Djokovic zu stark für Haas
Eine Stunde war gespielt und Tommy Haas‘ Selbstgespräche klangen immer verzweifelter. „Jesus“ raunzte der Routinier in den Himmel über Wimbledon, er hatte gerade bravourös drei Breakbälle gegen Novak Djokovic abgewehrt und seinen Aufschlag trotzdem abgeben müssen. Wahrscheinlich hätte Haas an diesem Montagabend im All England Club auch göttlicher Beistand nicht geholfen – zu stark spielte der Weltranglistenerste aus Serbien. Haas unterlag 1:6, 4:6, 6:7 (4:7) und verpasste es damit, beim wichtigsten Tennisturnier der Saison zum zweiten Mal nach 2009 ins Viertelfinale einzuziehen.
Haas musste sich nach seiner sechsten Niederlage im neunten Duell mit Djokovic kaum Vorwürfe machen. Klar: Der gebürtige Hamburger knüpfte nicht an die Vorstellungen der ersten drei Runden an, vor allem in Satz eins unterliefen ihm bei eigenem Aufschlag zu viele unnötige Fehler. Doch Djokovic stellte im gesamten Match eindrucksvoll unter Beweis, dass er in diesem Jahr einer der heißesten Anwärter auf den Titel im Südwesten Londons ist.
Egal wie präzise Haas sein gefürchtet variables Angriffstennis vorführte, der Wimbledonsieger von 2011 befreite sich aus beinahe jeder Lage. Es muss frustrierend sein, wenn der Gegner im Spagatschritt ins äußerste Eck des Platzes rutscht und Sekundenbruchteile später auf der anderen Seite zum Winner ansetzt.
Haas vergibt 4:2-Führung im 2. Satz
Haas spürte früh, dass er seinen Viertelfinaltriumph von 2009 an diesem Tag auf dem Centre Court kaum wiederholen könnte. Er kämpfte bis zum letzten Ballwechsel, weniger wird man von dem 35-Jährigen in den letzten Zügen seiner Karriere nie sehen. Doch die Magie, die es benötigt diesen Djokovic bei einem Grand Slam zu bezwingen, fehlte Deutschlands Topspieler.
Das war bereits bei den French Open in Paris so gewesen, als Haas ebenfalls in drei Sätzen im Viertelfinale an Djokovic scheiterte. Beim Masters in Miami war ihm in dieser Saison auch ein Sieg gelungen, ein Masters ist jedoch kein Grand Slam und schon gar nicht Wimbledon. Als Haas gerade im Spiel angekommen war und mit seinem ersten Break im zweiten Satz 4:2 in Führung ging, erhöhte Djokovic das Tempo als wäre es ein Trainingsmatch und agierte urplötzlich aggressiver.
Haas kämpft – aber vergeblich
Anschließend führte Haas kaum noch ein Selbstgespräch – und das ist immer ein schlechtes Zeichen. Im dritten Satz kassierte er zum 2:4 ein Break, der Kopf mit der umgedrehten Kappe, die ihn seit 17 Jahren auf der Tour begleitet, hing immer tiefer. Haas kämpfte sich aber noch einmal heran, wehrte beim Stand von 4:5 einen Matchball ab, doch am Ende reichte es nicht.
Djokovic bleibt dagegen im Turnierverlauf ohne Satzverlust. Nach den frühen Niederlagen von Rafael Nadal und Roger Federer läuft in diesem Jahr alles auf ein Endspiel zwischen Djokovic und Andy Murray heraus. Der britische Hoffnungsträger setzte sich gegen Michail Juschni (Russland/Nr. 20) 6:4, 7:6 (7:5), 6:1 durch und hat in vier Matches ebenfalls noch keinen Satz verloren.
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