende Herausforderung.

4. Sport treiben ist Ausdruck eines positiven Lebensstils.

Die Ziele

■ Den Erwachsenen soll die Sportart auf einem  einfachen Weg nähergebracht werden.

■ Der Einsatz von langsameren Bällen unterstützt dieses Vorhaben.

■ Am Ende der ersten Stunde sollen die Spieler mit den roten oder orangefarbenen Bällen auf dem Klein- oder Midfeld das Spiel mit einem Aufschlag eröffnen und Bälle hin und her schlagen können.

■ Ebenso sollen sie um Punkte spielen und einen ersten Wettkampf austragen können.

■ Ein Satz sollte als Tie-Break möglich sein.

■ Notwendige Techniken des Aufschlagens und der Grundschläge sollten in Grobform ausgeführt werden. 

■ Am Ende des Kurses sollen die Teilnehmer die grundlegenden Techniken, Taktiken und Regeln des Tennissports lernen.

■ Sie sollen in der Lage sein, mit grünen Bällen auf dem Platz um Punkte zu spielen.  

Kursrichtlinien für Trainer

Als Ziel steht die Vermittlung der Spielfähigkeit an vorderster Stelle. Der Anfänger soll bereits in der ersten Stunde in der Lage sein, das Spiel mit einem Aufschlag zu eröffnen und über erste Ballwechsel mit Vor- und Rückhand um Punkte zu spielen. Zu Beginn sollten die Voraussetzungen klar sein:

■ Sie sind Anfänger und spielen zum ersten Mal in ihrem Leben Tennis.

■ Sie besitzen grundlegende Kenntnisse oder Fähigkeiten,  haben jedoch nie außerhalb des Unterrichts gespielt.

■ Sie sind Anfänger oder Wiedereinsteiger, die ohne Unterricht beginnen möchten.

Das Spielen mit den langsameren roten, orangefarbenen und grünen Bällen ist die Grundlage für die an die unterschiedlichen Stufen des Könnens angepasste Feldgröße, und hilft so enorm beim Erlernen der sehr komplexen Sportart. Allerdings erfordert der Einsatz vom Trainer Flexibilität, da die unterschiedlichen Voraussetzungen der Beginner oder Wiedereinsteiger wichtig für die Wahl der Ballstufe sind.

ROTE BALLSTUFE

■ Schaumstoffball der Stufe 3, 8-9 cm groß

■ Standardball der Stufe 3, 7-8 cm

75 Prozent langsamer als der gelbe Ball

ORANGEFARBENE BALLSTUFE

■ Standardball der Stufe 2,  6-6,86 cm groß

50 Prozent langsamer als der gelbe Ball

GRÜNE BALLSTUFE

■ Standardball der Stufe 1,  6-6,86 cm groß

25 Prozent langsamer als der gelbe Ball

Die richtige Wahl der Ballfarbe gehört zur Einstufung dazu. ©Imago

1. Wahl des Balls

 Grundsätzlich sind im Unterricht mit Erwachsenen orangefarbene oder  grüne Bälle beim Tennis Xpress-Kurs einzusetzen. In den ersten Stunden und beim Erwerb neuer Techniken und Spielsituationen ist das Spielen mit dem roten Ball oft hilfreich und sinnvoll.

2. Wechsel der Ballstufe

Der Wechsel zur nächsten Ballstufe hängt von der Entwicklung der Spielfähigkeit der Erwachsenen ab. Anfänger lernen und verbessern sich unterschiedlich schnell. Um allen gerecht zu werden, wird empfohlen, innerhalb der Gruppe die Aufgabenstellungen zu differenzieren. Gegebenenfalls muss in einer Übungsstunde mit verschiedenen Bällen und in unterschiedlich großen Spielfeldern gearbeitet werden.

