Mats Wilander: „Kerber kann auch in Paris gewinnen“
Seit zehn Jahren ist der ehemalige schwedische Spitzenspieler Mats Wilander als Tennisexperte für den TV-Sender Eurosport im Einsatz und analysiert vor Ort die Matches bei den Grand Slam-Turnieren von Melbourne, Paris und New York. Im Vorfeld der French Open 2016 hatte tennismagazin.de die Gelegenheit, mit der ehemaligen Nummer 1 per Telefon ein Interview zu führen.
Herr Wilander, wie schätzen Sie die Chancen für Angelique Kerber bei den French Open ein? Kann sie nach Melbourne noch ein weiteres Grand Slam-Turnier gewinnen?
Ja, das kann sie. Kerber ist eine perfekte Allrounderin, die sich auf jedem Belag zurechtfinden kann. Sie bewegt sich überall perfekt und bringt eine tolle Einstellung mit.
Aber sie verlor in Madrid und Rom jeweils früh. Zudem plagten sie zuletzt Schulterprobleme.
Das sollte man nicht überbewerten. Ich habe dreimal die French Open gewonnen (1982, 1985, 1988 – Anm. d. Red.) und in all den Jahren gewann ich im Vorfeld von Paris kein Vorbereitungsturnier auf Sand. Wichtig ist: Man muss frisch sein, ausgeruht und viel Selbstvertrauen haben. Ich gebe allerdings zu, dass ich Kerbers letzte Auftritte nicht sehr intensiv verfolgt habe. Aber ihr großer Vorteil ist doch, dass sie schon einen Grand Slam-Titel gewonnen hat.
Warum ist das ein Vorteil?
Weil sie weiß, dass sie solche Turniere gewinnen kann. Dadurch wächst das Selbstvertrauen automatisch und sie muss niemandem mehr etwas beweisen.
Aber kann nicht auch das Gegenteil eintreten, weil nun viele den zweiten Grand Slam-Titel von Kerber erwarten?
Am schwierigsten ist es immer, den ersten großen Titel zu holen. Klar, niemand will irgendwann als „One-Slam-Wonder“ abgestempelt werden, aber im Fall von Angelique Kerber sehe ich diese Gefahr nicht. Ihr Triumph in Melbourne war kein Zufall, sie hat auf dem Weg zum Titel absolute Topspielerinnen geschlagen. Ich sehe keinen Grund, warum ihr das nicht auch in Paris gelingen sollte.
Themenwechsel! Im März coachten Sie kurz die Amerikanerin Madison Keys. Warum endete die Zusammenarbeit schon nach wenigen Tagen?
Also, es waren schon zehn Tage, an denen wir zusammen trainierten. Aber es war von Anfang an ein Versuch! Nach den anderthalb Wochen kamen wir dann beide zu dem Schluss, dass es nicht wirklich passte zwischen uns.
Warum nicht?
Während der Probezeit mit Madison habe ich gemerkt, dass ich von der aktuellen Spielergeneration einfach zu weit weg bin. Nicht, was das Tennis angeht! Meine Mentalität ist eine andere. Auf persönlicher und alltäglicher Ebene unterscheidet mich zu viel von einer Spielerin, die Anfang 20 ist.
Was bedeutet das für Ihre Karriere als Coach?
Dass sie definitiv zu Ende ist. Ich werde nicht mehr als Trainer auf dem Platz stehen – so viel steht fest.
Das hat Stefan Edberg auch immer gesagt. Und dann rief Roger Federer an …
Ich werde da keine Ausnahmen machen.
Sind Sie sicher?
Na gut, wenn sich Björn Borg plötzlich dazu entscheiden würde, als Profi auf die Tour zurückzukehren, dann würde ich ihm als Trainer helfen (lacht).
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