Angelique Kerber gehört in die Top Ten!
„Ich habe noch nie so viel geredet wie in den letzten fünf Tagen. Ich glaube, ich habe ein neues Talent entdeckt“, sagte Angelique Kerber nach dem verwandelten Matchball gegen Caroline Wozniacki im Finale von Stuttgart. Ihre Stimme bebte dabei vor Freude. Das ungewohnte Mitteilungsbedürfnis der sonst so zurückhaltenden Norddeutschen ist vor allem ein Zeichen dafür, wie wohl sich Kerber wieder in ihrer Haut fühlt. Und noch viel wichtiger: Sie hat endlich wieder Spaß am Tennisspielen.
Nach dem Triumphzug über Alexa Glatch, Titelverteidigerin Maria Sharapova, Ekaterina Makarova, Madison Brengle und Caroline Wozniacki steht fest: Die Kämpfernatur Angelique Kerber ist zurück. Das stellte sie spätestens im Finale gegen Wozniacki unter Beweis, als sie im dritten Satz 3:5 hinten lag und sich eindrucksvoll zurückkämpfte. Beim Stand von 6:5 vergab sie zwar noch drei Matchbälle, ließ sich den Sieg aber dennoch nicht mehr nehmen. Getragen vom Publikum verwandelte Kerber ihren vierten Matchball und gewann schließlich mit 3:6, 6:1, 7:5. Vor ein paar Wochen hätte sie wahrscheinlich noch den Kopf hängen lassen und das Match resignierend abgeschenkt. Heute sagt sie: „Der Glaube an mich selbst und der Kampf, alles aus mir rauszuholen, ist wieder da.“
Das hat man auch beim On-Court-Coaching im dritten Satz gesehen. Es steht 2:3. Coach Torben Beltz steht an der Bank seines Schützlings, redet auf sie ein, motiviert sie. Ein gewohntes Bild der letzten Monate war in solchen Situationen eine niedergeschlagene Kerber, die zerfressen von Selbstzweifeln auf der Bank saß und nicht in der Lage war, die Tipps des Trainers anzunehmen. Ganz anders Kerbers Verhalten während des Endspiels in Stuttgart: Am Ende der Pause ruft sie ihrem Coach zu: „Ich schaff das jetzt, come on!“ Ihr Blick ist geradeaus gerichtet, entschlossen marschiert sie zurück auf den Platz.