Andy Murray schlägt derzeit in Peking auf

Andy Murray: Der Mann des Jahres

Wimbledonsieg, Olympia-Gold, insgesamt sechs Turniersiege – Andy Murray ist der Mann des Jahres. Was auch an der Schwäche von Novak Djokovic liegt. Warum er es verdient hätte, jetzt auch die Nummer eins zu werden.

Andy Murray hatte gerade das Masters von Shanghai gewonnen. Er schlug Roberto Bautista Agut 7:6, 6:1. Da sagte der Brite bemerkenswerte Sätze: „Das Wichtigste, um die Nummer eins zu werden, ist, dass man extrem konstant über das ganze Jahr spielt. Das habe ich getan seit der Sandplatzsaison.“ Und weiter: „Ich glaube, dass ich dorthin kommen kann. Die letzten Monate haben es bewiesen. Ich werde alles dafür tun, denn vielleicht bekomme ich nie wieder die Chance.“

Die Nummer eins – die Zahl schwebt förmlich über Murray. Sechs Turniersiege gelangen dem 29-Jährigen in dieser Saison. Murray siegte in Rom, Queen’s, Wimbledon, Rio, Peking und Singapur. Er stand in drei Grand Slam-Endspielen (Melbourne, Paris, Wimbledon) und schaffte die Finals von zwei zusätzlichen Masters-Turnieren (Madrid, Cincinnati). 65:9 lautet seine eindrucksvolle Siege-Niederlagen-Bilanz 2017. Er hat schon jetzt fast zehn Millionen Dollar an Preisgeld kassiert (exakt 9.650.319 $).

Der schwächelnde Djokovic

Zum Vergleich: Die Nummer eins, Novak Djokovic, hat in der Jahresbilanz zwar einen Titel mehr auf dem Konto (7), hat auch mehr Geld verdient (11.266.566 $), aber auch weniger Siege – 59 im Vergleich zu sieben Niederlagen. Fakt ist, dass Fans und Gegner nach den French Open einen anderen Novak Djokovic erlebten als zuvor. Der Nimbus der Unschlagbarkeit jedenfalls war futsch. Mit dem Sieg in Paris holte sich der Serbe das fehlende Puzzle, machte den Karriere-Grand Slam perfekt, der in der jüngeren Tennishistorie nur drei anderen Spielern gelang – Andre Agassi, Rafael Nadal und Roger Federer.

War anschließend der Druck weg? War es der Punkt, an dem ihm Körper und Geist sagten: Ich muss mir eine Pause nehmen, ich kann diese unmenschliche Leistung nicht permanent bringen? Vieles spricht dafür: private Eskapaden, die immer noch im Nebel liegen, die frühen Niederlagen in Wimbledon und bei den Olympischen Spielen. In Shanghai verlor Djokovic klar und überraschend gegen Bautista Agut, dem in den fünf Partien zuvor bei fünf Aufeinandertreffen kein Sieg gelang. Dabei zertrümmerte er ein Racket und es schien, als suche er ein Ventil für den ganzen Frust der letzten Wochen und Monate.

Murray hätte die Nummer eins verdient

Ja, Murray hatte ebenfalls frustierende Erlebnisse. Die Niederlage im Davis Cup gegen Juan Martin del Potro etwa oder die ärgerliche Niederlage bei den US Open gegen Kei Nishikori, als er völlig neben der Spur war, als das Hallendach im Arthur Ashe Stadium geschlossen war.

Murray schimpft oft wie ein Hafenarbeiter in den Londoner Docklands, aber – und das müssen auch die anerkennen, die ihm mangelndes Charisma attestieren – Murray hat klare Ansichten. Ob Sharapova-Sperre oder schottische Unabhängigkeit. Wer Zeuge seiner Pressekonferenzen in Melbourne, Paris, Wimbledon oder New York ist, kann nur zu dem Schluss kommen: Da spricht einer Klartext und sondert keine Worthülsen ab. Die tiefe, kehlige Stimme tut ihr Übriges. Und was bei Murray noch begeistert: sein klares Yes zum Davis Cup. Mögen sich die anderen echauffieren über andere Klima- und Zeitzonen, über Termine, die nicht passen – Murray liefert.

Konkret ist die Situation an der Spitze so: Djokovic führt mit 12.900 Punkten, dahinter liegt Murray mit 10.485 Zählern. Abgeschlagen auf Platz drei rangiert Stan Wawrinka mit nur rund der Hälfte der Punkte (5.820). Murray spielt noch in Wien, Paris und den ATP World Tour Finals in London. In Wien kann er 500, in Paris 1000 und in London 1500 Punkte sammeln. Ergo: Platz eins ist noch in diesem Jahr drin, wenn Djokovic weiter schwächelt, der in Paris und London die Titel verteidigen muss.

 

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In Paris war Murray letztes Jahr im Finale, in London überstand der Local Hero die Vorrunde nicht, auch weil er die Priorität auf das Davis Cup-Finale gegen Belgien legte. Ach ja: 2009, vor sieben Jahren, war Murray zum ersten Mal die Nummer zwei. Es ist an der Zeit, dass er den finalen Step macht. Ein Schotte an der Spitze wäre ein Novum. Damit würde er im nationalen Ranking sogar Sean Connery alias James Bond verdrängen.Air Jordan 1 Outlet Store | cheapest air jordan 1 high