3. Möglichkeit des Rückschritts zu langsameren Bällen 

Je nach Zielsetzung kann es in manchen Unterrichts- und Spieleinheiten sinnvoll sein, vorübergehend auf langsamere Bälle zurückzugreifen. So können Spieler, die bereits in der Lage sind, mit dem orangefarbenen Ball zu spielen, nochmals auf den roten Ball zurückgreifen, um eine bestimmte Aufgabe zu lösen. Das erfolgreiche Bewältigen der Aufgabe, etwa das zehnmalige Spielen des Balls über das Netz und zum Partner, steigert das Selbstvertrauen und somit die Motivation des Spielers.

4. Unterschiedlicher Lernfortschritt

Innerhalb des Kurses werden die Lernfortschritte der Teilnehmer unterschiedlich verlaufen. So werden einige bereits früher mit dem grünen Ball auf dem normalen Spielfeld Ballwechsel spielen können als andere. Trotz der unterschiedlichen Lernverläufe sollen die meisten Teilnehmer am Ende des Kurses fähig sein, mit dem grünen Ball zu spielen. Schließlich muss der Trainer entscheiden, welcher Ball für den jeweiligen Kursteilnehmer am ehesten geeignet ist.

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Spieler, die mit dem grünen Ball spielen, weniger Fehler machen und längere Ballwechsel spielen können. Ebenso ist es ihnen möglich, taktische Varianten in ihr Spiel einzubringen, die mit einem gelben Ball aufgrund seines höheren und schnelleren Absprungverhaltens weniger möglich sind. Die zum Tennis nötigen Techniken können mit dem grünen Ball deutlich schneller als mit dem schnell abspringenden Ball erlernt werden.  

5. Kursformat

Ein Tennis Xpress-Kurs ist auf sechs Unterrichtseinheiten mit einer Dauer von jeweils 90 Minuten pro Einheit ausgelegt. Alternativen sind möglich, zusätzlich zu jeder Einheit können 30 Minuten zum freien Spielen genutzt werden.

FAST LEARNING  – der innovative Trainingskurs

In den vergangenen Jahren hat sich ein weiterer innovativer Trainingskurs etabliert, das Fast Learning. Auch hier bauen die einzelnen Kurse ähnlich wie bei Tennis Xpress aufeinander auf, motivieren Einsteiger als auch bereits fortgeschrittene Spieler, Tennis langfristig zu betreiben. Dieser neue Trainingskurs von Tennis-People wirbt damit, dass die Neukunden durch schnelle Spiel- und Erfolgserlebnisse begeistert werden. Auch hier werden im Rahmen von „Play and Stay“ Beginner, Wiedereinsteiger und auch bereits leicht Fortgeschrittene speziell auf ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten hin angepasst trainiert. Unterschiedliche Schläger, Lernbälle und Lernschläger stehen zur Verfügung. Fast Learning ist ein äußerst ausgeklügeltes Lern- und Lehrkonzept, welches sehr professionell vermarktet wird.

Im Hinblick zum Tennis Xpress-Kurs unterscheidet sich das Fast Learning Konzept in einigen Punkten:

1. Fast Learning 1 – Einsteigerkurs, um sofort neue Spieler zu gewinnen 

2. Fast learning 2 – Aufbaukurs, um neue Spieler weiter zu behalten

3. Fast learning 3  – Intensivkurs, um neue Spieler langfristig zu binden

Der Trainer sollte flexibel auf das unterschiedliche Niveau des Könnens eingehen können. Grüne Bälle sind nur noch 25 Prozent langsamer als gelbe. ©Imago

Ideal für Neueinsteiger

■ zehn Trainingsstunden  in fünf Wochen

■ Gruppen mit bis zu acht Spielern

Im ersten Kurs wird am Anfang noch ohne Netz gespielt. Dabei kommt ein roter Ball zum Einsatz. Von Beginn an wird sehr viel auf günstige Griffhaltungen, gute vordere Treffpunkte und bereits saubere Technikausführung im Spiel miteinander geachtet. Erklärtes Ziel ist es, nach zehn Stunden mit dem orangefarbenen Ball über das Netz mit einem Partner möglichst viele Ballwechsel zu schaffen und auch um Punkte zu spielen. Dabei folgt man der richtigen Auffassung, technische Aspekte sowie das Spielen miteinander mindestens gleichwertig in den ersten fünf Wochen aufzunehmen, denn ein Umlernen von falschen oder ungünstigen  Griffen zu späterer Zeit erfolgt nur mit sehr viel Geduld und Willen des Schülers. 

