Daniel Altmaier: Seine erstaunliche Bilanz als Lucky Loser
Daniel Altmaier steht im Viertelfinale von Rotterdam – als Lucky Loser. Der Deutsche spielt oft stark, wenn er als Nachrücker ins Hauptfeld rutscht.
Geschichten über Lucky Loser sind im Tennis immer die Feel Good-Stories der Turniere. Jüngstes Beispiel: Wie Eva Lys als Lucky Loser bei den Australian Open 2025 bis ins Achtelfinale kam, begeisterte die Fans. Viele werden sich auch noch daran erinnern, wie Jan-Lennard Struff 2023 als Lucky Loser plötzlich im Finale von Madrid stand, das er dann gegen Carlos Alcaraz verlor. Struff war der erste Lucky Loser im Endspiel eines Masters-1000er-Turniers.
Es sind einfach gute Erzählungen, die sich leicht verfangen: Da verliert ein Profi in der letzten Runde der Qualifikation und ist eigentlich ausgeschieden. Aber dann geht plötzlich doch noch die Tür zum Hauptfeld auf, weil jemand absagen muss. Schwups, auf einmal ist man wieder im Spiel. Wenn man auf diese Weise tatsächlich noch im Hauptfeld starten darf, muss allein das schon ein großer Glücksmoment sein. Und vielleicht ist es ja wirklich so, dass man unter diesen Umständen die anstehenden Matches nur noch als Bonus ansieht und etwas befreiter in die Partien geht.
Daniel Altmaier: Der Lucky Loser-Spezialist
Einer, der sich mit dieser Gefühlslage richtig gut auskennt, ist der deutsche Daniel Altmaier. Er tritt heute im Viertelfinale von Rotterdam zum Viertelfinale (ab 14:00 Uhr) gegen Alex de Minaur an – als Lucky Loser. Altmaier hatte im Finale der Qualifikation gegen Constant Lestienne 6:7, 4:6 verloren, war aber mit Weltranglisten-Position 91 der Quali-Final-Verlierer mit dem höchsten Ranking. Er wusste also: Wenn ein Hauptfeld-Teilnehmer absagt, ist er doch dabei. Und so kam es auch: Giovanni Mpetshi-Perricard fiel krankheitsbedingt aus, Altmaier war als Lucky Loser im Hauptfeld.
Big moments, @daniel_altmaier delivers 🎭
The German wins a brilliant back-and-forth contest against Fils 6-4 3-6 7-5 to reach the quarter-finals in Rotterdam where he will face De Minaur! @abnamroopen | #abnamroopen pic.twitter.com/YhFkywJQM2
— ATP Tour (@atptour) February 6, 2025
Dort spielte er groß aus. Zuerst schlug er Aleksandar Kovacevic aus den USA, der in der Vorwoche im Finale von Montpellier gestanden hatte. Dann besiegte er auch noch mit Arthur Fils einen aktuellen Top 20-Spieler. Egal, wie nun die Partie gegen de Minaur enden wird: Altmaier hat seine Chance genutzt.
Mal wieder, muss man sagen. Denn: Rottderdam ist das insgesamt vierte ATP-Viertelfinale seiner Karriere – und drei davon hat der 26-Jährige als Lucky Loser erreicht. Eine erstaunliche Bilanz! 2017, bei seinem erst zweiten ATP-Turnier, kam er als Lucky Loser unter die letzten Acht beim Rasenevent von Antalya. 2023 hatte er als Lucky Loser in Madrid einen fast ähnlich guten Lauf wie der spätere Finalist Struff: Er gewann drei Hauptrunden-Partien (u.a. gegen Oscar Otte und Yannick Hanfmann) und schied dann im Viertelfinale aus (gegen Borna Coric).
Rottderdam ist nun also sein drittes „Lucky Loser-Viertelfinale“. Nur 2021 stand Altmaier in Umag nicht als Lucky Loser sondern als Qualifikant im Viertelfinale und schied schließlich im Halbfinale aus (gegen Richard Gasquet). In der ATP-Historie (seit 1990) gibt es nur einen Spieler, der häufiger als Lucky Loser ein ATP-Viertelfinale erreicht hat: Ricardis Berankis schaffte es viermal.
Historisches Hightlight in Madrid: Mit @daniel_altmaier & @Struffitennis stehen erstmals bei einem Masters (seit 1990) 2 Lucky Loser im VF! Und: 2 Deutsche standen zuletzt 1994 in einem Masters-VF. Damals waren es @TheBorisBecker und Michael Stich in Rom. #MMOpen pic.twitter.com/P7dNdrsBM6
— tennis MAGAZIN (@tennismagazin) May 3, 2023
Daniel Altmaier war schon achtmal ein Lucky Loser
Was Altmaiers Status als „Lucky Loser“-Spezialist noch untermauert: Er kam bei fünf weiteren Turnieren als Nachrücker ins Hauptfeld. In Genf 2021, Sydney 2022, Cincinnati 2023, Monte Carlo 2024 und Auckland 2025 verlor er aber jeweils in der ersten Runde des Hauptfeldes. Insgesamt rutschte Altmaier also schon achtmal als Lucky Loser in ein Main-Draw.
Ist er damit der „luckiest lucky loser“ überhaupt? Nein. Denis Kudla, Roberto Carballes Baena und Taro Daniel standen schon jeweils zehnmal als Lucky Loser in einem Hauptfeld und teilen sich den ATP-Rekord (seit 1990). Den Titel „luckiest lucky loser“ trägt eher scherzhaft der Kanadier Peter Polansky, der 2018 das Kunststück vollbrachte, bei allen vier Grand Slam-Turnieren der Saison als Lucky Loser ins Hauptfeld zu kommen. Auf diese Weise schaffte es Polansky immerhin in die Tennis-Geschichtsbücher.
Altmaiers Ziel dürfte ein anderes sein: Er will in jene Ranglistenregionen vordringen, die eine vorgeschaltete Qualifikation bei den großen ATP-Events überflüssig machen. Damit würde er zwar nicht mehr die Chance auf den Lucky Loser-Status haben, aber darauf könnte er vermutlich sehr gut verzichten.