Alte Bekannte, große Abschiede
Rafael Nadal ist wieder da. Von weitem könnte man ihn glatt für Roger Federer halten. Haare und Hose sind kurz. Die Körpergröße des Schweizers und des Spaniers sind ja ungefähr gleich. Und auch die Statur hat sich angeglichen. Es scheint, als seien die Muskelberge Nadals gewichen. Es ist schon ein paar Jahre her, dass er mit so wenig Matches im Gepäck zu den US Open anreiste. 56 Partien hatte er in der laufenden Saison absolviert, bevor er gestern in der heißen Nachmittagssonne gegen Richard Gasquet im Arthur Ashe-Stadium antreten musste. Zum Vergleich: Im letzten Jahr hatte er da schon 73 Matches gespielt. Da kam er als Nummer 1, jetzt als 3. Seit den French Open hat Nadal nur zwei Turniere gespielt, Montreal und Cincinnati. Zuerst verlor er im Viertelfinale gegen Juan-Martin del Potro, anschließend im Halbfinale gegen Novak Djokovic.
Die Zuschauer in der 23 000-Zuschauer-Arena empfingen Nadal, der fast acht Wochen wegen seiner Knieverletzung pausierte, wie einen verlorenen Sohn. So frenetisch fiel der Jubel aus. Ich weiß nicht, ob mein Tennis bei hundert Prozent liegt, aber ich bin fit, sagte Nadal vor der Begegnung. Nach dem Match waren alle etwas schlauer. Zwar unterliefen ihm einige Aufschlagfehler, aber er flitzte so schnell wie gewohnt über den blauen Court und schlug Gasquet locker 6:2, 6:2, 6:3. Damit reihte er sich ein in die Siege der Favoriten: Murray fegte Ernests Gulbis vom Platz, Djokovic bezwang Ljubicic klar. Federer ist nach zwei souveränen Dreisatz-Siegen (gegen den Amerikaner Britton und den Deutschen Greul) bereits in Runde drei. Kleiner Exkurs: Dass sich Topdamen wie Safina, Venus Williams und Ana Ivanovic in Runde 1 mit ihren Leistungen blamierten, macht wieder einmal deutlich, wie sehr Damen- und Herrenniveau auseinanderdriften.
Nadal spielt sein nächstes Match gegen Nicolas Kiefer. Noch so ein alter Bekannter, der bei den letzten Turnieren nicht überzeugen konnte und nach seinem Erstrunden-Aus in Montreal 2008 kam er bei den Canadian Open noch ins Finale auf Platz 129 der Weltrangliste zurückfiel. Gegen Erstrundengegner Michael Llodra gewann er souverän in drei Sätzen. Eine Woche vor Turnierbeginn war er schon angereist, hatte sich mit Bob Brett und Marin Cilic gut vorbereitet. Kiefer, 32 Jahre alt, sagt: Es ist immer ein Geschenk, dabei zu sein. Klingt ein wenig nach Tommy Haas.
Für zwei andere ist es vielleicht ein Geschenk, nicht mehr dabei zu sein. Marat Safin und Fabrice Santoro spielten ihr letztes Grand Slam-Turnier. Ende 2009 ist das Kapitel Profitennis für sie beendet. Auszüge aus den Pressekonferenzen zweier großartiger Sportler, die unterschiedlicher nicht hätten sein können…
Santoro: Wenn ich meine Karriere in einem Wort beschreiben müsste, dann ist das Leidenschaft. Ich liebe meinen Sport. Man kann vielleicht zwei, fünf, möglicherweise acht Jahre spielen, wenn man die Liebe nicht mitbringt. Aber nicht 21 Jahre, so wie ich. Ich werde nie vergessen, wie Pete Sampras zu mir in Indian Wells 2000 sagte, ich sei ein Magier. Das werde ich nie vergessen. Ich habe vor 15 Minuten mit Jimmy Connors gesprochen und über die Zeit, als wir uns 1992 das erste Mal gegenüber gestanden haben. Vielleicht hätte ich noch lieber in den 70er Jahren gespielt. Da gab es noch nicht die Powerspieler, die mir auf dem Platz weh tun können.
Und jetzt Safin… Frage: Sie haben so viele witzige Pressekonferenzen in den letzten zehn, zwölf Jahren gegeben… Bin ich so alt?; Haben Sie schon bereut, Ihr Karriereende so früh angekündigt zu haben? Ja. Mir werden immer die gleichen Fragen gestellt, was ich tue, wenn ich aufgehört habe. Ich habe das tausend Mal beantwortet. Geht einfach auf Google, da bekommt ihr die Antwort.; Djokovic hat uns erzählt, sie wollen jetzt einen Berg in Südamerika besteigen. Stimmt das? Djokovic hat die Topmeldung, hu. Ich denke, er sollte sich um sein eigenes Tennis kümmern, anstatt mein Privatleben herauszuposaunen.
Was der Russe und der Franzose nach der Saison tun werden, wissen beide noch nicht…
Andrej Antic aus New York
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