Masters in Madrid: Wenig Zauber in der Zauberbox
Ganz Tennisspanien musste einmal tief Luft holen. Hatte Rafael Nadal, der Weltranglistenerste und spanischer Volksheld, das gerade wirklich gesagt? Ja, hatte er. Für das neue Tennis-Superevent, das draußen vor den Toren Madrids in der Caja Magica der Zauberbox veranstaltet wird, fand er keine besonders netten Worte. Madrid wäre mit seinen knapp 700 Metern Höhe kein idealer Vorbereitungsort für die French Open. Auf den Plätzen würden die Bälle zu oft verspringen. Und außerdem: Auf der Anlage wäre doch noch einiges in Unordnung.
Das saß. In den Katakomben der neuen Luxusarena (Bauzeit: 5 Jahre, Kosten 180 Millionen Euro) rauften sich die Turnierveranstalter die Haare. Turnierdirektor Manolo Santana, nach dem auch der größte Platz in dem futuristischen Bau benannt ist, nahm Spaniens Liebling dann aber in Schutz: Jeder kann mal mit dem falschen Bein aufstehen.
Mittlerweile hat sich Nadal von seiner anfänglichen Skepsis distanziert. Er wäre falsch verstanden worden und dieser Bau sei spektakulär. Langfristig hätte das Turnier ein riesiges Potenzial. Und dass es ein paar Probleme bei der Premiere gäbe, sei doch nur verständlich. Jetzt hat ihn ganz Tennisspanien wieder lieb.
Allerdings blieb Nadal in einigen Punkten bei seiner kritischen Meinung. Etwa in Sachen Farbgebung von Sandtennisplätzen. Ion Tiriac, der frühere Manager von Boris Becker und jetzt Macher vom Masters in Madrid, hatte vor dem Turnier damit geliebäugelt, die Sandplätze blau zu färben. Das machte die Runde in der Profiszene und endete in einem Proteststurm. Daraufhin ließ Tiriac nur einen Trainingsplatz in Blau bauen, der Lieblingsfarbe des Titelsponsors (eine spanische Versicherung). Den Court meiden die Stars jedoch. Sandplätze müssen rot sein, nicht blau, urteilte Nadal, der Rückendeckung von Roger Federer bekam. Blaue Sandplätze haben keine Chance, stellte Federer klar.
Charme eines sterilen Kongresscenters
Tiriac entgegnete: Die sollen sich mal nicht so anstellen, der blaue Platz spielt sich genauso wie der Rote. Freitag war in Madrid zu hören, dass Tiriac 2010 komplett auf blauer Asche spielen lassen will. Wer uns nur als Vorbereitungsturnier für die French Open sieht, liegt falsch Madrid ist viel mehr, nämlich das beste Turnier der Welt, sagte Tiriac, gewohnt großspurig.
Um diesen Status zu erlangen, fehlt dem Turnier aber noch etwas. Wer das 17 Hektar große Areal der Caja Magica betritt, wähnt sich in einem sterilen Kongresszentrum aus Beton und Stahl und nicht in dem modernsten Tennisstadion der Welt. Auch ein 20.000 Quadratmeter großer, künstlich angelegter See, der sich um die Anlage schlängelt, verleiht dem Gelände keinen besonders hohen Wohlfühlfaktor.Architektonisch ist die Caja Magica allerdings ein Hingucker. In einem Komplex vereint sind die drei Hauptplätze des Turniers, die jeweils über ein mobiles Dach verfügen. Das ist weltweit einmalig. Lediglich die Australian Open in Melbourne mit zwei überdachten Platzen können da noch mithalten. Neben den mobilen Dächern, die wie Deckel von Pappschachteln hoch und runter gefahren werden, ist die gesamte Konstruktion des Bauwerkes schon imposant. Das Stadion hat keine echten Außenwände. Stattdessen haben wir es mit Vorhängen aus kleinen Metallgittern konstruiert. Sie sind luftdurchlässig, halten aber Sonne und Wind ab, erklärt der Architekt Dominique Perrault, der auch das Velodrome in Berlin entwarf. Insgesamt fehlt der Zauberbox aber noch der Zauber.
„In zwei, drei Jahren haben wir alles noch besser im Griff“
Viele Einwände sind berechtigt, beruhigt Tiriac. Aber in zwei, drei Jahren haben wir das alles noch besser im Griff. In dieser Zeit könnte er sein Turnier auch schon auf die nächste Ebene gehievt haben: Ein Event, das noch mehr einem Grand Slam-Turnier gleicht. Diesen Größenwahn hält Kritiker Nadal für überzogen. Es gibt vier Grand Slam-Turniere, nicht fünf, merkte er trocken an.
Tiriac beruhigt erneut: Es muss nicht gleich ein Grand Slam-Turnier in Madrid sein. Ein Event mit genauso viel Preisgeld und Weltranglistenpunkten würde doch schon reichen. Langfristig ist das für Tiriac vorstellbar. Genauso wie ein Turnier, das zwei Wochen dauert. Wenn Ion Tiriac erstmal ein Turnier in seinen Händen hat, erscheint nichts mehr illusorisch.
Tim Böseler, MadridMen’s Air Jordans 1 release dates | air jordan 1 mid elephant print release date