Francisco Cerundolo: „Die Arbeitsmoral in Argentinien ist riesig“
Der 26-jährige Argentinier Francisco Cerundolo spricht über seine Beziehung zu seinem jüngeren Bruder Juan Manuel und seinen Weg zum Profi.
Herr Cerundolo, Sie stammen aus einer Sportfamilie. Hatten Sie keine andere Wahl, als Profisportler zu werden?
Mein Vater Alejandro war Profispieler und hat eine eigene Tennisakademie. Meine Mutter spielte regelmäßig Tennis. Mein jüngerer Bruder Juan Manuel ist ebenfalls Tennisprofi. Und meine Schwester Maria spielt professionell Hockey. Bei uns geht es sehr sportlich zu. Es war für mich aber keine Verpflichtung, Profisportler zu werden. Meine Eltern wollten stets, dass wir die Schule beenden und uns dann entscheiden.
Es muss besonders sein, die Tennis-Tour mit Ihrem Bruder Juan Manuel zu bereisen.
Das ist eine tolle Sache. Tennis ist eine Individualsportart. Die meiste Zeit ist man alleine. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Ich war auch nicht eifersüchtig, als Juan Martin vor mir einen ATP-Titel gewonnen hat, obwohl er jünger ist. Derzeit steht er im ATP-Ranking außerhalb der Top 100, sodass wir uns nur gelegentlich sehen, da wir nicht immer die gleichen Turniere spielen können. Hoffentlich klettert er wieder in der Weltrangliste, damit wir die ganze Tour zusammen spielen können.
Nose cuantas familias pueden decir que dos hermanos juegan octavos de final en el ATP de su casa. Mañana pase lo que pase ganamos todos!
Un orgullo jugar turno noche en el Lawn Tennis @jmcerundolo A disfrutarlo 🔥🙌 pic.twitter.com/KycY2SAlR8— Francisco Cerúndolo (@FranCerundolo) February 12, 2025
Wo liegen die Unterschiede zwischen Ihnen und Ihrem Bruder?
Wir sind total verschieden. Ich bin viel extrovertierter. Er ist recht scheu und spricht nicht so viel. Unser Tennis ist unterschiedlich. Er ist Linkshänder, ich bin Rechtshänder. Ich spiele deutlich aggressiver, während er smarter spielt.
Es wirkt so, dass die Arbeitsmoral von Spielern aus Argentiniern extrem hoch ist. Stimmt der Eindruck?
Ja, ich finde schon. Wir wachsen in Argentinien alle auf Sandplatz auf und sind es gewohnt, hart zu arbeiten. Auf Sand muss man sich aufreiben, man trainiert viele Stunden. Die Arbeitsmoral in Argentinien ist tatsächlich riesig. Unsere wirtschaftliche Lage war viele Jahre nicht sonderlich gut. Wir hatten kaum Turniere in Argentinien und mussten seit dem Juniorenalter viel reisen. Das hat unseren Charakter geformt. Hinzukommt die Leidenschaft der Argentinier für jeden Sport. Die Leute unterstützen uns dermaßen, dass wir Sportler so gut wie möglich performen wollen.
David Nalbandian war Ihr großes Idol. Warum?
Die Art und Weise, wie er Tennis spielte, seine Platzaufteilung und welche Winkel er spielen konnte, das wirkte alles so einfach. Dazu noch seine beidhändige Rückhand. Ein Genuss.
Man sagt, dass Sie ein Statistik-Freak sind. Stimmt das?
Das ist ein wenig ein Mythos. Die Statistiken meines Spiels schaue ich mir nicht so genau an, das macht mein Team für mich. Was ich mag, ist die gesamte Zeit Tennis zu verfolgen – live oder in der App. Daher weiß ich auch ständig die Spielstände und die Resultate meiner Kollegen.
Sie haben keine Juniorenturniere gespielt. Wann haben Sie daran geglaubt, dass Sie Profi werden können?
Ich bin nicht den normalen Profiweg gegangen. Mit 17 Jahren habe ich meinen ersten ATP-Punkt gesammelt, indem ich mich für einige Future-Turniere in Argentinien qualifiziert habe. Nach der Schule bin ich aufs College in den USA gegangen. Dort habe ich gut gespielt. Das hat mich im Glauben bestärkt, nach Argentinien zurückzukehren,um meinen Profitraum zu verfolgen. Dann ging alles sehr schnell.
Es gibt einen bekannten Fußballspieler mit dem Namen Steven Cherundolo, der viele Jahre in Deutschland spielte. Sind sie verwandt?
Ich habe von ihm gehört, auch weil er Nationalspieler der USA war und bei Weltmeisterschaften spielte. Vielleicht sind wir verwandt. Mein Vater hat viele Cousins und Onkel, die in die USA eingewandert sind. Er hat mir das mal erzählt. Aber er hat komplett den Kontakt mit ihnen verloren, sodass wir nicht genau wissen, ob wir verwandt sind.