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Mail aus Frankfurt: Hoffen auf die Sensation

Am Wochenende trifft das deutsche Davis Cup-Team auf Frankreich. In seiner Mail aus Frankfurt schildert unser Reporter vor Ort seine ersten Eindrücke.

Ein wenig ungewohnt wirkt das Bild des neuen deutschen Davis Cup-Teams. Donnerstag, 14:30 Uhr. Das letzte offizielle Training. Unten auf dem blauen Hartplatz in der Frankfurter Fraport Arena stehen Philipp Kohlschreiber und Jan-Lennard Struff auf der einen Seite – Niki Pilic, Team-Berater, und Carlo Thränhardt, Fitness-Coach, auf der anderen. Sie spielen Fußballtennis. Ein Klassiker für das Warm-up. Michael Kohlmann und Co-Trainer Dirk Dier plaudern am Rand. Die erste Bewährungsprobe für die neue deutsche Davis Cup-Führung – sie rückt näher. Pilic trägt als einziger nicht die offizielle Teamjacke, stattdessen einen weißen, ausgeleierten Pullover mit dem Logo seiner Münchener Akademie – die allerdings bereits seit vielen Jahren gar nicht mehr existiert. Eine nebensächliche Beobachtung, die trotzdem gut ins Bild passt. Weil man beim Anblick von Pilic auf dem Court automatisch an Davis Cup-Zeiten denkt, die gefühlte Ewigkeiten zurückliegen.

„Struff hat überragend trainiert“

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Bestreitet Freitag sein erstes Davis Cup-Match: Jan-Lennard Struff.

Ein paar Minuten später schlagen Kohlschreiber und Struff lange Bälle. Pilic sitzt nun seelenruhig auf einem Stuhl neben dem Netzpfosten, dreht den Kopf nach links und rechts. Er beobachtet jeden Schlag, ist voll fokussiert. Einmal wird er laut, als ein Arbeiter auf den Platz läuft und das Training stört. Kohlmann schlendert auf und ab, kommt zwischendurch für einen kurzen Smalltalk an die Bande. Er erzählt,  Struff habe in der Woche „überragend trainiert“, sei richtig gut in Form. Die Entscheidung, den Debütanten für das erste Einzel zu nominieren und nicht Benjamin Becker, sei für Kohlmann „eine Bauchentscheidung“ gewesen. Sein Plan: Gegen den eher defensiven Gilles Simon, die französische Nummer eins an diesem Wochenende, soll Struff mit seinem offensiven Powertennis auftrumpfen. Er sei mit seiner Spielweise genau der richtige Gegner. Vor allem den oft harmlosen zweiten Aufschlag des Franzosen solle er attackieren. Auch der Belag sei ideal für den 24-Jährigen. Als „medium fast“ wird er offiziell kategorisiert, sei aber doch ziemlich schnell. Es klingt plausibel, was Kohlmann sagt. Aber dass er wirklich an einen Erfolg seines Schützlings glaubt, kann man sich nur schwer vorstellen.