Mail aus Melbourne: Von Schlangen und Haien
Mail aus Melbourne! Am Montag beginnen die Australian Open in Melbourne. Das Warm-up für das erste Grand Slam-Turnier des Jahres läuft schon auf Hochtouren.
Auf der Coverseite finden sie noch nicht statt – die Australian Open. Aber auf der letzten. Das ist fast genauso prominent. „It must be almost Australian Open time“, schlagzeilt die ehrwürdige Melbourner Zeitung „The Age“. Dazu ist ein Foto abgebildet. Es zeigt die Lokalmatadorin Oliva Rogowska und die US-Amerikanerin Shelby Rogers. Die beiden Hauptfeldspielerinnen, die höchstens Hardcore-Fans bekannt sein dürften, haben eine ziemlich große Schlange um ihren Hals hängen und amüsieren sich sichtlich.
Der Happy Slam läuft schon auf vollen Touren
Aber wieso eigentlich „almost Australian Open time“? Freitagmittag, drei Tage vor Turnierbeginn, hat man das Gefühl, das erste Major des Jahres, der Happy Slam von Melbourne, läuft schon auf vollen Touren. Auf dem Centre Court prügeln sich im Trainingsmatch Djokovic und Berdych die Bälle um die Ohren. Im Hintergrund steht: Klar, „Nole“-Coach Boris Becker, der nach seiner Operation am Sprunggelenk im Dezember noch etwas unrund geht.
Draußen, auf den Außenplätzen, läuft die Quali. Und die würde, von dem, was hier los ist, an anderen Orten auch als mittelgroßes ATP-Turnier durchgehen. Die Courts sind umringt von Zuschauern, eine grölende Fan-Gruppe bahnt sich ihren Weg Richtung Show Court 3. In der kleinen Arena sitzen ein paar hundert Zuschauer. Unten auf dem Platz spielt Andreas Beck gegen den Australier Andrew Harris. Kein schlechtes Match. Es gibt auch ein paar prominente Zuschauer. Auf der einen Stirnseite sitzt Barbara Rittner. Die Fed Cup-Teamchefin wird sich darüber gefreut haben, dass ihre „Mädels“ Tatjana Maria und Laura Siegemund im Quali-Finale stehen.
Von der anderen Stirnseite feuert Davis Cup-Chef Carsten Arriens, die weiße Kappe tief ins Gesicht gezogen und die Beine mit einem Handtuch bedeckt, Beck an. Gegenüber von ihm, also fast neben Rittner, sitzt Aussie-Star Nick Kyrgios und unterstützt so Harris. Der 20-jährige macht Dampf, vor allem mit seiner Rückhand. Im Tiebreak des ersten Satzes führt er 6:0 – sechs zu null! – und verliert den Satz noch. Am Ende siegt Beck 7:6, 6:7 und 6:2 und steht wie seine Landsleute Matthias Bachinger und Tim „Jean“ Pütz im Quali-Finale.