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Jana Novotna: „Es war mir immer egal, was andere denken“

Sie galt als sehr talentiert, aber nervenschwach. Nach dem verlorenen Finale von Wimbledon weinte sie hemmungslos an der Schulter der Herzogin von Kent. 1998 gewann sie das prestigeträchtige Rasenturnier dann endlich – und beendete ein Jahr später Ihre Profikarriere. Heute arbeitet die Tschechin als Coach und hat auch ansonsten vom Tennis immer noch nicht genug. Jana Novotna sprach mit uns über Wimbledon, Tränen als Eigenwerbung und Ihr Verhältnis zu Steffi Graf. 

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Novotna bei den AK Ladies Open 2015.

Frau Novotna, nach dem verlorenen Wimbledon-Finale von 1993 ließen Sie Ihren Gefühlen freien Lauf und weinten. Sind Sie auch heute noch nah am Wasser gebaut?

Das war damals einfach ein unglaublich emotionaler Moment für mich. Und ich war sowieso nie eine dieser Tennis-Maschinen, die auf den Ball einschlagen und keine Gefühle zeigen. Ich wollte immer mein Bestes geben und habe sehr viele Emotionen in mein Tennis gesteckt. Und ja, ich bin auch heute noch sehr sensibel.

Sie wurden in der Öffentlichkeit stets als talentierte Spielerin bezeichnet, die aber in wichtigen Situationen oft die Nerven verliert…

Manchmal trifft man während eines Matches halt nicht die besten Entscheidungen, und dann verliert man. Bei mir haben vielleicht auch meine starken Emotionen oft dazu beigetragen, dass ich gescheitert bin. Wenn mich deswegen jemand als nervenschwach bezeichnet, dann ist das so. Es war mir immer egal, was andere denken und ist es auch heute noch. Die Hauptsache ist doch, wie man sich selbst fühlt. Und ich fühle mich gut.

„Für meine Karriere waren die Tränen die beste Werbung überhaupt“

Also stört es Sie nicht, dass man Sie immer wieder aufs Neue mit den „royalen Tränen von Wimbledon“ in Zusammenhang bringt?

Gar nicht. Nach meiner Niederlage habe ich meine Gefühle rausgelassen und den Zuschauern die menschliche Seite des Tennis gezeigt. Damit habe ich mich trotz Niederlage genauso zu einer Gewinnerin gemacht. Es ist vielleicht kaum zu glauben, aber an dieses Ereignis erinnern sich sogar mehr Leute, als an das Wimbledon-Finale 1998, das ich schließlich gewonnen habe. Auch wenn es komisch klingen mag: Für meine Karriere waren die Tränen die beste Werbung überhaupt.

Ihre größte Gegnerin war Steffi Graf. Wie war das Verhältnis abseits vom Court? 

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Sieges-Küsschen für Steffi nach ihrem Wimbledon-Sieg: Kurz darauf kullerten bei Novotna die Tränen.

Steffi und ich hatten unsere Karrieren sozusagen zeitgleich. Wir haben mehr als 30 Mal gegeneinander gespielt, immer hat sie mich kurz vorm Ziel gestoppt. Das war schon hart für mich. Aber wir sind trotzdem stets respektvoll miteinander umgegangen. Steffi war immer sehr freundlich, hat sich aber abseits vom Court oft zurückgezogen von den anderen Spielerinnen. Private Kommunikation oder gar Freundschaft gab es zwischen uns so gut wie gar nicht. Das ist aber auch normal, wenn man konkurriert. Ich glaube, Freundschaften haben es innerhalb des Tenniszirkus sowieso eher schwer.

Und wie sieht das heute aus? Haben Sie denn Kontakt zu anderen Ex-Spielerinnen?

Ja, zum Beispiel zu Martina Navratilova oder Lindsay Davenport. Man könnte uns schon als Freunde bezeichnen. Wir treffen uns oft bei Turnieren oder Showmatches und haben dann eine gute Zeit zusammen. Denn jetzt, wo wir alle nicht mehr im Wettbewerb miteinander stehen, ist das alles zum Glück sehr entspannt. Auch mit Steffi!