Mail aus Melbourne: Wettbetrug – die BBC riskiert viel!
Unser Melbourne-Reporter fasst die neuen Entwicklungen im angeblichen Wettbetrug zusammen – und rechnet nicht damit, dass Namen genannt werden.
Der Wettbetrug ist immer noch Thema in Melbourne. Allerdings fehlt der Glaube, dass die BBC tatsächlich Namen nennen wird. Es ist interessant zu beobachten, wie das Thema Wettbetrug im Tennis zwischen den Welten pendelt. Morgens in Melbourne erfolgt der erste Schub angereichert mit Geschichten vom Tag zuvor aus Europa und den USA. Wenn der Tag in Europa erwacht – es in Melbourne also Abend ist –, wird die nächste Stufe gezündet. Ein paar Stunden später, wenn in den USA die Lichter angehen, gibt es den nächsten Schub und dann rollt die Welle wieder Richtung Melbourne.
Keine neuen Fakten von der BBC
Allein: Es gibt nichts Neues! Keine Fakten! Seit Tagen werden die angeblichen Tatsachen hin- und hergewälzt: ein Grand Slam-Sieger ist beteiligt – Wahnsinn! 16 Spieler aus den Top 50 sollen Matches verschoben haben – nicht zu fassen! Andy Roddick behauptet per Twitter, einer seiner Kumpel könne mindestens neun Profis nennen – unglaublich!
Am Mittwochmorgen strahlte die BBC eine Radio-Sondersendung aus, um das Thema weiter zu befeuern. Das Resultat: heiße Luft. Klar ist das Thema spannend, klar wabert es zwischen Sydney und San Francisco, klar wird betrogen. Es werden wohl auch Spieler beteiligt sein, deren Namen man kennt und nicht nur die „Kleinen“, die auf Future-Turnieren für eine Handvoll Dollar antreten und sich durch Manipulation den ein oder anderen Dollar dazuverdienen. Warum sollte ein Tennisprofi nicht gierig sein und vor Verbrechen zurückschrecken, wenn das gleiche auf Manager und Politiker zutrifft?
Nur: Es gibt keine Beweise. Es kursieren nur Gerüchte. Jetzt zu behaupten, einer aus der Achter-Gruppe der Grand Slam-Sieger von 2005, also Safin, Federer, Nadal, Djokovic, del Potro, Murray, Wawrinka und Cilic, sei ein Wettbetrüger, ist in höchstem Maße rufschädigend, zumal sich die Recherchen auf das beziehen, was sich auf den globalen Courts zwischen 2006 und 2008 abgespielt hat.