Post aus Wimbledon: Die Murray-Mania greift um sich
An der Bushaltestelle brüllt er einen von einem Plakat aus an: Andy Murray steht dort in Winner-Pose, ballt die Faust, den Mund weit geöffnet. Er ist die Hauptfigur der britischen Variante des neuen Computerspiels Virtua Tennis 2009. An der nächsten Kreuzung: Wieder ein Murray-Plakat. Dieses Mal etwas gesetzter. Der 22-Jährige preist dort die Vorzüge von „Highland Springs“ an, einem schottischen Quellwasser. Im englischen Fernsehen ist es ähnlich: Egal, welcher Kanal gerade läuft irgendwo wird immer über Andy Murray gefachsimpelt. Und die englische Presse kennt derzeit nur ein Thema: Murrays Chancen in Wimbledon. Da rückt selbst die durch Spesenbetrügereien ausgelöste Regierungskrise rund um Premier Gordon Brown in den Hintergrund.
Die Murray-Mania hat ganz England erfasst. Für die Briten ist klar: Nachdem Titelverteidiger Rafael Nadal nicht antreten wird, ist der Weg frei für Andy Murray. Ein Kommentator im englischen Fernsehen drückte es im Morgenmagazin so aus: „In der oberen Hälfte ist Murray einfach der beste Spieler. Nur im Finale wartet dann noch Roger Federer.“ Wenn es weiter nichts ist …
England glaubt an Murrays Titel
Mit dem klassischen britischen Understatement hat das alles nichts mehr zu tun. Im Gegenteil: England scheint überzeugt davon zu sein, dass Murray den ersten Wimbledon-Titel eines Engländers seit Fred Perry (1936) holen wird. Bei Tim Henman, dem letzten englischen Topspieler mit gewissen Titelaussichten, hofften die Engländer nur jetzt glauben sie daran. Das ist ein immenser Unterschied.
Murray selbst spielt das alles runter natürlich. „Ich mag diese ganzen Fragen nach dem Druck und nach den Erwartungshaltungen nicht mehr. Es ist jedes Jahr das gleiche“, beteuerte er jüngst in der Times. Dabei hat er wesentlich dazu beigetragen, die Erwartungen seiner Landsleute in diesem Jahr besonders anzuheizen: Durch seinen Triumph beim Vorbereitungsturnier in Londoner Queen´s Club (als erster Brite seit 1938) steht für die Engländer fest, dass der Weltranglistendritte auch in Wimbledon nicht zu bremsen sein wird. Murray: „Das bedeutet doch gar nichts.“ Klar, im Endeffekt zählt eben nur Wimbledon.
Murray: „Ich bin bereit.“
Ob ihm der ganze Rummel um seine Person wirklich nichts anhaben kann, weiß niemand. Murray gibt sich gelassen, beantwortet auf Pressekonferenzen cool alle Fragen, macht Scherze. Aber er bezieht auch klar Position: „Im vergangenen Jahr war ich noch nicht stark genug, um ein Grand Slam-Turnier zu gewinnen. Jetzt bin ich es.“ Auf solche Sätze stürzen sich die englischen Medien wie die Bienen auf den Honig, und interpretieren sie auf ihre Art. Haupttenor aller Deutungsversuche: Nachdem Murray sein erstes Grand Slam-Finale 2008 in New York gegen Federer verloren hat, fühlt er sich nun bereit, den Schweizer zu schlagen im Endspiel. Untermauert wird diese These durch vier Siege in Folge, die Murray seit Oktober 2008 gegen Federer verbuchte.
„Unsere Hoffnung in weiß“ (The Independent) wird Morgen ins Turniergeschehen eingreifen. Von Murray werden keine Wunder erwartet, sondern „nur“ der Wimbledon-Titel. Den Engländern erscheint das völlig plausibel.
Tim Böseler, WimbledonNike Jordan Jumpman hoodie in grey – release dates & sneakers., Jordans – Yeezys, Urlfreeze News | is factory outlet store legit