Mail aus New York: Kerber & das Wetter – doppelter Niederschlag
Das letzte Grand Slam-Turnier des Jahres läuft seit Montag. tM-Reporter Florian Vonholdt berichtet in seiner täglichen Kolumne von den US Open aus New York.
Das Kontrastprogramm hätte kaum größer ausfallen können. Gestern: ein prall gefüllter erster Turniertag inklusive spektakulärer Eröffnungsfeier und dem letzten Ballwechsel zwischen Alexander Zverev und Darian King um kurz nach 2 Uhr nachts. Heute: fast den ganzen Tag Regen, kaum eines der 11 Uhr-Matches auf den Außenplätzen fand sein reguläres Ende. Es hörte für den Rest des Tages einfach nicht mehr auf.
Regen, Regen, Regen ☔️ Keine Matches mehr auf den Außencourts heute. Nur noch im Arthur Ashe Stadion wird gespielt. pic.twitter.com/zCd6iKhFBk
— tennis MAGAZIN (@tennismagazin) August 29, 2017
Ihr ganz eigenes Kontrastprogramm erlebte Deutschlands Nummer eins Angelique Kerber an diesem düsteren Dienstag. Nur die Zeitspanne war ein andere. Nicht von heute auf morgen, sondern von 2016 zu 2017. Finale vor einem Jahr, Erstrundaus in diesem.
Alles anders als im Superjahr 2016
Obwohl das geschlossene Dach über dem Arthur Ashe Stadion sie vor dem Niederschlag vom grauen New Yorker Himmel verschonte, musste Kerber einen (weiteren) persönlichen auf dem blauen Hardcourt über sich ergehen lassen. Als hätte es noch einer letzten Bestätigung bedurft, dass in dieser Saison alles anders ist als im Superjahr 2016. Ein Wandel zwischen den Extremen.
Was in den Tagen vor dem Auftaktmatch gegen Naomi Osaka nach gelöster, nach Aufbruchstimmung ausgesehen hatte, verflüchtigte sich so schnell wie der gestrige Sonnenschein. Mit der Rückholaktion von Benjamin Ebrahimzadeh hatte die 2017 gegen eine Top 20-Spielerin sieglose Kerber versucht, noch einmal einen neuen Impuls zu setzen, der verkorksten Saison noch einmal eine finale Wende zu geben. Das Vorhaben scheiterte gänzlich.
Um kurz nach halb sechs Uhr abends verließ die Titelverteidigerin zusammen mit ihrem Trainer-Duo Beltz/Ebrahimzadeh eiligen Schrittes das Billie Jean National Tennis Center. Ein schwarzer Regenschirm, den ihr eine Turniermitarbeiterin hielt, schützte sie auf dem Weg vom Spielereingang des Arthur Ashe Stadiums zum wartenden Shuttlebus vor weiterem Niederschlag an diesem Tag.
UPSET ALERT:@Naomi_Osaka_ takes out defending #USOpen champion, 6th seed Angie Kerber.
Did you see that one coming?! pic.twitter.com/dtCQifGR3L
— US Open Tennis (@usopen) August 29, 2017
Langzeitcoach Beltz war nicht nach Reden zumute. Verständlich. „Tough“ nannte er das kurz zuvor Erlebte – hart. Dass sein Schützling nun fast ihre kompletten 2.000 Ranglistenpunkte verliert und aus den Top 10 fallen wird, dürfte ihn da noch wenigsten beschäftigen. Abstand gewinnen war die Devise. Und zwar schnell.
Es war nicht die Kerber, die, wie sie es selbst gerne formuliert, ihr Herz auf dem Platz ließ. Vielmehr nahm ihre Gegnerin ihr Herz in die Hand und gleichzeitig auch das Match. Osaka, 19 Jahre jung, vor dem Turnier auf Rang 45 gelistet, lieferte einen äußerst smarten Auftritt ab. Sie spielte gut, keine Frage. Aber die Tochter eines Haitianers und einer Japanerin musste nicht einmal restlos alles aufbieten, um Kerber in Schach zu halten. Denn die leicht angeschlagene Kielerin (Ellbogen) vermittelte in keiner Situation den Anschein eines energischen Aufbäumens, war fast ausschließlich in der Defensive, reagierte nur auf die druckvollen Grundschläge ihrer 1,80m großen Gegnerin und produzierte fünf Doppelfehler (kein Ass).
„Brauche viele Matches“
„Was ich brauche sind mehr Matches“ sagte Kerber anschließend. Denn das sei immer noch was anderes als gutes Training und „ein großer Unterschied zu letzter Saison“. Doch, und da beginnt der Teufelskreis, mehr Spiele kann sie sich eben nur durch Siege holen. Die aber bleiben mit inzwischen verlässlicher Regelmäßigkeit aus in diesem, aus Kerbers Sicht, verfluchtem Jahr 2017. „Für mich war es sicher heute nicht der beste Tag“, stellte sie fest. Und das lag gewiss nicht am schlechten Wetter.
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