Williams-Konkurrentinnen sind einfach zu brav
Serena Williams steuert geradewegs auf ihren ersten echten Grand Slam zu. An ihre Dauer-Dominanz hat man sich längst gewöhnt und man fragt sich: Wer soll sie dabei noch aufhalten? Wo bleiben bloß die Williams-Konkurrentinnen?
Langweilig nennen es die einen, schlicht beeindruckend die anderen. Gemeint ist die Lage, die sich seit geraumer Zeit an der Spitze der Damen-Weltrangliste darstellt. Dabei ist das eine (Langeweile) als Vorwurf an die Konkurrenz von Serena Williams zu werten, das andere als Kompliment für die haushoch überlegene Nummer eins.
Der „Rest der Welt“ ist leistungsmäßig zwar untereinander eng beisammen, aber auf großem Abstand zur Branchenführererin. Maria Sharapova, die Nummer zwei im Ranking, hat nicht einmal halb so viele Ranglistenpunkte auf ihrem Konto (6.490) wie Williams (13.161). Schlagdistanz? Fehlanzeige! Das macht das Geschehen so eintönig. Nur ein einziges Spiel verlor Williams in dieser Saison (in Madrid gegen Petra Kvitova). Schlagbar scheint sie nur, wenn sie sich nicht im besten Fitn. ess- oder Gesundheitszustand befindet (drei Mal konnte Williams 2015 bislang nicht zu einem Match antreten).
Kaum Zweifel am Kalender-Grand Slam
Für den neutralen Tennisfan, der sich möglichst enge Matches mit ungewissem Ausgang und Positionskämpfe in der Weltspitze wünscht, gab es sicherlich schon spannendere Zeiten.
Bei den US Open hat Williams gleich zwei historische Chancen: Zum einen die Einstellung des Grand Slam-Rekordes von Steffi Graf mit 22 Titeln in der Open Era. Zum anderen ihr erster Jahres-Grand Slam, also der Gewinn aller Majors in einer Saison. Kaum jemand zweifelt daran, dass Williams sich diese Chance entgehen lässt.
Wahrscheinlich hätte sie Grafs Rekord längst gebrochen, wenn sie nicht bei elf Grand Slam-Turnieren aus diversen Gründen hätte aussetzen müssen.