Was macht eigentlich…Alex Radulescu?
Nach zehn Jahren Profitennis war Schluss. In Erinnerung bleibt der Krimi von Wimbledon.
Herr Radulescu, vor 17 Jahren überraschten Sie die Tenniswelt mit Ihrem Viertelfinaleinzug in Wimbledon. Wo leben Sie heute und womit verdienen Sie Ihr Geld?
Ich lebe in München, wo ich als Tennistrainer tätig bin – sowohl im Amateur- als auch im Leistungsbereich.
Werden Sie bei Ihrer Arbeit oft auf Ihre frühere Profikarriere angesprochen?
Gelegentlich schon. Sobald die Leute hören, dass ich mal Profi war, fragen sie mich, wie es so war. Meistens wollen sie wissen, gegen welche prominenten Spieler ich angetreten bin.
Was antworten Sie?
Dass einige große Namen dabei waren: Becker, Muster, Sampras, Courier, Chang, Ivanisevic. 2003 habe ich bei einem Futureturnier in München Novak Djokovic besiegt. Da war er aber erst 15.
Wie oft besuchen Sie noch Wimbledon, den Schauplatz Ihres größten Erfolgs 1996?
Seitdem ich aufgehört habe, war ich in Wimbledon nur einmal als Coach von Yen-Hsun Lu und Danai Udomchoke. Privat noch nie. Eines Tages werde ich bestimmt einen Tee im „Last Eight Club“ trinken.
Sie hatten damals noch große Chancen, sogar bis ins Halbfinale oder gar ins Endspiel zu kommen. Gibt es manchmal die Gedanken: Was wäre gewesen, wenn?
Natürlich denke ich manchmal daran, was gewesen wäre, wenn ich den Matchball gegen Washington im Viertelfinale verwandelt hätte. Ich hätte aber auch bereits in der ersten Runde, wo ich 1:4 und 0:40 im fünften Satz gegen Arnaud Boetsch hinten lag oder als ich vier Matchbälle in der zweiten Runde gegen Stefano Pescosolido abwehren musste, ausscheiden können.
Glück hatten Sie allerdings auch: Sie waren eigentlich gar nicht qualifiziert.
Ja, Sergi Bruguera hatte abgesagt und ich rutschte dann als letzter Spieler ins Hauptfeld. Bis zum Viertelfinale bestritt ich drei nervenaufreibende Fünfsatz-Krimis.
Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Kollegen – hier in Deutschland oder auch international?
Seit kurzem bin ich bei Facebook und habe dort die alten Bekannten wieder entdeckt. Wir Tennisspieler sind auf der ganzen Welt verstreut, da nutzen wir gerne das Internet.
Im deutschen Herrentennis bewegt sich im Nachwuchsbereich ziemlich wenig, der beste Deutsche, Tommy Haas, ist 35 Jahre alt.
Wo liegt das Problem?
Das Interesse an Tennis ist, nachdem Boris Becker, Michael Stich und Steffi Graf aufgehört haben, stark zurückgegangen. Es gibt weniger Sponsoren. Die jungen Spieler verdienen kaum noch Geld durch Mannschaftsspiele. Dadurch ist es schwierig für einen Tennisspieler, sich gut ausbilden zu lassen oder auch zu Turnieren zu reisen. Beim DTB und in den Landesverbänden sollte man meiner Meinung nach verstärkt auf ehemalige Profis setzen – siehe Frankreich und Spanien.
Sie arbeiten ja als Trainer: Haben Kids in Deutschland ein Motivationsproblem?
Es hängt von der Person ab. Aber ich glaube, dass die deutschen Talente genauso fleißig oder faul sind wie die Spieler im Ausland.