Was macht eigentlich…Marc-Kevin Goellner?
Der Davis Cup-Sieger von 1993 setzt immer noch auf „Wille, Charakter, Disziplin“.
Herr Goellner, Sie waren 14 Jahre auf der Tour unterwegs. Welcher Erfolg war der Schönste?
Meine beiden Einzeltitel! Aber natürlich auch der Sieg im Davis Cup-Finale gegen Australien 1993. Es war ein unglaubliches Erlebnis, für Deutschland zu spielen. Das ist jetzt 21 Jahre her und seitdem war Deutschland nicht mehr in der Nähe eines Sieges. Deswegen macht mich dieser Triumph auch heute noch stolz.
Ihre höchste Platzierung war Position 26. Warum hat es nicht für mehr gereicht?
Im Nachhinein hätte ich noch härter trainieren müssen. Außerdem warfen mich Verletzungen zurück. Aber es gibt keine Ausreden! Das sage ich auch immer den Nachwuchsspielern, die ich heute als Trainer betreue.
Sie leiten eine Tennis-Akademie in Köln. Was braucht ein Spieler, um Erfolg zu haben?
Wille, Charakter, Disziplin. Er muss es zu 100 Prozent wollen, als Profi nach oben zu kommen – sonst geht er unter. Spielerisches Talent ist auch wichtig, aber es nicht alles.
Trainieren Sie vielversprechende Talente?
Ja, von einigen könnte man später noch etwas hören. Aber ich nenne keine Namen, das würde nur unnötig Druck aufbauen.
Ist es heute schwieriger, als Profi den Durchbruch zu schaffen?
Ja, die Anforderungen sind größer geworden. Es gab zwar auch früher sehr fitte Typen, Thomas Muster zum Beispiel. Aber heute sind alle Spieler unglaublich athletisch.
Was hat sich auf der Tour seit Ihrem Karriereende noch verändert?
Die Bälle sind langsamer und die Ballwechsel länger geworden. Es wird fast nur von der Grundlinie gespielt, ans Netz kommt man zum Abklatschen. Außerdem gibt es keine Spezialisten mehr, jeder kann alles spielen, so wie Nadal. Ich vermisse Serve-and-Volley-Spieler oder echte Sandplatzwühler.
Viele Spieler holen sich Ex-Profis in ihr Trainerteam. Wäre das ein Job für Sie?
Ich kann mir das vorstellen, aber nicht 30 Wochen im Jahr. In meiner Akademie fühle ich mich außerdem sehr wohl – und die Spieler auch. Sie haben dort ihre Basis, ein Trainerstab kümmert sich um sie. Zu Turnieren reisen sie mit mir oder einem anderen Coach.
Sie sind in der Herren 30-Regionalliga für den SW Neu-Bottenbroich aktiv – mit Erfolg?
So wie früher kann ich nicht mehr spielen. Ich bin bei den Herren 30 gemeldet, werde aber bald 44 Jahre alt. Wenn ich gegen zehn Jahre jüngere Gegner spiele, wird es schwierig für mich. Die Jungs sind beweglicher als ich.
Welche Projekte verfolgen Sie noch?
Ich möchte mehr Jugendturniere etablieren, von denen es leider immer weniger gibt. Ich würde mir wünschen, von einigen Ex-Profis und vom Deutschen Tennis Bund dabei unterstützt zu werden.