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The retractable roof over Arthur Ashe Stadium in the open position at the USTA Billie Jean King National Tennis Center August 2, 2016 in New york. / AFP / DON EMMERT (Photo credit should read DON EMMERT/AFP/Getty Images)

Kolumne Sandplatzgötter: Dachschaden

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Durch Dächer auf den größten Courts sollen ­Turniere planbarer und fairer werden. Das gelingt aber nur bedingt. Die Sandplatzgötter klären auf.

Was hat man sich bei den French Open 2016 aufgeregt: eine Anlage, die den heutigen Ansprüchen nicht mehr genügt. Zu alt, zu klein, zu unmodern – aber vor allem: KEIN DACH! Während der Regentage wurde die Aussicht, dass Paris noch einige Turniere ohne Kopfbedeckung überstehen muss, als existenzbedrohend dargestellt.

Richtig, die wichtigsten Tennisstadien der Welt sind mittlerweile fast alle geschlossene oder zumindest (immer) wiederverschließbare Veranstaltungsorte. Die große Ausnahme – neben Paris – ist Indian Wells. Die Macher dort könnten sich mit Sicherheit ein Dach leisten, gönnen sich aber lieber den Luxus, so verortet zu sein, dass man kein Dach braucht. In Mitteleuropa, und fast überall sonst, braucht man selbst im Sommer pro Turnier mindestens ein Stadion mit Dach. Nur so kann ein reibungsloser und fairer Ablauf garantiert werden. So wie in Wimbledon.

Oh, halt! Wimbledon 2016 hat genau gezeigt, dass ein Platz, auf dem wetterunabhängig durchgängig gespielt werden kann, zwar einige Probleme löst, die Organisation des Ablaufs aber höchstens bedingt leichter macht  – und nicht fairer. Zumindest nicht, wenn der Regen dauerhaft in den ersten Turniertagen fällt. Ja, für die privilegierten Zuschauer mit den teuren Tickets laufen die Partien weiter. Ja, das Fernsehen kann ohne Plan B durchsenden. Bei der Masse der Matches, die bei einem Grand Slam-Turnier in der ersten Woche ausgetragen werden müssen, sind die wenigen Partien am Tag auf dem Centre Court aber nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein, der kaum den Turnierplan auf Kurs halten kann.

Ein Dach verstärkt zudem die Unterschiede in der Klassengesellschaft Tennis. Gehört man nicht zu den Topspielern mit Show-Court-Garantie, muss man auf den Außenplätzen antreten, die in Beschaffenheit und Ausstattung (Hawk-Eye!) nicht viel mit den Hauptplätzen der Großturniere zu tun haben. Hinzu kommt, dass man bei widrigem Wetter seine Matches in viel kürzeren Abständen austragen muss als die Konkurrenz aus der Belle Etage. Als Federer und Djokovic in diesem Jahr in Wimbledon schon termingerecht in der dritten Runde standen, warteten etliche Spieler noch darauf, ihre erste Runde beenden zu können, um in der Folge meist täglich auf den Platz zu müssen.

Klar, geschlossene Dächer sorgen auf den Centre Courts dieser Welt für optimale Bedingungen. Nicht nur der Regen, sondern auch extreme Temperaturen oder der Wind haben keinen Einfluss mehr aufs Match – und damit auch nicht mehr auf Spielanlage und Taktik der Profis. In letzter Konsequenz also ein Argument für komplette Hallen-Grand-Slams? Nur, wenn man noch austauschbarere Turniere und Spielertypen möchte!
Wer ständig über Zwangspausen auf dachlosen Plätzen wettert: Im Wimbledon-Halbfinale 1985 war Boris Becker gegen Anders Jarryd nach zwei Sätzen am Knöchel angeschlagen und spielerisch nicht auf der Höhe. Dann kam der Abbruch, das Match wurde einen Tag später beendet – mit bekanntem Ausgang. Ob ein Dach in Wimbledon damals den deutschen Tennis-Boom nicht mindestens um ein Jahr verzögert hätte?

Kolumne Sandplatzgötter

REINE SANDPLATZGÖTTER: Die Medenmannschaft vom TC RW Möllen (Niederrhein) spielt seit Jahrzehnten zusammen. 2016 treten sie in der Herren 30-Bezirksliga an.

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