Ana Ivanovic: Ein herber Verlust für die WTA-Tour!
Der Rücktritt von Ana Ivanovic kommt nicht überraschend. Dennoch verliert die Damentour eines ihrer wichtigsten Gesichter, findet unser Reporter. Ein Kommentar.
Eigentlich ist der Rücktritt von Ana Ivanovic keine große Überraschung. Man musste damit rechnen, nicht erst in den letzten Tagen, seit die Serbin für Mittwochabend eine wichtige Mitteilung auf ihrer Facebookseite angekündigt hatte. Die Gerüchte um ein baldiges Ende ihrer Laufbahn mehrten sich bereits seit ihrer Hochzeit im Sommer mit Fußballprofi Bastian Schweinsteiger. Sportlich lief es für die 29-Jährige schon längst nicht mehr rund. Ihre erfolgreichste Zeit – 2008, als sie die French Open gewann, Nummer eins der Welt wurde und als neuer Superstar auf der Damentour gefeiert und verehrt wurde – liegt gefühlte Jahrzehnte zurück. In den letzten Jahren dominierten Verletzungspech und Formschwankungen ihre Karriere, zum Ende der Saison 2016 wird sie nur noch als Nummer 63 im WTA-Ranking geführt – ihre schlechteste Position zum Saisonabschluss seit 2004. Von einer Rückkehr in die Weltspitze schien sie zuletzt weiter entfernt als ihr Gatte von einer Führungsrolle bei Manchester United.
Ivanovic wird der schwächelnden Damentour fehlen
Und trotzdem löst die Nachricht vom Karriereende der Schönen und Beliebten in der Szene ein Gefühl der Ernüchterung aus. Der Verlust von Ivanovic wird schwer wiegen – auch wenn die sportliche Lücke, die sie hinterlässt, inzwischen nicht mehr viel größer als ein Ballabdruck ist. Sie wird auf der WTA-Tour fehlen – als Sympathieträgerin, als perfekte Botschafterin des Tennissports, als Zugpferd für viele Events auf der ohnehin schwächelnden Damentour.
Ana Ivanovic hat sich während ihrer Laufbahn eine Eigenschaft bewahrt, die viele ihrer Profikolleginnen vermissen lassen: Natürlichkeit. Klar, die Serbin weiß um ihre Anziehungskraft und ihren Charme, den sie bei ihren Auftritten versprüht. Erstrecht kennt sie ihren Marktwert, der sie in ihrer 13 Jahre langen Karriere zu einer der reichsten Spielerinnen überhaupt und zu einer Weltmarke gemacht hat. Neben 15 Millionen Dollar Preisgeld verdiente sie ein Vielfaches an Sponsoreneinnahmen. In den vergangenen Jahren lächelte sie von mehr als 150 Titelseiten diverser Magazine – ja, gelegentlich auch vom tennis MAGAZIN-Cover. Ivanovic war längst nicht mehr nur Tennisstar, sie war eine Allzweckwaffe für Milliarden-Unternehmen wie Adidas oder Rolex, sie war „Everybodys Darling“ auf roten Teppichen und ein Dauermotiv für die Objektive internationaler Paparazzi. Arrogant ist sie trotz des Riesenhypes um ihre Person nie geworden. Vermutlich fallen die weltweiten Reaktionen auf ihre zweiminütige Rücktrittserklärung in den sozialen Netzwerken deshalb so überschwänglich aus. Für viele Fans zieht sich mit Ivanovic ein Vorbild vom Profisport zurück, eine Identifikationsfigur. Für die Spielerinnen eine meist beliebte Kollegin – und für Reporter eine jederzeit angenehme und eloquente Gesprächspartnerin, eine unterhaltsame, freundliche und bodenständige Athletin, die stets mit Professionalität und Authentizität auftrat. Ohne Starallüren, ohne Launen.