US-Herrentennis: Zehn für die Zukunft
Das US-Herrentennis steckt in der Krise, aber starke Nachwuchsspieler drängen nach oben – eine Übersicht
Die Initialzündung: Wimbledon 2014, das Juniorenturnier. Zwei US-Boys, Noah Rubin (damals 18) und Stefan Kozlov (16), standen im Finale, das der Ältere gewann. Es war das erste rein amerikanische Juniorenfinale in Wimbledon seit 1977. „Noah und Stefan haben uns alle inspiriert. Seitdem ist uns klar, dass wir es nach oben schaffen können“, sagt Reilly Opelka, der Nachwuchs-Wimbledonsieger 2015, im Namen einer ganzen Reihe von aufstrebenden US-Talenten. Opelka war der zweite Juniorensieger aus den USA bei einem Major im Jahr 2015. In Paris holte sich Tommy Paul den Titel nach einem Sieg über Landsmann Taylor Harry Fritz. Es war das erste US-Juniorenfinale bei den French Open überhaupt. Bei den US Open lief es genau umgekehrt. Fritz revanchierte sich im Finale gegen Paul und rundete so das erfolgreiche Jahr der US-Junioren ab, die insgesamt drei von vier Juniorentiteln bei den Grand Slam-Turnieren 2015 holten. Das Besondere daran: Es waren drei unterschiedliche Spieler aus einem Land, die die prestigeträchtigen Titel gewannen – ein Novum in der Tennis-Historie.
Solche Fakten erinnern an glorreiche Zeiten im US-Herrentennis. Mitte der 90er Jahre standen vier von ihnen in den Top Ten der Herren-Weltrangliste; elf waren in den Top 50 vertreten. Heute gibt es gerade drei Profis, die zu den besten 50 zählen: John Isner, Jack Sock, Steve Johnson (Stand 15.2.2016). Ob die vielen guten Juniorenspieler in den nächsten Jahren an dieser „Dürreperiode“ (New York Times) etwas ändern werden? Eine Garantie gibt es nicht. „Grundsätzlich dauert es fünf Jahre, bis sich ein Jugendlicher von den 1000er-Rängen der Weltrangliste in die Top 100 spielt“, sagt Ex-Profi Jay Berger, der beim US-Verband für die Spielerentwicklung im Herrenbereich zuständig ist. Ausnahme: Taylor Harry Fritz, der sich in zwölf Monaten von Platz 945 bis auf Rang 102 vorgearbeitet hat. Berger hat aber seinen gesamten Bereich im Blick und beteuert: „Wir haben jetzt eine große Spielergruppe, die diesen Schritt gehen kann. Das Potenzial und der Biss sind da.“
Wir stellen Ihnen die zehn vielversprechendsten US-Boys genauer vor.
Taylor Fritz | |
Alter | 18 (28.10.1997) |
Wohnort | Rancho Santa Fe, Kalifornien |
Trainer | David Nainkin, Christian Groh, Vater Guy Fritz |
Ranking | 102* (Stand: 15.2.2016) |
Größte Erfolge | Junioren-Sieger bei den US Open 2015, Nummer 1 der Junioren-Weltrangliste als erster Ami seit Donald Young 2005. Finalist beim ATP-Turnier in Memphis 2016 – mit 18 Jahren und 3 Monaten. Seit Michael Chang 1989 in Wembley stand kein Ami mehr so jung in einem ATP-Endspiel. |
Besonderheit | Mutter Kathy May und Vater Guy waren selbst Tennisprofis, einen Court haben sie im Garten. Als Kind spielte „T-Frizzle“ Basketball, Fußball, Baseball und Lacrosse. |