Ein neuer König auf dem Thron
Eigentlich deutete es sich bereits im Verlauf der Saison an: Der beste Tennisspieler der Welt ist inzwischen ein Spanier. Der ewige Dominator Roger Federer, der viereinhalb Jahre ohne Unterbrechung die Spitzenposition inne hielt, zeigte seit Beginn des Jahres ungewohnte Schwächen. Halbfinal-Aus in Melbourne gegen Novak Djokovic, kein Titel bei den Masters-Veranstaltungen im Frühjahr und das Desaster im Endspiel von Roland Garros, als Federer gegen Nadal in drei Sätzen magere vier Spiele gewann. Der Schweizer wollte die miese erste Hälfte des Jahres abhaken, den Angriff Nadals auf Rasen, seinem Lieblingsbelag, abwehren. In Wimbledon muss man mich erst einmal schlagen, zeigte sich Federer im Interview mit tennis magazin kurz vor Beginn des dritten Grand Slam-Turniers selbstbewusst.
Nadal aber bewies in Wimbledon, dass er kein reiner Sandplatzspezialist mehr ist. Problemlos spielte sich der Spanier ins Finale und lieferte seinem Rivalen Federer dort einen spektakulären Kampf. Die Tatsache, dass nicht der Schweizer, sondern Nadal am Ende die Nase vorn hatte, zeigt den Unterschied zu den vergangenen Jahren. Federer in Top-Form ist auch auf seinem Lieblingsbelag für Nadal nicht mehr stark genug. Spätestens nach dem besten Wimbledon-Finale aller Zeiten, wie es Boris Becker umschrieb, schien es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis Federer durch seinen Kronprinzen vom Thron gestoßen würde. Ein Thema, das für den Schweizer zur Nebensache wurde: Es interessiert mich nicht mehr, ich muss schauen, für die nächsten wichtigen Wochen endlich in Form zu kommen, sagte er nach der bitteren Niederlage von Wimbledon etwas patzig.
Im Stil eines Champions
Zwei Wochen später verlor er in der zweiten Runde von Toronto gegen den Franzosen Gilles Simon, nur wenige Tage darauf war der 2,08 m-Mann Ivo Karlovic im Achtelfinale von Cincinnati im wahrsten Sinne des Wortes eine Nummer zu groß. Niederlagen, die früher undenkbar waren. Nadal nutzte die Schwächen seines Kontrahenten im Stil eines Champions eiskalt aus – Titelgewinn in Toronto, Halbfinaleinzug in Cincinnati. Hätte er beide Turniere gewonnen, wäre er sogar in dieser Woche die Nummer eins der Weltrangliste geworden. Durch das olympische Turnier verschoben sich die Veranstaltungen von Toronto und Cincinnati um zwei Wochen nach vorn Nadal bekommt die gewonnen Punkte zwar schon addiert, Federer aber verliert seine Zähler aus dem Vorjahr erst nach den Spielen von Peking. Seinen Geburtstag am Freitag, dem Eröffnungstag der olympischen Spiele, darf Federer also noch als Weltranglistenerster feiern zumindest auf dem Papier. Nadal dürfte das nur wenig stören. Nach dem Ende seines Dauerabos auf Platz zwei zeigte sich das mallorquinische Kraftpaket glücklich: Das ist ein extrem emotionaler Moment, dafür habe ich jahrelang gekämpft. Ausruhen kann sich der 22-Jährige in den kommenden Wochen trotz der vielen Erfolge nicht: Jetzt will ich auch oben bleiben und in Peking Gold gewinnen, erklärte Nadal.
Der Sieger des olympischen Tennisturniers erhält 400 Punkte für die Entry-List, der Finalist 280. Gewinnt Nadal, baut er seinen Vorsprung auf Federer sogar weiter aus. Sollte dem Schweizer jedoch die Wende gelingen und Nadal früh scheitern, beginnt das Rechnen. Dann könnten die US Open zu einem weiteren Showdown im Kampf um die Tennis-Pole-Position werden.
Felix Grewe
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