Alexander Zverev

Alexander Zverev sieht sich selbst nicht als internationalen Superstar. Bild: Imago/Abacapress

Zverev über sein Image: „Als ich jung war, war ich verrückt“

Alexander Zverev spricht bei Magenta TV im Format „Bestbesetzung“ mit Johannes B. Kerner über sein Image und seinen Status in Deutschland.

Es war eine Szene, die nicht nur in der Tenniswelt für Schlagzeilen sorgte. Im Februar 2022 verlor Alexander Zverev beim ATP-Turnier in Acapulco an der Seite seines besten Freundes Marcelo Melo im Doppel. Statt nach der Niederlage wie üblich dem Schiedsrichter auf dem Hochstuhl die Hand zu geben, schlug er mehrfach mit seinem Schläger auf den Schiedsrichterstuhl ein und beleidigte den Schiedsrichter als „fucking idiot“.

Vorausgegangen war eine strittige Entscheidung im Match-Tiebreak, mit der Zverev alles andere als einverstanden war. Die Szenen, wie der Deutsche auf den Schiedsrichterstuhl einprügelte, gingen viral und hatten Folgen. Zverev wurde für den Einzelwettbewerb disqualifiziert und musste 40.000 US-Dollar Strafe blechen.

Zverev: „Ich habe seit Acapulco keinen Schläger kaputt gemacht”

Szenen wie in Acapulco, in denen Zverev Schläger zertrümmerte oder seinen Unmut auf dem Platz lautstark kundtat, waren beim Hamburger früher üblich. Mittlerweile gehören sie der Vergangenheit an. Dennoch lastet Zverev immer noch ein wenig das Image aus früheren Jahren an. „Es ist immer schwierig, von einem Image wegzukommen, das man mal hatte. Als ich jung war, war ich verrückt. Ich habe Schläger und Stühle kaputt gemacht. Ich hatte mich auf dem Tennisplatz teilweise nicht im Griff. Ich habe seit Acapulco keinen Schläger mehr kaputt gemacht. Ich habe irgendwann verstanden, dass ich mit meinem Diabetes-Hintergrund für manche Eltern und Kinder ein Vorbild sein kann. Kinder, die um sechs Uhr morgens aufstehen, um ein Tennismatch zu schauen, die brauchen solche Szenen nicht zu sehen“, sagt Zverev im Format „Bestbesetzung” auf Magenta TV.

Nicht nur sein Ausraster in Acapulco hat beim Deutschen für ein Umdenken beim Verhalten auf dem Platz gesorgt. „Acapulco war ein Wake-up-Call für mich. Die andere Sache ist, dass ich Vater geworden bin. Ich wollte nicht, dass man YouTube aufmacht und es dann nicht die Highlights von einem Tennisspieler gibt, sondern Highlights, wie man Schläger kaputt macht. Das möchte ich nicht sein“, sagte er.

Zverev: „Früher konnten mich die Deutschen noch weniger fassen”

Obwohl Zverev inzwischen keine Schläger mehr zerstört, polarisiert er mit seinem Verhalten, vor allem in Deutschland. „Ein Sportler in Deutschland zu sein, ist nicht einfach, weil die Deutschen immer mehr wollen. In Amerika, wenn du die NBA Championships gewinnst, dann hast du einen Ring und bist eine Legende vom Verein für den Rest des Lebens. In Deutschland gibt es schon viel Kritik, wenn man nicht so gut spielt. Ich finde, früher konnten die Deutschen mich noch weniger fassen“, erzählte er im Format „Bestbesetzung“ auf Magenta TV.

Was Zverev damit meint: „Früher hatte ich ein Management, das einen Riesenfehler gemacht hat, weil man aus mir einen internationalen Superstar machen wollte. Ich bin dann vom Management weg und habe dann unterem angefangen, mit meinem Bruder Mischa zu arbeiten. Wir haben irgendwann gesagt: ‚Stopp, was machen wir überhaupt?! Deutschland ist unser Zuhause. Deutschland ist unser Land.‘ Wir haben dann gesagt: Wir wollen, dass die Deutschen das Gefühl haben, sie können mich anfassen. Wir wollen den Deutschen das Gefühl geben, wenn ich bei den French Open im fünften Satz physisch leide, dass sie mit mir mitleiden. Und wenn ich gewinne, dass sie mit mir feiern. Das war lange Zeit nicht so. Das wollte ich ändern. Ich denke, das hat geklappt.“

Zverev: „Ich liebe es, Mario Kart zu spielen”

Dass er nicht so geliebt und gefeiert wird wie andere Spieler, damit geht er gelassen um. „Wenn man mich liebt, ist es super. Vielen Dank dafür. Wenn man mich nicht mag, ist es auch okay. Natürlich liebe ich es, wenn ich einem vollen Stadion wie in Hamburg bin und alle auf meiner Seite stehen. Es gibt kein schöneres Gefühl.“

Zverev betrachtet sein Leben als Tennisprofi als Leidenschaft, der er nachgeht. Der Rummel um seine Person, der zwangsläufig als bekannter Sportler folgt, gehört für ihn zwar dazu, aber er kann gut darauf verzichten.

„Ich würde nie von mir behaupten, dass ich ein internationaler Superstar bin. Für mich ist ein internationaler Superstar Michael Jordan, Roger Federer oder Serena Williams. Ich reise um die Welt herum und spiele Tennis. Die Menschen, die mich kennen, würden sagen, dass ich ein ganz normaler Typ bin. Ich liebe es, Mario Kart zu spielen, wenn ich abends nach Hause komme. Ich liebe es, Dinge zu machen, die ganz normale Menschen machen. Ich brauche keine 14 Villen und eine Super-Yacht“, sagt er.