Mail aus Lille: Eine Gala von Gael!
Es war nicht das ganz große Feuerwerk am ersten Tag in Lille. Man hätte sich ein hochklassigeres Auftaktmatch zwischen Jo-Wilfried Tsonga und Stan Wawrinka gewünscht – mehr Spannung, Dramatik, am besten einen epischen fünften Satz. In dieser Arena, mit 27.432 Fans, die in einem Fußballstadion eine echte Fußballstimmung entfachten und sicherlich in der Lage gewesen wären, für noch mehr Gänsehaut zu sorgen. Vor allem aber hätte man einen anderen Verlauf des zweiten Einzels zwischen Gael Monfils und Roger Federer erwartet. 6:1, 6:4, 6:3 in 1:42 Stunden. Jeux, set et match Monfils. 42 Winner in drei Sätzen, zehn Asse, fünf von neun verwandelten Breakpunkten. Eine Gala von Gael und „eine der besten drei Partien meines Lebens“, wie der Franzose später erzählte – neben dem ersten Sieg gegen seinen Vater und einer Niederlage gegen Lleyton Hewitt vor zehn Jahren in Paris-Bercy. Er ist schon ein Witzbold, dieser LaMonf! Das Beeindruckende an seinem Auftritt gegen Federer: Er zeigte nicht eine Schwäche, wackelte nie und agierte während des ganzen Matches so offensiv, wie man es selten von ihm sieht.
Und auf der anderen Seite? Ein phasenweise lethargischer Roger Federer, der von einer Chance auf den Sieg zu jeder Zeit so weit entfernt war wie die Schweiz von der Einführung des Euro. Die Beinarbeit wirkte behäbig, vor allem auf der Rückhandseite war er häufig einen Schritt zu spät am Ball. Seine Grundschläge gerieten zu oft zu kurz, der Aufschlag war zu harmlos (gerade einmal drei Asse) und der Return zu fehlerhaft (nur 17 gewonnene Punkte bei Aufschlag Monfils). Erst viermal in seiner Karriere gewann der 33-Jährige acht Spiele oder weniger in einer Partie über drei Gewinnsätze: bei den Australian Open 2000 gegen Arnaud Clement, bei den US Open 2001 gegen Andre Agassi, bei den French Open 2008 gegen Rafael Nadal und bei Olympia 2012 gegen Andy Murray. Nun also auch im Davis Cup-Finale 2014 gegen Gael Monfils. Und: Es war die erste Dreisatzniederlage in einem Davis Cup-Einzel für den Schweizer überhaupt.