Mail aus Paris: Der „Comebecker“
Wenn man morgens, rund eine Stunde bevor die ersten Matches beginnen, zum Gelände von Roland Garros kommt, reichen die Schlangen an den Eingängen bereits bis auf die schmalen Gehwege. Wer nicht früh genug da ist, verpasst schonmal den ersten Satz der 11 Uhr-Partien.
Das wäre heute, im Fall von Benjamin Beckers Match gegen Fernando Verdasco, nicht ganz so tragisch gewesen. Es sollten noch vier weitere, nennen wir es abwechslungsreiche Durchgänge folgen. In den Sätzen zwei und drei holt der Deutsche nur ein Spiel. Danach schlägt der „Comebecker“ zurück.
Mit seinen 33 Jahren hat der Wahl-Texaner – zumindest auf Grand Slam-Ebene – eine neue Qualität entwickelt. Australian Open, im letzten Januar: Becker verwandelt einen 0:2-Satzrückstand gegen Lleyton Hewitt in einen Sieg, gewinnt erstmals überhaupt ein Fünfsatz-Match („Das war wie eine Befreiung“). French Open vor zwei Tagen: Becker biegt ein 1:2 gegen Ruben Bemelmans noch um. Und heute? Das gleiche Spiel. Im fünften Satz behält er die Nerven und gewinnt schließlich mit 6:4, 0:6, 1:6, 7:6, 10:8.
Fazit: Erwartungen übertroffen. Okay, das ist nicht schwer, wenn man gar keine hatte, wie Becker später zugibt: „Ich wollte hier endlich mal eine Runde gewinnen. Dass es jetzt zwei geworden sind, stört mich auch nicht unbedingt.“