Es wird zudem darauf geachtet, dass immer vom Leichten zum Schweren alles erarbeitet wird. Anfangs wird ausschließlich auf den guten Erwerb der Grundschläge geachtet, Aufschlag und Volley kommen dann erst ab der fünften oder sechsten Stunde hinzu. Schläger und Bälle werden für den Kurs gestellt, es ist keine Clubmitgliedschaft nötig. Es wird außerdem ein schnelles Erfolgserlebnis mit gleich starken Spielern gewährleistet.

Ideal für Fast Learner 1 und  Ballsportler

■ fünf Trainingseinheiten à 60 Minuten und je 30 Minuten freies Spiel, Gruppen mit bis zu sechs Spielern

Im zweiten Kurs stehen Vertiefungen für die Absolventen des ersten Kurses sowie Ballsportler an, die bereits Erfahrungen mit anderen Sportarten wie Fußball, Basketball oder Handball hatten. Ziel ist es, nach Abschluss des zweiten Kurses, mit dem grünen Ball miteinander im Midcourt oder im großen Feld spielen zu können. Techniken wie Aufschlag und Volley kommen hier hinzu, die  Grundschläge werden weiterhin systematisch trainiert und verbessert.

Ideal für Fast Learner 2 und Wiedereinsteiger

■ intensives Drei-Monats-Training à 60 Minuten, Gruppe bis zu sechs Spielern

Im dritten Teil werden die Absolventen des zweiten Kurses sowie Wiedereinsteiger gezielt angesprochen. Hierbei werden die Teilnehmer vom grünen auf den normalen gelben Ball umgestellt, sodass sie mit Abschluss des dritten Kurses im Großfeld spielfähig sind. Die bereits erworbenen Techniken werden auch hier vertieft, Spezialschläge wie Vorwärts- und Rückwärtsdrall werden zunehmend integriert, Doppel wird ebenfalls in den Fokus gestellt.

Fazit

Das Konzept des Fast Learnings ist erheblich intensiver und wieder mehr auf die Technik der einzelnen Schläge ausgerichtet als dies beim Tennis Xpress-Kurs der Fall ist., der mehr auf das reine Spielen miteinander und gegeneinander ausgerichtet ist. Der Technikerwerb spielt dabei keine so große Rolle. Aber wie so oft macht eine gesunde Mischung aus Spielen, Technik- und Taktik-erwerb sowie Spaß auch beim erwachsenen Beginner oder Wiedereinsteiger durchaus einen messbaren Unterschied aus, ob die Kunden beim erlernten Sport bleiben oder sich doch schnell wieder anderen Dingen widmen.

Grundsätzlich ist Fast Learning wie Tennis Xpress auf den Säulen der internationalen ITF Kampagne „Play and Stay“ aufgebaut. Kleinere Schläger, leichtere Bälle, kleinere Felder kommen bei beiden Lehr- und Lernmethoden zum Einsatz. Allerdings ist Fast Learning wesentlich intensiver, professionell vom Marketing her aufgestellt und wieder viel mehr auf das Erlernen einer vernünftigen Technik im Anfängerbereich aufgebaut. Zudem gibt es Fast Learning-Lehrgänge, die vom DTB als Fortbildung und Weiterbildung zertifiziert werden. Diese Weiterbildungen zielen auch darauf ab, wie man als Trainer oder auch Verein notwendige digitale Kenntnisse sowie Fähigkeiten im Bereich des Marketings und der Kundengewinnung sowie langfristige  Kundenbindung erwirbt.

Vita
Dirk Ludwig ist A-Trainer und Referent im Deutschen Tennis Bund sowie Co-Ausbildungsleiter und Referent im Saarländischen Tennisbund.