Laver Cup: Super-Event oder Riesen-Bluff?
Heute startet in Prag erstmals der Laver Cup, ein neuer interkontinentaler Team-Wettbewerb. Europa und der Rest der Welt stehen sich in einem Show-Event gegenüber.
Die Inszenierung ist perfekt, das Ambiente stimmig und die Besetzung erstklassig: Heute beginnt in Prag der Laver Cup, der Kampf der Kontinente, Europa gegen den Rest der Welt. Als gestern auf dem Prager Rathausmarkt Luxuslimousinen vorfuhren, denen dann die Spieler für dieses Drei-Tage-Spektakel entstiegen, hatte das etwas von einem Staatsempfang. Sie jubelten den Fans zu, die hinter Absperrgittern eifrig klatschten und fotografierten. Es fehlten nur die Krawatten bei den in feinste Anzüge gesteckten Profis.
Die Auftritte fügen sich glänzend ein in das Bild dieses neu geschaffenen Sport-Formats, das mit Nachdruck den Eindruck erwecken will: So zieht man heutzutage ein Tennisturnier auf. Die PR-Maschine läuft seit mehr als einem Jahr, im Vorfeld der Grand Slam-Turniere gab es immer wieder Pressekonferenzen, auf denen nicht gerade Bahnbrechendes verkündet wurde, die aber dafür sorgten, den Laver Cup wieder ins Blickfeld zu rücken. Hauptverantwortlich dafür waren – wie so oft – die handelnden Personen. Wenn Roger Federer, Rafael Nadal, John McEnroe, Björn Borg und Rod Laver gemeinsam zu einem Termin einladen, kann man schlecht nein sagen – egal, was dann am Ende dabei herumkommt.
Federer ist mit seiner Agentur Team8 Mitinitiator des Laver Cups und spielt natürlich auch selbst mit. Nadal gehört wie Federer zum „Team Europe“, dessen Teamchef Björn Borg ist. Sein Pendant beim „Team World“ ist John McEnroe. Und über allem schwebt Namensgeber Rod Laver, der mit seinen 79 Jahren derzeit wohl mehr Aufmerksamkeit bekommt als in seinen Erfolgsjahren 1962 und 1969. Damals gewann der Australier jeweils alle vier Grand Slam-Turniere einer Saison. Nun prangt der Pokal, der seinen Namen trägt, überdimensional auf Plakaten an etlichen Prager Hausfassaden und die tschechische Post hat ihm zu Ehren sogar eine limitierte Laver-Postkarte mit Laver-Briefmarke herausgebracht.
Me with the 👑 pic.twitter.com/J9y0FcakWk
— Roger Federer (@rogerfederer) September 21, 2017
Es ist allein die Traum-Konstellation von fünf Tennisgrößen mit Weltruf aus drei unterschiedlichen Tennisepochen, die für eine enorme Anziehungskraft des Laver Cups sorgt. Zumal auch noch die nächste Generation mitwirken darf: Alexander Zverev („Team Europe“) sowie Denis Shapovalov und Nick Kyrgios („Team World“) gehören ebenfalls zum Line-Up.
Wertigkeit steigt von Tag zu Tag
Seinen Reiz gewinnt der interkontinentale Wettkampf, der dem Ryder Cup im Golf nachempfunden ist und auf einem im edlen schwarz gehaltenen Court ausgespielt wird, aber auch aus seinen speziellen Regeln. Die Matches (pro Tag drei Einzel und ein Doppel) steigen von Tag zu Tag in ihrer Wertigkeit: Während ein Sieg am heutigen Freitag nur einen Punkt für das Team bringt, gibt es dafür am Samstag zwei und am Sonntag sogar drei Punkte. Insgesamt werden also 24 Punkte ausgespielt. Holt ein Team 13 Punkte, hat es gewonnen. Bei einem 12:12-Gleichstand gibt es ein alles entscheidendes Doppel über einen Gewinnsatz.
Beim @LaverCup in Prag wird ab Freitag auf einem schwarzen Court gespielt … #LaverCup #federer pic.twitter.com/lyrpeDpZYB
— tennis MAGAZIN (@tennismagazin) September 19, 2017
Die Aufgabe der Teamchefs ist es nun, ihre Spieler taktisch klug einzusetzen. Denn: Jeder Spieler darf nur maximal in zwei Einzeln zum Einsatz kommen. Und im Doppel darf es keine Paarung zweimal geben. Mindestens vier der sechs Profis jedes Teams müssen mindestens einmal im Doppel auflaufen.
Das alles verspricht eine gewisse Spannung, die allerdings auch bitter nötig ist. Denn auf dem Papier ist der Laver Cup längst entschieden, weil die europäische Auswahl wesentlich besser besetzt ist: Neben Federer, Nadal und Zverev sind Tomas Berdych, Dominic Thiem sowie Marin Cilic für Europa am Start. Die Welt-Auswahl setzt sich aus vier Amerikanern (John Isner, Jack Sock, Sam Querrey und Frances Tiafoe), Kyrgios und Shapovalov zusammen und wird ihrem Namen kaum gerecht. Was auch nicht weiter verwundert, denn das Herrentennis wird klar von europäischen Spielern dominiert, von denen sogar noch drei Hochkaräter verletzt sind (Murray, Djokovic, Wawrinka).
Hohe Antrittsgelder, keine Weltranglistenpunkte
Rein sportlich disqualifiziert den Laver Cup aber auch der Umstand, dass keine Weltranglistenpunkte vergeben werden und die Spieler horrende Antrittsgelder kassieren. Es ist eine Show-Veranstaltung, eine lupenreine Exhibition, die mitten in der Saison für eine Woche (inkl. Vorbereitung) zwölf Top 75-Spieler an sich bindet. Nur kurz zur Erinnerung: Es sind die Profis, die stets über einen zu vollen Turnierkalender jammern und denen Einsätze etwa im Davis Cup nicht mehr in den Zeitplan passen. Ruft aber Roger Federer den Laver Cup aus, bei dem die Spieler in Klassenfahrt-Atmosphäre mindestens sechsstellige Beträge einstreichen können, hat plötzlich jeder Zeit und findet die Idee eines neuen Team-Wettbewerbs komischerweise überhaupt nicht überflüssig.
Natürlich bemühen sich die Protagonisten bei jeder Gelegenheit darum, den Laver Cup als ernstzunehmendes Turnier darzustellen. Bereitwillig machen sie mit, diesen Riesen-Bluff als Super-Event zu verkaufen. Sie reden ein Prestige herbei, wo es gar keines gibt. Rafael Nadal etwa bekannte gestern: „Das ist keine Exhibition. Ich bin heute früh aufgestanden, um zu trainieren. Vor einer Exhibition trainiere ich nie.“
Nick Kyrgios verglich den Laver Cup mit ähnlich gearteten Formaten und kam zu dem Schluss: „Der Laver Cup ist wesentlich wichtiger als die IPTL (Showliga in Asien während der Off-Season, Anm. d. Red.) oder der Hopman Cup.“ John Isner stellte unmissverständlich klar: „Keiner von uns behandelt den Laver Cup wie eine Exhibition.“ Und Roger Federer wies daraufhin, dass alle Spieler schon am Dienstag angereist wären – „obwohl sie erst am Mittwoch in der Stadt hätten sein müssen.“
Verteufeln muss man den Laver Cup trotz dieser Gemengelage aber nicht. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, worum es hier eigentlich geht – nämlich um die Show und weniger um sportliche Verdienste.Air Jordan 4 Retro Off – CV9388 – White Sail – 100 – Jordan Brand quietly slipped in a new rendition of the low-top | nike dunk release dates