ARD-Sportchef Balkausky: „Frau Rittner macht es sich zu einfach“
Den Grand Slam-Sieg in Melbourne von Angelique Kerber bekam das breite TV-Publikum nicht mit. Das Finale lief bei Eurosport, nicht in der ARD oder im ZDF, was Fed Cup-Chefin Barbara Rittner heftig kritisierte. tennismagazin.de fragte beim Sportchef der ARD, Axel Balkausky, nach, welche Lehren „Das Erste“ aus dem Triumph von Kerber zieht.
Herr Balkausky, die ARD sendet seit Jahren kein Live-Tennis mehr. Könnte der Erfolg von Angelique Kerber in Melbourne an dieser Sender-Strategie etwas ändern?
Selbstverständlich werden wir die Entwicklungen im Tennis, wie auch bisher, sehr genau beobachten. Allerdings sind alle Rechte in Deutschland langfristig vergeben. Und eine Versorgung wie im Tennis hätten viele Verbände und Sportarten in Deutschland , denke ich, sehr gerne. Denn es gibt wohl kaum eine Sportart, die so viele Übertragungsstunden im frei empfangbaren Fernsehen hat wie Tennis. Allerdings war das in den vergangenen Jahren bei den Zuschauern nicht mehr sehr erfolgreich.
Eurosport hatte 2,5 Millionen Zuschauer beim Damen-Finale in der Spitze und einen Marktanteil von 15 Prozent. Sind das nicht Zahlen, die Sie hellhörig machen müssten?
Ich möchte die beeindruckende Leistung von Frau Kerber keineswegs schmälern, wenn Sie sich jedoch nur auf die Zahlen fixieren, so hatten wir beispielsweise mit dem Finale der Handball-EM am gleichen Wochenende einen Wert von knapp 13 Millionen Zuschauern mit 42 Prozent Marktanteil. Eurosport ist bundesweit frei empfangbar, jeder hatte die Chance, das Finale mit Frau Kerber im frei empfangbaren Fernsehen live zu verfolgen. Und wir haben parallel den Wintersport übertragen. Das heißt: freie Auswahl für die deutschen Sportfans, besser geht es doch nicht. Allerdings hatte die ausführliche Zusammenfassung des Damenendspiels der Australian Open im Ersten mehr als 3 Millionen Zuschauer. Wir haben das Finale am Samstagnachmittag ausführlich nachverwertet.