Ernüchterung in New York: Kerber zum Auftakt raus
Ausgerechnet in ihrer Wohlfühloase New York hat Angelique Kerber einen Albtraum erlebt und ist bereits in der ersten Runde der US Open gescheitert. Die Titelverteidigerin unterlag der Weltranglisten-45. Naomi Osaka (Japan) nach einer enttäuschenden Vorstellung in 65 Minuten mit 3:6, 1:6. 353 Tage nach ihrem Triumph in Flushing Meadows musste Kerber damit den nächsten bitteren Rückschlag hinnehmen.
Kerber, nach ihren Siegen bei den Australian Open und im Big Apple 2016 als Nummer eins ins Jahr gestartet, wird damit aus den Top Ten fallen. Die Anspannung war ihr bereits anzusehen, als sie mit gesenktem, aber hochkonzentriertem Blick das größte Tennis-Stadion der Welt betrat.
UPSET ALERT:@Naomi_Osaka_ takes out defending #USOpen champion, 6th seed Angie Kerber.
Did you see that one coming?! pic.twitter.com/dtCQifGR3L
— US Open Tennis (@usopen) August 29, 2017
Es ist das erste Mal seit 2005 (Svetlana Kuznetsova), dass eine Titelverteidigerin in Flushing Meadows ihre Auftakthürde nicht meistern konnte – und erst das insgesamt fünfte Mal in der Open Era seit 1968.
Die zuletzt an Ellbogenproblemen laborierende Kerber fand ausgerechnet im Arthur-Ashe-Stadium, dem Ort ihrer Träume, zu keiner Zeit ins Match. Die 29-Jährige wirkte verunsichert, gehemmt und ließ sich von der mutig agierenden Osaka den Schneid abkaufen. Besonders beim Aufschlag schwächelte Kerber, die in den vergangenen Tagen noch so zuversichtlich geklungen hatte.
UPSET ALERT:@Naomi_Osaka_ takes out defending #USOpen champion, 6th seed Angie Kerber.
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Ebrahimzadeh-Effekt verpufft
Auch der Schachzug, neben ihrem Stammcoach Torben Beltz ihren Ex-Trainer Benjamin Ebrahimzadeh zurück ins Team zu holen, fruchtete (noch) nicht. Den ersten Durchgang verlor Kerber nach 35 Minuten – symptomatisch durch einen Returnfehler. Unmittelbar danach gab sie erneut ihr Aufschlagspiel ab und lag schnell mit 0:2 in Rückstand. Die an Position sechs gesetzte Kielerin bäumte sich zwar gegen die drohende Niederlage, doch die Japanerin nutzte jede Schwäche der Favoritin gnadenlos aus.
Dabei hatte das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres für Kerber nach einer Saison voller Rückschläge zum ersehnten Befreiungsschlag werden sollen. Die frühere Nummer eins hatte beim Training in den vergangenen Tagen auf der Anlage im Stadtteil in Queens lockerer gewirkt als zuletzt. Sogar einer Gruppe von lautstarken Fans winkte sie während der Übungseinheit lächelnd zu.
Positiv stimmte zudem die Rückholaktion von Ebrahimzadeh ins Team um ihren Stammcoach Torben Beltz. Der 37-jährige Ebrahimzadeh pflegt eine direkte Ansprache und ist unbequemer als Beltz.
Im Training herrschte eine höhere Dynamik, der gebürtige Saarländer fordert Kerber – auch verbal. Beide hatten bereits zwischen Ende 2012 und Anfang 2015 zusammengearbeitet, ehe Kerber wieder auf ihren Jugendtrainer Beltz setzte. Mit Erfolg, denn zusammen mit dem Schlaks feierte sie ihre bislang größten Triumphe.
Kerber hatte in New York nach eigener Aussage auch die Atmosphäre gespürt, die sie 2016 auf den Tennis-Thron getragen hatte. „Es ist eine Magie, ich liebe diese Stadt einfach und fühle mich sehr wohl“, hatte sie gesagt. Dann kam das Match gegen Osaka.
Bereits bei den French Open war die Linkshänderin in der ersten Runde gescheitert, bei den Australian Open und in Wimbledon war sie jeweils im Achtelfinale ausgeschieden. (SID)
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