35 Grad, wolkenlos
Heute nachmittag (australischer Zeit) ist nicht viel los, wenn man mal davon absieht, dass Marin Cilic, der 1,98 Meter große Shootingstar aus Kroatien, David Ferrer lang gemacht hat und sich del Potro etwas schwer tat gegen den Luxemburger Gil Muller. Das ist der, der bei den US Open ins Viertelfinale kam und Tommy Haas schlug. Heute abend, wenn diese Kolumne als Web-Content, wie es so schön heißt, längst online ist, läuft dann der Klassiker Federer Safin. In Deutschland live im Fernsehen. Übrigens: Morgen früh deutscher Zeit (das ist dann, ich muss rechnen, der 24.) gibts das Popcorn-Match Haas gegen Nadal (leider nur als Konserve bei Eurosport). Haas hat ja gesagt, er freut sich drauf. Er mag die Spielweise von Nadal. Na dann.
Jedenfalls ist Zeit, sich mal ein wenig zurückzulehnen und dieses Turnier mal wieder so richtig auf sich wirken zu lassen. Also: Melbourne ist so ziemlich das Beste, was die Tour zu bieten hat. Schon allein der Weg zum Melbourne Park ist ein Geschenk. Bei allen anderen Grand Slams dauert es, vorausgesetzt man wohnt in der Stadt, ewig, bis man auf der Anlage ist. Hier sind es nur rund zehn Minuten. Man spaziert aus der Downtown, und im Hintergrund türmt sich die Skyline von Melbourne auf wie die einer amerikanischen Metropole. Nur wirkt die Stadt trotz ihrer drei Millionen Einwohner wie ein Dorf.
Man geht dann über eine Brücke, unter der die Züge zur Flinders Station, dem Bahnhof, vorbeirattern. Die Rod Laver Arena, mit ihrem immer noch spektakulären Dach, liegt vor einem. Dann biegt man noch einmal, nach gefühlten 500 Metern (es mag ein bisschen mehr sein, aber es geht sich so angenehm) links ab, und wird von den Champions vergangener Tage in Form von Schildern empfangen. Mit 1988, dem Jahr, als zum ersten Mal nach dem Umzug aus Kooyong hier gespielt wurde, geht es los. Die Sieger hießen damals Mats Wilander und Steffi Graf. Alle zehn Meter, bis zum Eingang ins Tennisparadies, gibts ein Schild mit einem weiteren Siegerpaar gefällt mir.
Und dann ist man, nachdem man sich als privilegierter Journalist nicht in der langen Schlange anstellen muss, drin, sieht die Riesenleinwand, vor der sich die braungebrannten Fans auf dem Rasen fläzen und atmet die Sonnencreme-, Hot Dog- und Heineken-schwangere Luft ein. Heute ist es wieder ziemlich heiß. Maximum 30 Grad versprach die Wettervorhersage. Es sind aber mehr, ich wette drauf. Der Himmel? Wolkenlos. Abends, wenn im so genannten Garden Bands auftreten und der ganze Garden eine einzige Party ist, wird es dann allerdings immer ziemlich kühl.
Ein Flitzer und ein Haufen Rowdies
Während ich diese Zeilen tippe, vermeldet eine Stimme im angenehm temperierten Pressezentrum gerade 39197 Zuschauer. Ein Rekord für eine Friday Day Session, sagt sie noch. Was kaum verwundert, weil, genau, es hier so angenehm ist. Auch für die Journalisten. Alle Courts kann man, und es gibt wirklich Kollegen, die sich den ganzen Tag nicht bewegen, auch von einem Fernsehschirm am Arbeitsplatz verfolgen. Wenn die Spieler dann zur Pressekonferenz kommen, muss man nur ein paar Schritte zum Theatrette zurücklegen, so heißt der große Interviewraum.
Beim Theatrette gehen die Sitzreihen steil nach oben. Bei allen anderen Grand Slams muss man immer zu den Spielern aufschauen, hier schaut man auf sie herab, und sie sehen manchmal, wie gestern Venus Williams nach ihrer Pleite gegen die Spanierin Suarez-Navarro, wie kleine Sünder aus. Find ich gut, dass man mal auf die Spieler herabschauen kann, die manchmal nicht so freundlich zu den Journalisten sind.
Ach so, alles hier ist übrigens doch nicht klasse. Ich will diesen Text gerade online stellen, da ist das Wireless“ ausgefallen. Das ist in den letzten Tagen ständig passiert. Es wäre ja auch zu schön, wenn alles perfekt wäre.
Andrej Antic
PS. Noch zwei Meldungen muss ich nachreichen. Ein Flitzer, so ein Nackter, lief heute beim Williams-Doppel über die Margaret Court Arena. Ausgerechnet bei den bibelfesten Schwestern. Na ja, für die Zuschauer wars witzig. Gar nicht lustig war, dass sich wieder serbische und bosnische Fans geprügelt haben. 30 haben sie rausgeschmissen immerhin.
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