Lleyton Hewitt of Australia plays a stro

Der australische Traum

Die australische Tageszeitung The Age hatte nicht ganz den richtigen Riecher, als sie die Überschrift für ihren Sportteil wählte. The rise and fall of Australian Tennis, schlagzeilten die Melbourner Journalisten am Dienstag Aufstieg und Fall des australischen Tennis. Dazu präsentierten sie ein Foto, das einen jungen Mann mit Sonnenbrille und blauem Stirnband zeigte. Es handelt sich um Bernard Tomic, 16 Jahre und 90 Tage alt. Die genaue Altersangabe ist deshalb wichtig, weil Tomic der jüngste Spieler aller Zeiten ist, der bei den Australian Open eine erste Runde gewann. Am Montag schlug er den Italiener Potito Starace in vier sensationellen Sätzen, was das Boulevardblatt Herald Sun zur Schlagzeile A Tomic Ace inspirierte. Tomic, das erhofft man sich in Down Under, soll künftig für nuklearen Sprengstoff sorgen.

 

Der Australier Bernard Tomic, in Stuttgart geboren, gilt schon lange als Wunderkind. Letztes Jahr gewann er das Juniorenturnier im Melbourne Park. Auf der Weltrangliste steht er auf Platz 768, doch das scheinen Zahlen ohne Aussagekraft.

 

Tomic steht für den Aufstieg des australischen Tennis, für den Niedergang sein Landsmann Lleyton Hewitt, ehemalige Nummer 1, Wimbledonsieger und mittlerweile 27 Jahre alt gefühlte 37. So zumindest suggerierte es The Age. Zitat: Hewitts Trainer geben zu: Wenn es nicht läuft, ist es vielleicht Zeit, Abschied zu nehmen.

Hewitt liefert große Show

Hewitt, der wegen einer Hüftoperation monatelang ausfiel, verlor sein Match gegen den an Nummer 13 gesetzten Fernando Gonzalez. Doch von Niedergang kann keine Rede sein. Im Gegenteil: Es war eine fantastische Show, die er den 16 000 Zuschauern bot. Aus Australien zurück in der Rod Laver Arena, kündigte ihn der Sprecher an. Von den Rängen schallte es: Rusty, das ist sein Spitzname. Und ein Dutzend Fans intonierte die Titelmusik vom Boxhelden Rocky. Die Bühne war bereitet für Rusty Rocky, und er gefiel sich, wie früher, in der Rolle des Streetfighters.

 

Bei 13 ist noch nicht Schluss

 

Den ersten Satz gewinnt Hewitt und tanzt auf dem Platz. Hewitt spielt gut, sogar sehr gut, geht hohes Tempo und verblüfft Gonzalez. Nachdem Gonzalez die Sätze zwei und drei locker holt, scheint Hewitts Traum schon vorbei. Aber er kommt, angetrieben von seiner flaggenschwenkenden Fangemeinde zurück in bester Rocky-Manier. Hewitt gewinnt den vierten Satz. Gänsehaut-Tennis bei 35 Grad im Schatten. Doch das Happy End bleibt aus. Vielleicht, weil der Australier drei Breakchancen zu Beginn des fünften Satzes nicht nutzt. Vielleicht, weil er sich von der Verletzungspause seines Gegners aus dem Rhythmus bringen lässt. Am Ende, nach 3:07 Stunden, steht es 7:5, 2:6, 2:6, 6:3, 3:6 aus Hewitts Sicht.

 

Es waren seine 13. Australian Open. Nächstes Jahr will er es wieder versuchen. Nach diesem Match möchte man ihm zurufen: Come on, Lleyton!

Andrej Antic

Blog aus Melbourne: Kohlschreiber, Rekorde und Jetlag

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