Mail aus Melbourne: Die Causa Kohlschreiber – Arriens
Spielt Philipp Kohlschreiber Davis Cup oder spielt er nicht? Das ist zur Zeit eine der drängendsten Fragen im deutschen Tennis. In Melbourne sollte ein klärendes Gespräch zwischen ihm und Davis Cup-Chef Carsten Arriens stattfinden. Doch es fiel aus.
Als Kohlschreiber in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag um kurz nach Mitternacht im Bauch der Rod Laver Arena gefragt wurde, ob es denn das klärende Gespräch zwischen ihm und Davis Cup-Chef Carsten Arriens gegeben habe, sagte er: „Es spricht nichts dagegen, dass wir morgen hier sprechen. Wenn er morgen Zeit hat, wird es zum Gespräch kommen. Ich fliege um 22 Uhr. Da gibt es genug Zeit.“
Die Probleme der Vergangenheit
Nun, das Gespräch fand offensichtlich nicht statt und man fragt sich, warum zwei erwachsene Männer nicht in der Lage sind, Probleme der Vergangenheit aus der Welt zu schaffen. Man fragt sich auch, warum Arriens und Kohlschreiber nicht längst geredet haben. Immerhin spielte Kohlschreiber Bundesliga für Aachen. Der Teamchef heißt auch hier Carsten Arriens. Die beiden saßen also nebeneinander auf der Bank. Noch beim Trainerkongress zu Beginn des Jahres in Berlin sagte Arriens, dass er sich wünsche, „eine gute Basis für eine Zusammenarbeit zu finden“.
Als ein paar Monate zuvor – ebenfalls in Berlin – das neue DTB-Präsidium gewählt wurde, lautete die neue Marschroute: Die Besten sollen Davis Cup spielen. Im Klartext: Der DTB möchte, dass die deutsche Nummer eins, Philipp Kohlschreiber, spielt.
Zurück nach Melbourne in eine schwülheiße Nacht. Unten kämpft Kohlschreiber um den Einzug in die dritte Runde, oben auf der Tribüne der Margaret Court Arena sitzen Carsten Arriens, Stephan Fehske, Kohlschreibers Coach und Dirk Hordorff, der neue Vizepräsident Sport, und damit Chef von Arriens. Nur: Sie sitzen nicht zusammen, wie das normal ist, wenn ein deutscher Spieler im Einsatz ist. Fehske und Hordorff sitzen auf der einen Seite in einer Box, Arriens auf der anderen – Geschlossenheit sieht anders aus.
Kohlschreiber wartet im Spielerrestaurant
15 Stunden später. Kohlschreiber hält sich jetzt für jeden sichtbar eine knappe Stunde im Spielerrestaurant auf. Er schaut auf die Uhr, spielt an seinem Handy. Wartet er auf Arriens? Es spricht einiges dafür, zumal er ja angekündigt hat, reden zu wollen. Bei der nächtlichen Pressekonferenz sagte er: Es gebe genug Zeit für ein Vier-Augen…“ Dann zögerte Kohlschreiber kurz, fuhr fort: „Nicht Vier Augen-Gespräch… Face to Face ist besser.“
Es war nur ein Detail, kaum merklich. Aber man fragt sich: Wollte Kohlschreiber kein Vier-Augen-Gespräch? Immerhin würde für diese These sprechen, dass Hordorff ebenfalls im Spielerrestaurant saß. Sollte der DTB-Sportwart vermitteln? Fakt ist, Kohlschreiber verließ die Anlage, ohne mit Arriens zu sprechen. Hordorff hatte anschließend offensichtlich ebenfalls andere Pläne. Er sah sich Ricardas Berankis, den Spieler, den er in Melbourne betreut, im Doppel an. Auf Anfrage sagte Hordorff: „Ich hatte den Auftrag vom Präsidium, in Melbourne mit allen Beteiligten ein Gespräch zu führen. Das hat nicht geklappt.“