Australian Open ganz in blau
Wenn am 14. Januar 2008 die Australian Open beginnen, wird es dort die stärksten Veränderungen der letzten 20 Jahre geben. Damals, 1988, wechselte man vom Rasenbelag des altehrwürdigen Kooyong Lawn Tennis Clubs zum neuen National Tennis Center mit seinen Hardcourts. Auch eine der neuen Modifikationen betrifft den Belag: Jahrelang wurde in Melbourne auf grünem Rebound Ace gespielt ab diesem Jahr auf blauem Plexicushion. Bei den Vorturnieren in Sydney, Auckland und Perth kam Plexicushion bereits zum Einsatz.
Blauer Plexicushion: Fester und weniger klebrig
Die Beläge ähneln sich: Beide sind Hardcourts mit einer zwischengelagerten Gummischicht. Allerdings ist diese beim Plexicushion weniger dick. Dadurch wird der Belag insgesamt fester und er soll sich nicht so stark aufheizen wie der frühere Belag. Selbst bei extrem hohen Außentemperaturen soll er weniger klebrig sein. So wollen die Veranstalter vom australischen Tennisverband (Tennis Australia) das Verletzungsrisiko der Profis verringern.
Turnierdirektor Craig Tiley gerät schnell ins Schwärmen, wenn er über den neuen Belag redet: Die Plätze sehen durch die blaue Farbe besser aus, Spieler und Fans können die Bälle besser sehen und das Risiko einer Knöchelverletzung der Profis wurde minimiert. Laut Tiley ist das Tempo des neuen Belags einen Tick schneller als beim alten Rebound Ace. Man kann das Tempo zwischen mittel bis mittelschnell einordnen, erklärt Tiley. Der Boden ist jedenfalls schneller als bei den French Open und in Wimbledon. Nur die US Open sind ein wenig schneller.
Langsamer als erwartet
Die Profis teilen diese Einschätzung nicht. Die Courts sind langsamer als ich es erwartet hatte, urteilt James Blake. Sie erinnern mich sehr stark an die Böden in den USA. Auch Jelena Jankovic findet den neuen Belag wesentlich langsamer als den früheren Rebound Ace-Boden. Und Marcos Baghdatis, 2006 Finalist in Melbourne, hält Plexicushion für ein bisschen langsamer. Außerdem sei der Absprung des Balles ein wenig flacher. Aber: Jeder muss sich darauf eben einstellen, sagte der Zypriot.Auch Lleyton Hewitt. Der australische Top-Spieler, von dem die einheimischen Fans wieder Großes erwarten, hatte jahrelang einen schnelleren Boden für seinen Home-Grand-Slam gefordert. Jetzt gibt es einen neuen Belag in Melbourne, doch der scheint kaum schneller, sondern eher langsamer zu sein. Offiziell äußert sich Hewitt noch neutral zum neuen Belag. Ich denke, der neue Boden ist fairer, weil er konstantere Spielbedingungen auf allen Plätzen gewährleistet, sagte Hewitt auf einer Pressekonferenz und klammerte das Thema Tempo wohl bewusst aus.
Lleyton ist tief enttäuscht
Hinter den Kulissen brodelt es indes. Hewitt hatte sich Mitte 2007 auf dem Grundstück seines Anwesens in der Nähe von Sydney extra einen Platz mit dem neuen Belag bauen lassen. Wenige Woche später wurde ein Unbekannter aus Hewitts Umfeld in der australischen Zeitung The Sunday Age zitiert: Lleytons Platz ist verdammt langsam. Er ist tief enttäuscht. Es ist nicht das, was er erwartet und was er gefordert hatte.
Turnierdirektor Tiley spielt Hewitts Erfahrungen auf dessen eigenem Trainingsplatz herunter: Wahrscheinlich wurde sein Platz nicht von der gleichen Firma gebaut wie unsere in Melbourne.
Tiley gerät mit seiner Entscheidung für Plexicushion nicht nur durch Hewitts Erfahrungen zunehmend in der australischen Öffentlichkeit unter Druck. Wie die Tageszeitung The Sun-Herald herausfand, ist eine der acht Personen, die von Tennis Australia beauftragt wurden, einen neuen Belag zu finden, ehemaliger Direktor von Australian Plexipave. Der frühere Wimbledon-Sieger Ashley Cooper war von 1977 bis 2001 bei dieser Firma beschäftigt, die über die Agentur WM Loud vergangenes Jahr den Zuschlag für den Neubau der Plätze in Melbourne erhielt.
Millionen-Vertrag für den Neubau der Courts
Der Vertrag ist Millionen wert. WM Loud und Australian Plexipave erhielten nämlich von Tennis Australia den Auftrag, möglichst schnell in ganz Australien so viele Plätze wie möglich mit dem neuen Belag zu bestücken. Pro Platz zahlt Tennis Australia 16.000 australische Dollar (ca. 10.000 Euro).
Tiley ist sich keiner Schuld bewusst: Ashley Cooper hat weltweit mit seinem Hintergrund als Ex-Profi einen erstklassigen Ruf als Berater und Experte für Tennisbeläge. Keiner hat ein größeres Wissen zu diesem Thema. Ich bin mir sicher, dass er sich absolut integer verhalten hat.
Auch wenn Cooper seit 2001 nicht mehr für die Firma Australian Plexipave tätig ist, bleibt ein fader Beigeschmack übrig. Denn bis vor Kurzem sollen noch Werbe-Flyer der Firma im Umlauf gewesen sein: Plexi ist die erste Wahl etlicher Topspieler und Spitzentrainer, inklusive der australischen Tennislegende Ashley Cooper.
Weniger Aufregung um Hawk Eye
Weniger Aufregung gibt es um die zweite Neuerung bei den Australian Open 2008: In Melbourne wird das Linienüberwachungssystem Hawk Eye zum Einsatz kommen und die Spieler dürfen bis zu viermal pro Satz (inkl. Tiebreak)eine Challenge fordern. Andere Turniere lassen maximal drei pro Satz zu.
Tim BöselerCheap air jordan 1 low womens | men’s new jordans release dates