Kolumne Sandplatzgötter: Invaliden Open
Die Sandplatzgötter wundern sich, dass sie in Sachen körperlicher Gebrechlichkeit nun unverhofft auf ATP-Niveau angekommen sind. Für die vielen verletzten Topleute der Tour haben sie einen ganz heißen Tipp.
Seit die Sandplatzgötter die äußerst kurze und äußerst bodennahe Blüte ihres sportlichen Schaffens geringfügig überschritten haben, häufen sich bei uns die Probleme. Wir hatten immer vieles zu bieten, zuletzt aber vor allen Dingen: Waden, die ständig zu machen. Schultern, die einfach nicht mehr warm werden wollen. Rückenpartien, die wir erst bewusst wahrnehmen, seit sie irgendwie an den falschen Platz verschoben wurden und schmerzhaft auf Nervenenden drücken. Kurz gesagt: Wir haben „Körper“ und spielen nur noch in den seltensten Fällen in körperlicher Bestform oder mannschaftlicher Bestbesetzung.
Damit haben wir aber etwas erreicht, was wir für unsere Tenniskarrieren in diesem Leben (und Reinkarnations-Anhänger gibt es bei uns nicht!) eigentlich schon abgehakt hatten: Wir sind endlich auf ATP-Level angelangt. Denn beim Blick auf die Profis der Weltspitze fällt auf: Denen geht es seit einiger Zeit auch nicht anders. Im Gegenteil: „Trifft ein Top-Spieler einen anderen beim Arzt …“ ist im Moment nicht der Anfang eines schlechten Witzes, sondern ein nicht ganz unwahrscheinliches Szenario. Jedenfalls wahrscheinlicher als ein Treffen auf dem Trainingsplatz oder Wettkampf-Court.
Körperliche Handicaps
Bei den US Open waren es fünf der ersten elf Akteure der Weltrangliste, die aus Verletzungsgründen ihre Teilnahme früher oder später absagten. Zusätzlich gingen aus denselben Gründen mit Roger Federer und Marin Cilic noch weitere Spieler der Top 10 mit weniger Spielpraxis als gewünscht oder ganz ohne Vorbereitung ins Turnier. In Wimbledon hatte sich schon die Vorstufe des massiven Problems gezeigt: Dort gab es weniger Absagen, dafür aber diverse Aufgaben oder Niederlagen, die deutlich auf körperliche Handicaps zurückzuführen waren.
Es scheint sich also weniger um ein singuläres Ereignis, als um einen für Zuschauer sowie Tour- und Turnierverantwortliche echt blöden Trend zu handeln. Einzelne Stimmen wie John McEnroe fordern nun, den Terminplan zu reduzieren und die Saison weiter konsequent zu verkürzen. Eine Idee, die ohne weiterreichende Reformen allerdings nur dem Kopf eines ehemaligen Top-Spielers entsprungen sein kann. „Big Mac“ soll sich mal fragen, was die Nummer 50 oder 100 davon hält, nur noch sechs Monate im Jahr Geld verdienen zu können.
Karrieren dauern länger
Woher aber kommt die Verletzungshäufung nun plötzlich? Tja, wir werden zwar alle nicht jünger, aktive Tennisprofis in der Spitze in den letzten Jahren aber tatsächlich ganz auffällig älter. Die Karrieren dauern länger und gleichzeitig nimmt die Spielintensität zu. Statistiken belegen, dass die Profis heute pro Match durchschnittlich deutlich mehr Spiele bestreiten und damit über Jahre hinweg auch deutlich mehr körperlich gefordert werden als ihre Vorgänger.
Ein Top 100-Spieler hat heute in jeder Karrierephase deutlich mehr Wettkampfkilometer in den Knochen als sein Pendant aus den 70er-, 80er- oder 90er-Jahren. Eine Erklärung auch dafür, dass nicht nur die Ü30-Fraktion von der Verletzungsmisere betroffen ist. Verbesserte Trainings- und Regenerationsmethoden haben das offensichtlich zeitweise mehr als ausgeglichen, aber jetzt könnte auch im übertragenen Sinne ein Knackpunkt erreicht sein.
Apropos Knackpunkt: Falls Roger, Andy oder Nole das hier lesen sollten – wir kennen da einen Super-Chiropraktiker. Tut auch gar nicht weh. Also meistens.
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