Mail aus Berlin: Visionen und Schwarz-Brot
Von möglichen drei Punkten hat das deutsche Davis Cup-Team zwei. Der Abstieg dürfte so gut wie verhindert, der Verbleib in der Weltgruppe der besten 16 Teams gesichert sein.
Am Freitagabend um 18.15 Uhr ist im noblen LTTC Rot-Weiß Club die Welt in Ordnung. Kein Katzenjammer an der Hundekehle (so heißt der See an der Anlage und sorry für das etwas platte Wortspiel…). Dafür erleichterte Gesichter. Fitness-Coach Carlo Thränhardt, der während der Partien immer wieder nervös ums Steffi Graf-Stadion tigerte, streckt seine langen Beine aus und gönnt sich im Clubhaus eine Zigarette.
Nach kurzer Zeit setzt sich Davis Cup-Kapitän Michael Kohlmann dazu, mit einem Lächeln so breit wie die Spree. Rund sieben Stunden hatte er zuvor am Platz gesessen.
Unterhalb der Terrasse auf gepflegtem Kiesrund sitzen vergnügte DTB-Offizielle und Sponsoren an weißen Tischen, prosten sich zu: Landesfürsten, Verbandspräsident und Vizepräsidenten. Ab und zu steht einer auf, schlendert zum Büffet und bedient sich am „Polnischen Kartoffelsalat“ oder „Rind aus Polen“ – eine Art Hommage an die Gäste.
Die Botschaft: Wir Deutsche sind gute Gastgeber. Was Deutschland am Freitag auch war. Wenn nicht ganz so wie geplant. Denn auch wenn Deutschland ohne Philipp Kohlschreiber und Alexander Zverev antrat – den Konterfeis der beiden besten Deutschen konnte man nicht entgehen, weil überall die Turnierplakate hingen…
Also auch ohne die Top zwei hätte man vor dem Abstiegsspiel nicht mit viel Gegenwehr gerechnet. Die Gewichteverteilung in den Einzeln am Freitag: Florian Mayer und Jan-Lennard Struff rangieren auf Platz 59 bzw. 67, ihre jungen polnischen Gegner (20 und 19 Jahre alt) mit den schwierig auszusprechenden Namen Kamil Majchrzak und Hubert Hurkasz rangieren auf den Plätzen 277 und 329.
„Hubi“ wie Andy Roddick
Zumindest von der Körperlänge konnten es die Gäste mit den Gastgebern einigermaßen aufnehmen. Hurkasz, ein Riesentalent mit Andy Roddick-Vorhand, Aufschlägen von knapp 220 km/h und schönen, fließenden Bewegungen, den sie in der Heimat „Hubi“ rufen, misst 1,96 Meter und ist damit genauso lang wie Struff.
Polens Nummer eins, Majchrzak, nennen sie „kalter Fisch“, weil er so cool spielt, was Struff im Auftakteinzel zu spüren bekam. Der Pole, ohne Punch, aber mit großer Konstanz ausgestattet, verstrickte „Struffi“ immer wieder in lange Rallys. Am Ende benötigte er fünf Sätze, gewann, weil Majchrzak immer müder wurde und er selbst besser ins Spiel fand gegen einen Gegner, „der mir nicht lag, weil er flach und kurz spielt“. Am Ende war der Fünf-Satz-Sieg souverän: In den letzten beiden Sätzen gab Struff nur fünf Spiele ab.
Es folgte der Fehlstart von Mayer (1:6) und der am Ende verdiente Sieg nach rund drei Stunden und vier Sätzen. Am Ende war Mayer, der im Oktober 33 wird, fitter als sein 15 Jahre jüngerer Gegner.
Und glücklicher: „Meine Nerven hatte ich nicht im Griff. Ich bin froh, dass ich durchgekommen bin“, gab die deutsche Nummer eins zu. Man könnte auch sagen: Hurkasz hat die Gunst der Stunde nicht genutzt, als er 6:4 im Tiebreak des zweiten Satzes führte und 2:0 in Sätzen in Führung gehen konnte.
Kerbersche Frischzellenkur
Sportlich ruckelte es, der Rahmen war perfekt: bestes Wetter, ein aufgehübschtes, gut gefülltes Steffi-Graf-Stadion, weiße Zelte, rote Teppiche. Dazu ein herrlicher Blick auf den Hundekehlensee. Der LTTC Rot-Weiß wäre auch die perfekte Wahl für ein WTA-Turnier. Eine Neuauflage der German Open, die hier bis 2008 stattfanden. Jedenfalls wird derzeit heiß diskutiert, ob man Berlin durch die Kerbersche Frischzellenkur als Station auf der großen Tour wieder aufleben lassen könnte.
Für die Herren ist derzeit Schwarzbrot angesagt – daran ändert auch ein sehr wahrscheinlicher Pflichtsieg gegen Polen und der Verbleib in der Weltgruppe nichts.
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